Weder Alter noch Geschlecht oder Foto
In Deutschland hat die Antidiskriminierungsstelle des Bundes über ein Jahr lang anonymisierte Bewerbungsverfahren getestet. Im englischsprachigen Raum und mehreren europäischen Ländern sind derartige Bewerbungen bereits seit Jahren üblich.
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Zunächst werden nur Auskünfte über die Qualifikation verlangt. In den Bewerbungsunterlagen fehlen jegliche Angaben über Name, Alter, Geschlecht und Nationalität. Auch auf ein Foto wird verzichtet. Findet der Arbeitgeber die Qualifikationsmerkmale interessant, kommt es zum Vorstellungsgespräch.
Standardisierter Fragebogen statt Schwärzen
Getestet wurden bei dem Projekt in Deutschland verschiedene Verfahren: Am besten bewährten sich laut Bericht standardisierte Fragebögen über die Qualifikation - die entweder schriftlich oder online eingereicht wurden. Als zu mühsam erwies sich das Schwärzen der persönlichen Angaben in konventionellen Bewerbungsmappen.
In Deutschland beteiligten sich acht Institutionen - darunter Post und Telekom, die Bundesagentur für Arbeit in Nordrhein-Westfalen, ein Kosmetikunternehmen und ein Geschenkartikel-Versandhaus.
Repräsentativ ist die Untersuchung aufgrund der geringen Fallzahl freilich nicht. Besetzt wurden 246 Stellen. Dafür gab es 8.550 Bewerbungen. Auch machten die Firmen freiwillig bei dem Projekt mit. Die meisten hatten sich auch zuvor schon mit Methoden einer unkonventionellen Personalauswahl hervorgetan.
In vielen Ländern bereits Usus
Der Verzicht auf persönliche Angaben bei Bewerbungen ist vor allem im englischsprachigen Raum (USA, Großbritannien, Kanada) seit Jahrzehnten üblich. Anonymisierte Bewerbungsverfahren wurden zudem in verschiedenen europäischen Ländern erprobt, so in Schweden, den Niederlanden, in der Schweiz, Frankreich und Belgien. Aus der Schweiz wurde berichtet, dass ausländische Jugendliche deutlich höhere Chancen auf eine Lehrstelle hatten, wenn sie sich anonym bewarben.
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