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49 Kinder unter Toten

Es ist der wohl blutigste Zwischenfall seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien: Mindestens 108 Menschen wurden am Freitag in der zentralsyrischen Stadt Hula getötet, 49 davon laut UNO-Angaben Kinder. Die UNO verurteilte das Massaker aufs Schärfste. Eine Untersuchung brachte am Dienstag weitere schockierende Details ans Tageslicht: So wurden die meisten der Opfer hingerichtet.

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Weniger als 20 der 108 Toten von Hula seien durch Artillerie- oder Panzerbeschuss ums Leben gekommen, sagte der Sprecher des UNO-Hochkommissariats für Menschenrechte, Rupert Colville, am Dienstag in Genf. „Der Großteil der Opfer“ sei in zwei getrennten „Sammelhinrichtungen“ getötet worden, die laut Einwohnern von der regierungstreuen Schabiha-Miliz begangen worden seien.

Schüsse aus nächster Nähe

Laut UNO-Angaben wurden am Freitag in Hula 108 Menschen getötet, darunter 49 Kinder. Etwa 300 weitere Menschen seien verletzt worden. Laut dem Leiter der UNO-Beobachtermission in Syrien, General Robert Mood, wurden die meisten Opfer durch Granatsplitter oder Schüsse aus nächster Nähe getötet. Es gebe Spuren von Panzer- und Mörserfeuer.

Zaghafte Erklärung der UNO

Der UNO-Sicherheitsrat hatte das Massaker am Sonntagabend verurteilt. Die Gemeinschaft einigte sich auf die Formulierung, man verurteile das syrische Regime für den Einsatz von schweren Waffen an dem Ort, an dem das Massaker stattgefunden habe. Die - nicht näher bezeichneten - Verantwortlichen müssten zur Verantwortung gezogen werden. Bei den Angriffen auf eine Wohngegend habe es eine „Schussserie von Panzern und Regierungsartillerie“ gegeben, hielt der UNO-Sicherheitsrat aber immerhin fest.

Zudem bekräftigte der Sicherheitsrat seine Forderung, die syrische Regierung müsse schwere Waffen aus den Städten abziehen. Die UNO-Erklärung war nach anfänglichem Widerstand Russlands, das jede Schuldzuweisung an das syrische Regime verhindert hatte, einstimmig verabschiedet worden.

Ashton: Russland soll Druck ausüben

„Wir wollen so viel diplomatischen Druck wie möglich ausüben“, sagte ein Sprecher der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton am Dienstag in Brüssel zum weiteren Vorgehen der EU: „Alles muss auf Entscheidungen des UNO-Sicherheitsrates beruhen.“ Die EU habe bereits in 16 Sanktionsrunden gegen das Regime erheblichen Druck aufgebaut.

Ashton werde beim nächsten EU-Russland-Gipfel am 3. und 4. Juni in St. Petersburg mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow über „den neuen Grad der Abscheulichkeit“ sprechen, der mit dem Massaker an Kindern und Frauen in Hula erreicht worden sei. Russland sei in der Lage, wirklichen Druck auf Assad auszuüben.

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte in einem Brief an den Sicherheitsrat, das Massaker habe den Druck auf die UNO-Beobachter erhöht. Ihnen werde zunehmend vorgeworfen, dass sie die Gewalt nicht beendeten. Es gebe eine schwer zu korrigierende falsche Vorstellung von der Rolle unbewaffneter Militärbeobachter „und dem, was sie tun können und was nicht“. Das bringe die Anwesenheit der UNO in dem Land in Gefahr sowohl mit Blick auf Einsätze als auch auf die persönliche Sicherheit der Beobachter, fügte Ban hinzu.

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