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Gegenüberstellung mit der Moderne

Erstmals wird in Deutschland eine hochkarätige Ausstellung mit Gemälden des spanischen Meisters El Greco (1541 - 1614) präsentiert. Unter dem Titel „El Greco und die Moderne“ zeigt das städtische Museum Kunstpalast in Düsseldorf von Samstag bis 12. August rund 40 bedeutende Werke des Künstlers des Manierismus.

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Die Gemälde, unter ihnen Höhepunkte wie „Laokoon“ und die „Entkleidung Christi“ („El Espolio“), werden mit rund 100 Bildern, Zeichnungen und Skulpturen von fast 40 Künstlern der Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts konfrontiert, darunter Pablo Picasso, Robert Delaunay, August Macke, Franz Marc, Max Beckmann, Oskar Kokoschka und Wilhelm Lehmbruck.

Erste direkte Konfrontation

Unter den jungen Expressionisten hatte die Neuentdeckung El Grecos mit seinen übersteigerten Figuren und traumähnlichen Landschaften um 1910/1912 einen Begeisterungssturm ausgelöst. Viele Künstler bezogen sich in ihrer Malerei daraufhin auf El Greco, der bis dahin für seine seltsam gestreckten Gestalten, ekstatischen Farben und verrückten Perspektiven verhöhnt und als „pathologisches Problem“ bezeichnet wurde. Eine direkte Gegenüberstellung der Originalwerke des Altmeisters und der Avantgarde gab es aber noch nie.

Das Gemälde Laokoon von El Greco

National Gallery of Art, Washington, Samuel H. Kress Collection

El Greco, „Laokoon“, 1610 bis 1614

Leihgaben aus Museen in aller Welt

„Ein Traum wurde wahr“, sagte der Generaldirektor des Museums, Beat Wismer, am Donnerstag vor Journalisten. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass Museen wie die National Gallery in Washington, der Prado in Madrid und die großen New Yorker Museen die Meisterwerke El Grecos verleihen würden. „Trotzdem hatten wir diese verrückte Idee, El Greco nach Düsseldorf zu bringen.“

Vier Jahre hat Wismer an dem Projekt gearbeitet. Seine Idee, das „El-Greco-Fieber“ der Expressionisten vor 100 Jahren in einer Ausstellung wiederaufleben zu lassen, stieß international auf Zustimmung. Auch aus Österreich wurden Werke an das Museum Kunstpalast verliehen, so unter anderem Bilder von Max Oppenheimer aus dem mumok und dem Wien Museum.

Die Zeichnung "Drei Klagende in der Apokalyptischen Landschaft" von Ludwig Meidner

Winfried Flammann, Karlsruhe; Ludwig Meidner-Archiv, Jüdisches Museum der Stadt Frankfurt am Main

Ludwig Meidner, „Drei Klagende in der Apokalyptischen Landschaft“, 1915

Direkte und indirekte Bezüge

Nicht immer haben sich die Künstler so explizit auf El Greco bezogen wie Picasso mit einem Porträt oder Delaunay mit seinen flächig zerlegten drei Grazien, die einer Figurengruppe in der Apokalypsedarstellung des „Fünften Siegels“ nachempfunden sind. Franz Marc zum Beispiel betonte stärker den formalen Einfluss El Grecos und die Geistesverwandtschaft über die Jahrhunderte hinweg. Sein knallrotes prismatisches Bild „Füchse“ lässt jedenfalls nicht zwingend zuerst an El Greco denken.

Für Kurator Wismer stellen aber vor allem die „Mehransichtigkeit und das Aufbrechen der klassischen Perspektive“ die Brücke zwischen Moderne und El Greco her. „Das Schwierige an der zeitlichen Situation, die wir darzustellen versuchen, ist, dass sie ein Amalgam war“, sagt Wismer. „Es kam so vieles zusammen.“

Gemälde "Verkündigung" von Oskar Kokoschka

Foundation Oskar Kokoschka; VG Bild-Kunst, Bonn 2012

Oskar Kokoschka, „Verkündigung“, 1911

Großausstellungen zum 400. Todestag geplant

Die Schau kommt zwei Jahre vor den zum 400. Todestag El Grecos geplanten großen Ausstellungen in Madrid und Toledo. Die Düsseldorfer Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des spanischen Königs Juan Carlos und des deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck, die allerdings nicht zur Eröffnung anreisen.

Der Kunstpalast hat sich für einen Besucheransturm gerüstet. Die kostbaren Werke wurden von Eskorten aus den großen Museen in die Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens gebracht. Im Kunstpalast herrschen hohe Sicherheitsmaßnahmen. Nach dem Ende der Ausstellung werden die Kunstwerke an geheim gehaltenen Tagen die Stadt wieder verlassen.

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