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AK: Kunden unnötig unter Druck gesetzt

Bereits ein Jahr vor dem von der EU vorgegebenen Termin werden in Österreich Anfang 2013 die Kontonummern auf die 20-stellige IBAN umgestellt. Konsumentenschützer und Hilfsorganisationen kritisieren das Vorpreschen der heimischen Banken und fordern eine spätere Einführung.

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Die österreichischen Banken würden bei der Umsetzung der neuen europäischen Regeln für Banküberweisungen und Lastschriften ihre Kunden unnötig unter Druck setzen, kritisieren die Konsumentenschützer der AK Wien. Sie fordern eine bessere Vorbereitung und Information der Kunden auf diese Umstellung. „Informationen über die neuen Zahlscheine gibt es entweder gar nicht oder nur sehr versteckt“, kritisierte AK-Konsumentenschützerin Gabriele Zgubic in einer Aussendung.

Die heimischen Banken sollten die neuen Regeln nicht überhastet einführen. Laut EU-Verordnung müssten die neuen Regeln erst bis Februar 2014 eingeführt werden. Österreichs Banken wollen aber die bisher vertrauten Zahlscheine nur noch bis 31. Dezember 2012 annehmen, kritisierte Zgubic. Ab 2013 müssten dann die neuen Zahlscheine verwendet werden. Dadurch entstehe ein unnötiger Zeitdruck.

Hilfsorganisationen fürchten Spendeneinbruch

Auch Hilfsorganisationen wie die Caritas und der Fundraising Verband Austria fürchtet einen starken Rückgang des Spendenaufkommens und appellieren an die Banken, die Kontonummern erst zum letztmöglichen Zeitpunkt umzustellen. „Diese überfallsartige Zwangsumstellung auf die neuen EU-Zahlscheine ab Jänner 2013 könnte dazu führen, dass es ältere Menschen überhaupt vermeiden, Einzahlungen vorzunehmen. Das könnte wichtige Hilfsprojekte hart treffen, weil Spenden ausbleiben“, fürchtet Günther Lutschinger, Geschäftsführer des Fundraising Verbands Austria.

Verunsicherung bei älteren Menschen

Der Pensionistenverband Österreichs (PVÖ) forderte ebenfalls „eine intensive Informations- und Aufklärungskampagne“. PVÖ-Präsident Karl Blecha (SPÖ): „Man muss den Menschen erklären, warum dieses neue System eingesetzt werden soll, was es bringt und wie es genau funktioniert.“ In Richtung Geldinstitute betonte Blecha: „Ich sehe es als wichtiges Kundenservice, vor allem ältere Menschen auf das neue Zahlscheinsystem vorzubereiten und umfassend zu informieren. Eine längere Übergangsfrist gäbe den Menschen außerdem mehr Zeit, sich an die Änderungen zu gewöhnen. Wieso sollte man die Österreicher unnötig überrumpeln?“

Gertrude Aubauer, Bundesobmann-Stellvertreterin des ÖVP-Seniorenbundes, rief zudem zu kreativen Hilfestellungen beim Wechsel auf. „Es könnten eigene Umrechnungsprogramme in den Banken erstellt werden, die die alten kurzen Kontonummern automatisch auf die neuen umrechnen. Und sollte das den Banken zu aufwendig sein, könnten sie ihren Kunden zumindest einen Stempel mit der neuen langen Nummer oder zumindest einen Gutschein für solche Stempel zur Verfügung stellen. So könnte die Umstellung positiv empfunden werden, anstatt wie jetzt breiten Unmut zu erzeugen“, so Aubauer.

Banken: Alte Kontonummer bis 2016 gültig

Die Banken, die seit 2008 an der Harmonisierung des EU-Zahlungsverkehrs arbeiten, können den Vorwurf der überhasteten Umstellung nicht nachvollziehen. Ganz im Gegenteil, man unterstütze damit eine reibungslose Migration, so Erste-Sprecherin Karin Berger gegenüber ORF.at. Man wisse aus Erfahrung, dass mindestens ein Jahr notwendig sei, um alle alten Formulare aus den Reserven zu verbrauchen. Warte man bis zum letztmöglichen Zeitpunkt, könnte es dazu kommen, dass man bestimmte Belege nicht mehr durchführen könne.

Der Kunde könne zudem seine alte Kontonummer und Bankleitzahl noch bis Februar 2016 bei Inlandstransaktionen angeben. Wird statt IBAN also noch aus Gewohnheit die alte Kontonummer in der neuen Zahlungsanweisung ausgefüllt, kommt das Geld weiterhin an.

Infokampagnen geplant

Um Verwirrungen zu vermeiden, werde man rechtzeitig vor der Umstellung eine zielgruppenspezifische Beratungskampagne starten, so Martina Schweighart von der Raiffeisen Zentralbank. Den Vorschlag des Seniorenbundes, jedem Kunden einen Stempel mit seiner neuen internationalen Kontonummer zur Verfügung zu stellen, sieht Schweighart problematisch. Der IBAN werde automatisch ausgelesen, und durch einen Stempel wäre ein passgenauer Aufdruck nicht immer garantiert.

„Wir sind immer für innovative und kundenfreundliche Maßnahmen offen, und es spricht nichts dagegen, auch in diese Richtung nachzudenken“, sagte Bank-Austria-Pressesprecher Matthias Raftl zum Stempelvorschlag gegenüber ORF.at. Selbstverständliche plane auch die Bank Austria Informationsmaßnahmen, um den Kunden die Umstellung zu erleichtern. Er sei überzeugt, dass diese mit guter Beratung auch von älteren Menschen gut bewältigbar sei.

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