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Kritik von Onlinehändlern

Der deutsche Sportartikelhersteller adidas ist bereits Mitte Juni vorgeprescht und hat seinen Händlern künftig den Verkauf über Onlineplattformen wie Amazon und eBay verboten. Laut „Financial Times Deutschland“ („FTD“, Mittwoch-Ausgabe) beschränkte auch Asics den Onlinehandel. Nike arbeitet demnach ebenfalls an neuen Lieferregeln für Onlinehändler.

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Das deutsche Kartellamt vermutet Auswirkungen auf den Wettbewerb und nahm - vorerst nur gegen den japanischen Sportschuhhersteller Asics - Ermittlungen auf: „Wir führen ein Verfahren, in dem wir uns Umstellungen der Lieferbedingungen bei Asics anschauen“, sagte ein Sprecher des Kartellamts und bestätigte damit den „FTD“-Bericht. Entscheidend dabei seien auch Beschränkungen im Onlinehandel und die Auswirkungen auf den Wettbewerb. Von Asics liegt bisher keine Stellungnahme vor.

Auch gegen andere Sportartikelhersteller wie den Branchenführer Nike und adidas lägen Beschwerden vor. Hier gebe es aber noch kein Verfahren, so das Kartellamt. Dennoch könnten bald Ermittlungen aufgenommen werden. Laut „FTD“ brachte ein Onlinehändler die Sache ins Rollen. Er hatte die Behörde angerufen, weil Asics die Lieferungen an ihn gestoppt hatte. Ihm wurde vorgeworfen, sich nicht an Preisvorgaben für Laufschuhe gehalten zu haben.

Schlechte Präsentation als Argument

Adidas und seine US-Tochter Reebok hatten die neue Strategie damit argumentiert, dass man sich nun auf den Fachhandel konzentrieren wolle. „Unsere neuen E-Commerce-Richtlinien sollen sicherstellen, dass die Darstellung von adidas und Reebok im Sportartikelumfeld immer in optimaler Weise erfolgt“, sagte eine Sprecherin von adidas. Spätestens ab 2013 sollen die Produkte nur noch über zugelassene Seiten verkauft werden. Auch Nike stößt in dieselbe Richtung vor: „Nike hat europaweit eine Vertriebsstrategie, die es nur autorisierten Händlern erlaubt, Nike-Produkte anzubieten.“ Und Amazon sei kein von Nike autorisierter Händler.

„Wollen alles kontrollieren“

Für Vertreter der Branche sind die vorgebrachten Argumente der Sportartikelhersteller nicht schlüssig: „Sie wollen alles kontrollieren und ihren eigenen Onlineshop aufbauen. Das ist ein Denken wie beim FIFA-Chef Sepp Blatter“, kritisierte ein Händler im „FTD“-Interview.

Amazon versuchte noch, mit adidas zu kooperieren, und bot an, die Produkte noch besser in einem optimalen Umfeld zu präsentieren. „Wir wissen, dass Kunden adidas-Produkte auf Amazon.de kaufen wollen und Verkäufer auf unserer Plattform - zahlreiche kleine und mittelständische Fachhändler - diese Produkte bereitstellen können“, betonte Amazon-Deutschland-Chef Ralf Kleber. Er will nun mit adidas verhandeln, eine Lösung ist aber noch völlig unklar. Würden die Produkte der führenden Sportartikelhersteller aus dem Onlinehandel ausgelistet, würde das erhebliche Einbußen für vor allem kleine und mittelständische Händler bedeuten.

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