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SNC-Chef bietet Rücktritt an

Innerhalb der gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad kämpfenden syrischen Opposition sind neuerlich heftige Zwistigkeiten aufgetreten. Kurz nach seiner Wiederwahl bot der Vorsitzende des Syrischen Nationalrates (SNC), Burhan Ghaliun, seinen Rücktritt an.

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Er lehne es ab, „das Trennende zu verkörpern“, was ihm von seinen Kritikern zum Vorwurf gemacht werde, sagte Ghaliun vor wenigen Tagen nach Angaben von SNC-Mitgliedern. Er wolle sich zurückziehen, sobald ein Konsens über seine Nachfolge hergestellt sei. Ghaliuns Ankündigung war eine Drohung der „Lokalen Koordinierungskomitees der syrischen Revolution“ vorausgegangen, den SNC zu verlassen. Die Gegner des SNC-Vorsitzenden, der seit Jahrzehnten im Pariser Exil als Sorbonne-Professor tätig ist, lasten ihm insbesondere Schwäche angesichts des zunehmenden Einflusses der Muslimbrüder an.

Dem in Paris lebenden Akademiker Ghaliun wird vorgeworfen, er habe zu wenige Verbindungen zur Opposition in Syrien, und es sei ihm bisher nicht gelungen, die Gruppierungen des Nationalkongresses zusammenzuschweißen. Der SNC wird in der internationalen Gemeinschaft derzeit nicht als gemeinsames Sprachrohr und legitime Vertretung der syrischen Opposition wahrgenommen und anerkannt.

Nicht alleiniger Oppositionsvertreter

Der SNC war im Oktober 2011 in Istanbul nach dem Vorbild des libyschen Übergangsrates gebildet worden, die meisten seiner Mitglieder leben außerhalb Syriens. Anfang April hatte die Kontaktgruppe der „Freunde Syriens“, zu der die USA, westliche und prowestliche arabische Länder gehören, den SNC als Dachverband anerkannt, jedoch nicht als alleinige Vertretung der syrischen Opposition.

Dem rivalisierenden „Koordinierungskomitee für demokratischen Wandel“, einer Allianz von Widerstandsorganisationen des Inlands, gehören vor allem linksgerichtete und kurdische Gruppen an. Die „Lokalen Koordinierungskomitees“ sind vorwiegend von Studenten gebildete selbstverwaltete Gruppen.

Bereits mehr als 10.000 Tote

In Syrien tobt seit mehr als 14 Monaten ein Aufstand gegen Assad, bei dem nach Schätzungen der Vereinten Nationen bisher mehr als 10.000 Menschen ums Leben gekommen sind. Die Regierung macht vom Ausland gesteuerte Terroristen für die Gewalt verantwortlich. Der Vermittler der UNO und der Arabischen Liga, Kofi Annan, hatte am 12. April eine Feuerpause ausgehandelt, die jedoch von Anfang an von beiden Seiten verletzt wurde.

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