Stadt von Flammen bedroht
Trotz einer erheblichen Mobilisierung von Einsatzkräften bekommen die Behörden die schweren Waldbrände im US-Bundesstaat Colorado nicht in den Griff. Seit die Flammen Wohngebiete der Stadt Colorado Springs erfassten, hätten bereits 36.000 Menschen ihre Häuser verlassen müssen, sagte Gouverneur John Hickenlooper am Mittwoch dem TV-Sender CNN.
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Das Waldo-Canyon-Feuer - benannt nach dem Nationalpark, in dem es am Samstag ausgebrochen war - ist eines von mehreren, die derzeit entlang der Rocky Mountains wüten. Laut Behörden konnten erst fünf Prozent des Waldbrandes nahe Colorado Springs eingedämmt werden. 7.400 Hektar Land wurden bereits von den Flammen zerstört.
Sturm facht Feuer weiter an
Über Colorado Springs, der hundert Kilometer südöstlich von Denver gelegenen zweitgrößten Stadt des Bundesstaates, lag eine dichte Rauchdecke. Sturmböen mit Spitzenwerten von 145 km/h ließen den Waldbrand explosionsartig anwachsen. Über Nacht verdoppelten sich seine Ausmaße. Plötzlich drehender Wind hatte Feuerwehrleute und Anrainer gleichermaßen überrascht.

AP/Gaylon Wampler
Feuer mit gigantischem Ausmaß
In Colorado Springs kletterten die Temperaturen auf 38 Grad Celsius. Die Rekordhitze hält schon seit fünf Tagen an, und Meteorologen sagen voraus, dass es sich zumindest vorerst nicht merklich abkühlen wird.
Gouverneur schockiert
Meterhohe Flammen fraßen sich weiter durch die Häuserblocks. Die Zeitung „Denver Post“ zitierte den Feuerwehrchef von Colorado Springs, Richard Brown, mit den Worten, es handle sich um einen „Feuersturm monumentalen Ausmaßes“. Hickenlooper überflog das Gebiet in einem Hubschrauber und zeigte sich schockiert über das Ausmaß des Infernos: „Aus der Luft sieht es aus wie nach einer militärischen Invasion“, sagte er. „Ich sah Häuser, die bis auf die Grundmauern niedergebrannt waren, es war surrealistisch“, ergänzte er laut Nachrichtensender CNN.
Überstürzte Flucht
In den Notunterkünften warteten die Bewohner der evakuierten Häuser auf Nachrichten, ob ihr Hab und Gut von den Flammen zerstört wurde. Viele Menschen hatten auf ihrer Flucht keine persönliche Gegenstände mitnehmen können. „Ich habe keine Kleidung - nichts“, sagte Virginia Caldwell, während sie ihren 18 Monate alten Enkel in einer zur Rotkreuz-Unterkunft umfunktionierten Schule im Arm schaukelte.
Die Feuerwehr appellierte an die Menschen, ihre Mobiltelefone nur noch für Notrufe zu nutzen. Die Polizei teilte mit, dass die Versorgung der nordwestlichen Teile von Colorado Springs mit Strom und Gas unterbrochen werden müsse.
Mindestens 300 zerstörte Häuser
Die „Denver Post“ veröffentlichte eine Luftaufnahme, die nach Angaben der Zeitung 300 zerstörte Häuser zeigte. Die Behörden nannten jedoch keine Zahlen. Sie verwiesen darauf, dass sie wegen der von den Bränden ausgehenden starken Hitze noch nicht die betroffenen Gebiete begutachten konnten.

AP/Darrell Spangler
Starke Winde, die zudem laufend ihre Richtung änderten, erschwerten die Arbeit der Feuerwehr. „Normalerweise bläst der Wind aus einer Richtung“, sagte Einsatzleiter Rich Harvey. Diesmal aber verhielten sich Wind und Brände „auf völlig unvorhersehbare Weise“. Zum Ausmaß der Schäden konnte er zunächst keine Angaben machen. Berichte über Tote oder Verletzte lagen zunächst nicht vor.
Obama sagt Hilfe zu
Die Ursache für das Waldo-Canyon-Feuer war weiter unklar. Gouverneur Hickenlooper sagte, einige Spuren wiesen auf Brandstiftung hin, doch wolle er auch einen Blitzschlag nicht ausschließen. Die Bundespolizei FBI hat sich in die Ermittlungen eingeschaltet. Das durch einen Blitzschlag ausgelöste High-Park-Feuer rund hundert Kilometer nordwestlich von Denver konnte zum Großteil unter Kontrolle gebracht werden.

Reuters/Rick Wilking
Extreme Trockenheit begünstigt die Brände
US-Präsident Barack Obama zeigte sich besorgt und kündigte einen Besuch in der Region an. Er will sich am Freitag selbst ein Bild von der Lage in Colorado Springs machen. In einem Telefongespräch mit Hickenlooper sagte der US-Präsident den Behörden von Colorado und anderen von Waldbränden betroffenen Bundesstaaten volle Unterstützung zu.
Angefacht von extrem hohen Temperaturen, anhaltender Trockenheit und starken Winden wüten derzeit rund 40 Brände im Westen der USA. Besonders betroffen sind neben Colorado die Bundesstaaten Utah, Montana, New Mexico und Alaska. Nach Angaben des Weißen Hauses sind insgesamt rund 8.400 Brandbekämpfer, 578 Löschfahrzeuge und 79 Löschhubschrauber im Einsatz. Auch ein Flugzeug der US-Luftwaffe half bei der Brandbekämpfung, indem es Wasser und flammenhemmende Mittel transportierte.
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