Der wirtschaftliche Schaden durch Krieg
Profitiert die Wirtschaft von Kriegen? Diese Fragen haben sich Forscher in einer neuen Studie des Institute for Economics & Peace (IEP) gestellt. Ihr Ergebnis: Kriege seien für einige ein gutes Geschäft, und kurzfristig könne Krieg zu hohem Wirtschaftswachstum führen. Doch langfristig würden bewaffnete Auseinandersetzungen der Wirtschaft schaden.
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„Kriege sind eine Orgie von Geld nicht minder als eine Orgie von Blut“, sagte der US-Industrielle Henry Ford im Jahr 1923. Laut der Studie des IEP hat sich daran bis heute nichts geändert. Die Forscher untersuchten, wie sich die Kriege der USA auf die Wirtschaft des Landes auswirkten. Sie kommen zu dem Schluss, dass einige Kriege kurzfristig zu enormem Wirtschaftswachstum führten.
3.000 Milliarden Euro für den Zweiten Weltkrieg
Bestes Beispiel dafür ist der Zweite Weltkrieg. Umgerechnet auf die heutige Währung gab die US-Regierung etwa 3.000 Milliarden Euro für den Zweiten Weltkrieg aus. Diese Ausgaben des Staates führten zu einer der stärksten Wachstumsperioden in der Geschichte der USA. Alleine im Jahr 1942 wuchs die Wirtschaft um 17 Prozent, heißt es in der IEP-Studie. Außerdem sank die Arbeitslosigkeit wegen der gewaltigen Kriegsinvestitionen nahezu auf null. Der durch den Krieg ausgelöste Boom führte dann auch zu mehr Verteilungsgerechtigkeit, schreiben die Forscher.
Kriegsfinanzierung über neue Schulden
Finanziert wurden die enormen Ausgaben durch höhere Steuern und vor allem durch neue Schulden. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs hatten die USA Schulden in der Höhe von 50 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung – nach dem Krieg lag dieser Anteil bei 120 Prozent. Doch Schulden sind nur eine Möglichkeit, einen Krieg zu finanzieren. Meist werden auch die Steuern kräftig angehoben. Außerdem hätten die USA auch versucht, mit dem Drucken von Geld, also über Inflation, Kriege zu finanzieren, heißt es in der Studie.

AP/Rahmat Gul
Die Finanzkrise ist auch Folge der Kriege in Irak und Afghanistan
Vietnam-Krieg heizte Inflation an
Vor allem der Vietnam-Krieg in den 1960er Jahren sei zu großen Teilen über Inflation finanziert worden. Das habe wiederum sehr negative Folgen für die Wirtschaft gehabt. Denn die Amerikaner hätten für ihr Geld nun weniger kaufen können. Die amerikanische Wirtschaft sei daher nach dem Vietnam-Krieg nur noch schwer in Gang gekommen, so die Forscher. Diese Entwicklung sei auch noch vom Ölschock im Jahr 1973 verstärkt worden. Der Vietnam-Krieg ist für die Forscher ein typisches Beispiel dafür, dass Kriege der Gesamtwirtschaft schaden, auch wenn Einzelne vom Krieg profitieren.
Kriege als Verursacher der Finanzkrise?
Die jüngsten Kriege in Afghanistan und Irak hätten sogar zur Immobilienblase in den USA beigetragen, die wiederum zur Finanzkrise im Jahr 2008 geführt hat. Denn zum ersten Mal in der Geschichte der Vereinigten Staaten seien während eines Krieges die Steuern gesenkt worden, schreiben die Forscher.
Die beiden Kriege seien somit nur über Schulden finanziert worden, weswegen die USA kein Geld mehr übrig hatten, um die Wirtschaft anzukurbeln. Stattdessen habe die amerikanische Zentralbank Federal Reserve (Fed) diese Rolle übernommen. Mit niedrigen Zinsen sei versucht worden, die Wirtschaft in Gang zu halten. Doch mit dem billigen Geld der Zentralbank sei im Endeffekt lediglich die Immobilienblase gewachsen, schreiben die Autoren.
„Manchmal ist Krieg notwendig“
Jedoch sei klar, dass Kriegsausgaben auch positive Effekte wie Wirtschaftswachstum und weniger Arbeitslosigkeit haben können. Doch das erreiche man auch mit friedlichen Mitteln, sagen die Forscher. Wenn der Staat die gleiche Menge Geld etwa für Forschung und Entwicklung ausgeben würde, hätte das weitaus positivere wirtschaftliche Effekte als Investitionen in Rüstung und andere Kriegsausgaben.
Jedoch sprechen sich die Wirtschaftswissenschaftler nicht prinzipiell gegen Kriege aus: „Manchmal sind Kriege nötig. Denn nicht in den Krieg zu ziehen, kann mehr kosten als zu kämpfen“, schreiben die Forscher. Doch wenn es Alternativen zum Krieg gebe, sollten diese so weit als möglich ausgeschöpft werden.
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