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Jagd auf Nashörner

Von allen möglichen „Wundermittelchen“ hat in den vergangenen Monaten das Horn des Nashorns für die meiste Aufregung gesorgt. Auf dem Schwarzmarkt werden für abgesägte Hörner als Heil- oder Potenzmittel enorm hohe Preise erzielt. Zuletzt sorgten Serien von Diebstählen von Hörnern in Museen für Aufregung, gut organisierte Wildererbanden gefährden die noch frei lebenden Rhinozerosse.

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Im südlichen Afrika, wo 90 Prozent aller afrikanischen Nashörner leben, haben sich die Bestände dank vieler Artenschutzmaßnahmen in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich erholt. Die Zahl soll sich fast verdoppelt haben. Die verschiedenen Fachorganisationen kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Nur noch wenige tausend Exemplare

Heute leben in Afrika nach Angaben der Naturschutzorganisation WWF 14.500 weiße (Breitmaulnashorn) und 3.700 schwarze Nashörner (Spitzmaulnashorn). Die internationale Nashorn-Stiftung spricht von über 20.000 weißen und fast 5.000 schwarzen Nashörnern. Die südafrikanischen Behörden gehen von etwa 18.800 Breitmaul- und 2.200 Spitzmaulnashörnern in ihrem Land aus. In Asien gibt es nach Einschätzung der Experten etwa 3.000 Rhinozerosse, davon sind die meisten indische Panzernashörner.

50.000 Euro für ein Kilo

Die je nach Art ein oder zwei Hörner sind durchschnittlich zehn Kilogramm schwer. Sie bestehen aus der Hornsubstanz Keratin und haben keinen Knochenkern. Seit 1976 verbietet das internationale Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES zwar den Handel mit Produkten geschützter Tiere. Die weiterhin große Nachfrage auf dem Schwarzmarkt ermöglicht internationalen Banden aber Gewinnspannen wie im Drogenhandel. Für ein Kilogramm Rhinozeros-Horn werden nach Schätzungen bis zu 50.000 Euro kassiert.

Der Aberglaube über die potenzfördernde Wirkung des harten Horns hält sich, obwohl es dafür von der Wissenschaft keinerlei Beleg gibt. Nashorn gilt in Vietnam nicht nur als Glücksbringer, sondern auch als Wundermittel gegen Krebs - obwohl auch Experten der Traditionellen Asiatischen Medizin dieser These deutlich widersprechen.

Bärengalle als Wundermittel

Vor allem in Asien sind die zu Pulver zermahlenen Hörner ebenso wie Tigerhoden, Leopardenknochen. Haifischflossen und Produkte von 1.500 weiteren Tierarten als Medikament in der traditionellen chinesischen Medizin begehrt. Auch die Population von Tigern sinkt unter anderem deshalb, weil Teile der getöteten Tiere als Wundermittel verkauft werden.

Widerstand regt sich indes in China an der brutalen Gewinnung von flüssiger Bärengalle, die ebenfalls als wahres Wundermittel gilt. Mit einer Nadel ziehen die Mitarbeiter spezieller Bärenfarmen die Flüssigkeit aus der Galle der lebendigen Tiere - eine schmerzhafte Prozedur. Rund 10.00 Bären werden dafür gehalten. Die begehrte Substanz ist mittlerweile auch künstlich im Labor herstellbar - viele Reiche wollen dennoch das echte „flüssige Gold“. Für einige Firmen sei das Motivation genug, die Tierquälerei zu unterstützen.

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