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„Traum Wirklichkeit werden lassen“

Auch Nicaragua hat sich in den Kreis jener Länder begeben, die gigantische Projekte auf der Agenda haben. Forciert von Präsident Daniel Ortega wurde eine Behörde eingesetzt, die den Bau des „Gran Canal Interoseanico“ - einer neuen schiffbaren Verbindung vom Atlantik zum Pazifik - einleitete.

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Das Projekt soll dem Panamakanal Konkurrenz machen - und was den Kostenaufwand betrifft, sollte das auch gelingen: Schließlich ist das gigantische Bauvorhaben mit nicht weniger als 30 Milliarden Dollar (24 Mrd. Euro) veranschlagt. Präsident Ortega hofft, das mittelamerikanische Land mit den Einnahmen durch einen solchen Kanal aus der Armut führen zu können und sieht bei tatsächlicher Umsetzung einem Prestigeschub entgegen.

Chinesisches Unternehmen erhielt Auftrag

Panama bringt sein Kanal jährlich eine Milliarde Dollar ein. Geld, das Nicaragua auch gut brauchen könnte, denn es ist nach Haiti das zweitärmste Land Amerikas. Nachdem Kritiker die möglichen Investoren über lange Zeit auf wackligen Beinen sahen, unterzeichnete die Regierung ein Abkommen mit dem neu gegründeten chinesischen Unternehmen HK Nicaragua Canal Development Investment mit Sitz in Hongkong. Die Gruppe soll sowohl für Finanzierung als auch Umsetzung zuständig sein, wie es heißt.

Karte von Zentralamerika mit Nicaragua und Panama

Google Earth, ORF.at (Montage)

Der „Nicaraguakanal“ wäre um ein Vielfaches länger als der Panamakanal

Die Regierung schreckt jedenfalls nicht vor den Rieseninvestitionen zurück, die für die Realisierung dieses Projekts vonnöten sind. Fließen sollen die Milliarden aber auch teils vom Staat, der selbst 51 Prozent am Kanal halten will. Im Jahr 2019 soll das Projekt realisiert sein.

Nicaraguas Präsident Manuel Ortega

APA/EPA/EFE/Cesar Perez

Nicaraguas Präsident Daniel Ortega möchte sich mit dem Megaprojekt Prestige verschaffen

„Von geografischer Lage profitieren“

Die Linksregierung Ortegas sieht jedenfalls Bedarf für den Kanal. Der Welthandel werde weiter wachsen, zudem soll die neue Wasserstraße breiter und tiefer als der lukrative Panamakanal werden. Dieser wird derzeit selbst vergrößert - dort sollen die Bauarbeiten bis 2014 abgeschlossen ein.

Für das Vorhaben, die zwei Weltmeere durch eine Wasserstraße zu verbinden, bietet Nicaragua zudem günstige geografische Voraussetzungen: „Diese Initiative ist der Gipfelpunkt eines historischen Bestrebens Nicaraguas, von seiner geografischen Lage zu profitieren“, sagt Jaime Incer, Umweltexperte im Präsidialamt.

„Wir können diesen Traum Wirklichkeit werden lassen“, sagte der Abgeordnete Edwin Castro von der regierenden Nationalen Sandinistischen Befreiungsfront (FSLN) nach dem Beschluss im Sommer.

Wichtige Handelsroute im 19. Jahrhundert

Schon Mitte des 19. Jahrhunderts verlief durch das Land eine der wichtigsten Routen von der Ost- zur Westküste der USA, da sich Zentralamerika dort großteils auf natürlichen Wasserwegen - dem Fluss San Juan und dem Nicaragua-See - durchqueren ließ. Schon früh kam in den USA auch die Idee eines Kanals durch Nicaragua auf - doch die Wahl fiel schließlich auf Panama.

Nachdem die USA den 1914 eröffneten Panamakanal bis 1999 kontrollierten, übergaben sie die Agenden an Panama. Durch den Kanal fließen derzeit rund fünf Prozent des Welthandels. Er erspart den Schiffen den langen und mühsamen Umweg um das Kap Hoorn an der Südspitze Südamerikas. Seit Panama den Kanal selbst verwaltet, bescherte er dem Land jährliche Einnahmen von einer Milliarde Dollar (etwa 792 Mio. Euro).

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