„Nicht wie erwartet“
Mit Investitionen in Milliardenhöhe hat der Softwarekonzern Microsoft zum Angriff auf Google und somit die unbestrittene Nummer eins im Onlinegeschäft geblasen. Wie der Konzern nun eingestehen musste, verläuft die Offensive derzeit allerdings alles andere als nach Plan.
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Vielmehr muss Microsoft wegen seiner Onlinewerbetochter aQuantive nun eine Abschreibung von 6,2 Milliarden Dollar (4,9 Mrd. Euro) vornehmen. Die Berichtigung auf den Firmenwert falle im vierten Quartal an, teilte Microsoft am Montag mit. Der Quartalsgewinn dürfte damit vollständig aufgezehrt werden. Analysten hatten damit gerechnet, dass Microsoft am 19. Juli einen Nettogewinn von etwa 5,25 Mrd. Dollar vorlegen würde.

AP/Elaine Thompson
Der Chef von aQuantive, Kevin Johnson, und der Chef der Microsoft-Onlineabteilung, Kevin Johnson, feiern die Übernahme am 18. Mai 2007
Die Abschreibung kommt einem Eingeständnis gleich, dass aQuantive praktisch wertlos ist. Microsoft hatte das Unternehmen vor fünf Jahren für 6,3 Mrd. Dollar erworben, um seine Erlöse im Onlinewerbegeschäft anzukurbeln und den Rivalen Google und auch Yahoo besser die Stirn bieten zu können. Zum damaligen Zeitpunkt war es Microsofts größte Übernahme, die nur durch den 8,5 Mrd. Dollar schweren Skype-Zukauf im vergangenen Jahr übertroffen wurde. AQantive hatte zum Zeitpunkt der Übernahme 2.600 Mitarbeiter und die Zeichen standen zunächst deutlich auf Wachstum.
Auch Bing und MSN unter Plan
Die aQuantive-Übernahme habe „das Wachstum nicht in dem Maße beschleunigt wie erwartet, was zu der Abschreibung führte“, hieß es in der Konzernmitteilung. Zudem erwartet Microsoft den Angaben nach nun weniger Wachstum und Profitabilität in der Onlinedienstsparte, die die Suchmaschine Bing und das Internetportal MSN umfasst, als „in bisherigen Schätzungen“. Konkrete Zahlen wurden von Microsoft nicht genannt.
Das Onlinegeschäft gilt als die große Schwachstelle von Microsoft. Während Google als Nummer eins der Suchmaschinen durch grafische Anzeigen und gekaufte Links ein Rekordergebnis nach dem anderen einfährt, dominieren bei Microsoft hier weiter rote Zahlen. Allein in den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahres lag der operative Verlust der Onlineservicesparte bei mehr als 1,4 Mrd. Dollar. Immerhin reduzierte sich der Verlust im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, als er sogar bei 1,9 Mrd. Dollar gelegen hatte.
Bing-Partnerschaft mit Yahoo
Bing hat nach Microsoft-Angaben seinen Marktanteil zuletzt steigern können und höhere Einnahmen je Suchergebnis verzeichnet. Dazu trug auch die Partnerschaft mit Yahoo bei. Sein Geld verdient Microsoft allerdings bis heute vor allem mit seinem Betriebssystem Windows und den Office-Büroprogrammen.
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