Dissertation offenbar Plagiat
Der rumänische Premier Victor Ponta, der seit zwei Wochen wegen Plagiatsvorwürfen immer stärker unter Beschuss gerät, will trotz des offiziellen Urteils des Rates für die Anerkennung akademischer Titel (CNATDCU) und trotz seiner eigenen früheren gegenteiligen Erklärungen nicht auf den Doktortitel verzichten.
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Das erklärte er am Sonntag im TV-Sender Antena 3. Die Entscheidung des CNATDCU stelle eine „mafiöse Exekution“ auf Kommando des Staatschefs Traian Basescu dar, so Ponta. „Ich habe sehr viel für die Dissertation gearbeitet und bin sehr stolz darauf“, sagte er.
„El Pais“ überführt Ponta der Lüge
Die spanische Zeitung „El Pais“, der Ponta vergangene Woche erklärt hatte, dass er „sich ganz sicher zurückziehen“ werde, wenn sich die Plagiatsanschuldigungen bewahrheiten, veröffentlichte die Audioaufnahme des Interviews, nachdem PSD-Vertreter behauptet hatten, dass die Reporter Pontas Aussagen missverstanden hätten. Daraus geht eindeutig hervor, dass Ponta den Rücktritt zusagte.
Die CNATDCU hatte davor entschieden, dass im Falle von Pontas 2003 an der Universität Bukarest abgeschlossenen Dissertation ein Plagiat vorliegt und empfahl dem Unterrichtsministerium die Aberkennung des Doktortitels. Laut dem CNATDCU-Vorsitzenden Marius Andruh sind 85 der 307 Seiten von Pontas Dissertation „leicht zu identifizierende“ Übernahmen ohne Quellenangabe, wobei die Quelle zumindest im Literaturverzeichnis aufscheint. Weitere 40 Seiten wurden ohne jede Quellenangabe in die Arbeit kopiert.
Dreimonatskurs statt Masterstudium?
Ponta wird nun auch beschuldigt, jahrelang seinen Lebenslauf gefälscht zu haben. Die Tageszeitung „Adevarul“ enthüllte am Dienstag, dass das im Lebenslauf des Premiers angegebene Masterstudium in internationalem Strafrecht an der Universität von Catania in Italien im Jahr 2000 eigentlich ein dreimonatiger postgradualer Kurs war. Wie der Präsident der betreffenden Universität gegenüber „Adevarul“ sagte, war Ponta „nie Masterstudierender an unserer Universität“.
Gleich nach dem Plagiatsskandal hatte Ponta die Angabe bezüglich des angeblichen Masterstudiums aus allen öffentlichen Lebensläufen gelöscht. Diese Aktion argumentierte er sodann mit der Angabe, dass er nur jene Studien angeben wollte, die für den Premiersposten von Bedeutung waren. Auch veröffentlichte Ponta auf seinem Blog die Teilnahmebestätigung der italienischen Universität.
In Gremium eingegriffen
Kurz vor der Sitzung, in der der CNATDCU über Pontas Fall entscheiden sollte, ließ er offenbar seinen damaligen Unterrichtsminister Liviu Pop (PSD) ohne jede Vorankündigung drastisch in die Zusammensetzung des Gremiums eingreifen - den etwa 20 bisherigen Mitgliedern wurden weitere 25 beigestellt - laut Pop eine Maßnahme, die sich durch die Ineffizienz des Rates rechtfertige. Kommentatoren zufolge beabsichtigte Ponta jedoch, sich eine ihm günstige Mehrheit zu sichern.
Davor hatte Ponta auf ähnliche Weise die Mitglieder des Ethikrates durch Personen ersetzt, die seiner Partei treu sind, wie die Tageszeitung „Evenimentul Zilei“ nachweisen konnte. Die Änderung erfolgte nur wenige Stunden bevor der Ethikrat über den Plagiatsfall des Ex-Unterrichtsministers Ioan Mang (PSD) beraten sollte.
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