Signal für offene Verwaltung
Städte wie Wien und Linz stellen schon seit geraumer Zeit Verwaltungsdaten, statistische Informationen und Stadtpläne frei ins Netz. Am Freitag haben die Behörden in Wien das gemeinsame Portal Data.gv.at vorgestellt, auf dem Bürger und Entwickler schnell Daten und Apps finden können.
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„Es geht darum, Daten so zur Verfügung zu stellen, dass innovative Bastler etwas damit anfangen können“, so Manfred Matzka, zuständiger Sektionschef im Bundeskanzleramt. Matzka sagte, es sei mit dem neuen Portal gelungen, eine gemeinsame Plattform für die Daten aus Bund, Ländern und Gemeinden zu schaffen: „Wir müssen vernetzt und übergreifend denken.“ Es gehe auch darum, Österreichs Spitzenposition im europäischen E-Government-Ranking zu verteidigen.
Das Open-Government-Portal Data.gv.at ist Ergebnis der im Juli 2011 gegründeten Kooperation Open Government Data (OGD) Österreich, an deren Start das Bundeskanzleramt und die Städte Wien, Linz, Salzburg und Graz beteiligt waren.
Übersichtliches Portal
Zum Start sind 286 Sets von Daten verfügbar, von denen die meisten aus den Open-Data-Pionierstädten Wien und Linz stammen. Dabei handelt es sich um Geodaten wie Stadtpläne, Statistiken und eine Vielzahl anderer öffentlicher Informationen. Diese Daten liegen nach wie vor in den Systemen der Behörden, die sie verwalten, das Bundesdatenportal dupliziert sie nicht, sondern verweist lediglich auf sie.
Der Großteil der Datensets war schon vorher öffentlich verfügbar, auf Data.gv.at sind sie aber übersichtlich in einem Katalog durchsuchbar und geordnet zusammengefasst. Die Daten können vom Anwender entweder manuell heruntergeladen oder, wenn die Option verfügbar ist, automatisiert über eine Programmierschnittstelle (API) abgerufen werden.
Signal für Offenheit
Johann Mittheisz, IT-Chef der Stadt Wien, sieht die Open-Data-Initiative als Signal der Offenheit der Verwaltung: „Wir sitzen nicht auf den Daten.“ Mittheisz verwies in diesem Zusammenhang auch auf die politische Dimension des Vorhabens, nämlich auf den Wahlerfolg der deutschen Piratenpartei in Berlin. Die Piraten haben sich unter anderem die Forderung nach mehr Transparenz in der Verwaltung auf die Fahnen geschrieben. In Wien suche man regelmäßig das Gespräch mit den Entwicklern, um deren Bedürfnisse berücksichtigen zu können, so Mittheisz.
Gerald Kempinger, Geschäftsführer der IKT Linz, betonte, dass die Öffnung der Verwaltungsdaten Teil einer Gesamtstrategie sei, zu der auch der Einsatz freier und offener Software in der Verwaltung und die Förderung offener Designprozesse an der Kunstuni Wien gehörten. „Auch Wirtschaftsunternehmen sind dazu eingeladen, ihre Daten zu öffnen und bei uns einzubringen“, so Kempinger, „wir müssen dem Prinzip Offenheit zum Durchbruch verhelfen.“
Freie Lizenz
Martin Kaltenböck, Geschäftsführer des auf Open Data spezialisierten Wiener Unternehmens Semantic Web Company, sieht im Bundesdatenportal einen „tollen ersten Schritt“. Die freien Regierungsdaten seien ein Eckpfeiler der kommenden Datenwirtschaft. Nun gelte es, die vorhandenen Informationen automatisch abrufbar zu machen und miteinander zu verknüpfen. Dass sich die Akteure in den Behörden darauf geeinigt hätten, die meisten Datensets unter eine freie Creative-Commons-Lizenz zu stellen, bedeute schon einen großen Sprung nach vorn.
Wenn die Daten nicht ohnehin gemeinfrei sind wie etwa die Gesetzestexte aus dem Rechtsinformationssystem (RIS) des Bundeskanzleramts, dann stehen sie unter der Lizenz „Creative Commons Namensnennung 3.0 Österreich“. Das bedeutet, dass jeder sie weiterverwenden und auch in kommerzielle Produkte, beispielsweise kostenpflichtige Apps, integrieren darf, wenn er dabei die Quelle nennt.
Nächste Schritte
Einige Unstimmigkeiten gibt es hier aber noch. Die Statistik Austria etwa lässt im Bundesdatenportal unter Angabe der CC-Lizenz auf Tabellen auf ihrer eigenen Website linken, die Zahlen zu verschiedenen Themenbereichen wie Bevölkerung, Verkehr und Touristik bieten. Unter den Tabellen selbst steht dann aber, dass diese dem Copyright unterliegen. Da Data.gv.at derzeit nur auf die Inhalte der verschiedenen Anbieter verweise, diese aber nicht selbst beherberge, gelte die Lizenz, die auf der Website des Anbieters angegeben sei, hieß es auf Nachfrage von ORF.at.
Den technischen Betrieb des Bundesdatenportals hat das Bundesrechenzentrum (BRZ) übernommen. Günther Lauer, dort Leiter des E-Government-Bereichs, skizzierte die weiteren Schritte bei der Weiterentwicklung der Site: „Mitte Sommer wollen wir die Betaphase hinter uns gelassen haben und den Verwaltungen direkten Zugriff auf das Portal geben, damit sie die Informationen direkt bearbeiten und eigene Logos hochladen können. Wenn eine Gemeinde keine eigene Website hat, können wir die Daten auch auf unseren Servern speichern.“
Freie Software
Bis Ende des Jahres soll das österreichische Portal in den neuen Datenkatalog der Europäischen Union integriert sein, dessen Start für Ende Juni geplant ist. Auch das EU-Portal setzt auf die freie Katalogsoftware CKAN, die dafür sorgt, dass die Daten geordnet verwaltet und dargestellt werden. Auch sonst läuft Data.gv.at auf Open-Source-Software: Als Datenbank kommt MySQL zum Einsatz, das Datenbankmanagement übernimmt PostgreSQL, die Oberfläche des Portals wurde mit dem Content-Management-System WordPress erstellt.
Ein Anwendungsbeispiel hat das Bundeskanzleramt selbst vorgelegt: Seit Freitag steht eine in Kooperation mit der Firma Right2Innovation und der Universität Salzburg hergestellte RIS-App für den Zugriff auf Gesetzestexte zum kostenlosen Download für iPhone und iPad in Apples App Store bereit. Eine Android-Version soll folgen.
Günter Hack, ORF.at
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