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Chinas enttäuschende Konjunkturdaten

Der milliardenschwere Spekulationsverlust bei der größten US-Bank, JPMorgan, hat die Anleger auf den Aktienmärkten in Asien am Freitag verschreckt. Zudem lasteten erneut enttäuschende Konjunkturdaten aus China und die anhaltende Unsicherheit über die Entwicklung in der Euro-Krise auf dem Markt.

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In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 0,6 Prozent schwächer bei 8.960 Punkten und beendete damit die sechste Woche in Folge mit Verlusten. Der breiter gefasste Topix-Index gab 0,9 Prozent auf 758 Punkte nach. Auch der chinesische Leitindex in Schanghai notierte im Minus. Die Börsen in Hongkong, Seoul und Taiwan verloren sogar mehr als ein Prozent.

JPMorgan hatte am Donnerstagabend mit seiner überraschenden Erklärung, mit einer fehlgeschlagenen Handelsstrategie zwei Milliarden Dollar in den Sand gesetzt zu haben, schon die Anleger an der Wall Street schockiert und die US-Aktienkurse nachbörslich auf Talfahrt geschickt. Die Nachricht schüre auch die Verunsicherung in Asien, sagten Händler.

„Signifikante Buchverluste“

JPMorgan-Chef Jamie Dimon sah sich gezwungen, sich persönlich an Anleger und Analysten zu wenden. In einer eilends einberufenen Telefonkonferenz mit Analysten sprach Dimon von „ungeheuerlichen Fehlern“ und erklärte, das Desaster sei selbstverschuldet. Seit Ende März habe es „signifikante Buchverluste“ im Kreditportfolio in Bereich Chief Investments gegeben.

Noch stärker auf die Stimmung schlug den Anlegern in Fernost aber abermals enttäuschende Konjunkturdaten aus China. Die Industrieproduktion in der zweitgrößten Volkswirtschaft verlangsamte sich im April überraschend auf den niedrigsten Stand seit fast drei Jahren. Sie legte nur noch um 9,3 Prozent zu nach 11,9 Prozent im März. Experten hatten mit einem Plus von zwölf Prozent gerechnet. Schon am Donnerstag hatten ein sich abschwächendes Exportwachstum und stagnierende Importe Ängste vor einem deutlichen Konjunkturabschwung geschürt.

Tiefes Tal für Sony

Auch die Sorgen um die Euro-Problemländer Griechenland und Spanien hielt die Anleger in Atem. Zu den größten Verlierern in Tokio gehörten nach dem JPMorgan-Schreck die Finanzwerte. Die Aktien der Großbank Mitsubishi UFJ büßten 1,7 Prozent ein. Die Papiere des Rivalen Mizuho Financial rutschten um 2,5 Prozent ab. Die Titel des Unterhaltungselektronikriesen Sony brachen sogar um 6,4 Prozent ein und fielen im Handelsverlauf auf den tiefsten Stand seit 32 Jahren.

Nachdem das Unternehmen am Donnerstag für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Rekordverlust ausgewiesen hatte, zweifeln die Anleger offenbar an den Plänen von Sony, schon in diesem Jahr wieder die Wende zu Schaffen. Zu den Gewinnern gehörten dagegen die Autobauer. So konnten Toyota-Aktien gut zwei Prozent zulegen. Die Papiere des Rivalen Nissan kletterten um mehr als drei Prozent.

Dominic Lau, Reuters

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