Themenüberblick

Verschwiegenheit bisher oberstes Prinzip

Die in der Schweiz angesiedelte Glencore International AG, der Name steht für „Global Energy Commodity and Resources“, ist einer der größten, mächtigsten und geheimnisumwittertsten Rohstoffhändler der Welt.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die Firma ist der größte Rohstoffhändler der Welt. Bis zu seinem Börsengang im Mai 2011 war das Unternehmen in Besitz der rund 450 Spitzenmanager des Konzerns, die obersten rund zwölf Prozent bessaßen fast die Hälfte aller Anteile, so das Wirtschaftsmagazin „Capital“. In der Öffentlichkeit war Glencore kaum bekannt. Verschwiegenheit und Intransparenz galten als oberste Gebote des Konzerns.

186,2 Mrd. Dollar Umsatz

Glencore ist das umsatzstärkste Unternehmen der Schweiz. Es betreibt Bergwerke und Verarbeitungsstätten in der ganzen Welt. Für Umweltschützer und Menschenrechtsorganisationen ist Glencore ein rotes Tuch. Glencore betreibt in über 40 Ländern rund 50 Geschäftsstellen, in denen etwa 2.800 Personen arbeiten. Direkt und indirekt beschäftigt das Unternehmen zudem in 13 Ländern etwa 55.000 Angestellte.

Zum Transport der Rohstoffe unterhält der Konzern eine Flotte von 100 Containerschiffen und zudem 50 Öltanklager. Der Rohstoffkonzern verdiente im Geschäftsjahr 2011 rund 4,27 Mrd. Dollar (3,25 Mrd. Euro). Der Umsatz betrug 186,2 Mrd. Dollar.

Größer als Nestle, Novartis und UBS

Im vergangenen Mai ging der bisher verschwiegene Konzern an die Börsen von London und Hongkong. Glencore realisierte damit den drittgrößten Börsengang eines europäischen Unternehmens. Die Kapitalisierung ergab rund 60 Mrd. Dollar. Das machte die bisherigen knapp 500 Eigentümer aus Management und Angestellten steinreich. Der damalige Glencore-Chef Ivan Glasenberg etwa wurde über Nacht zum Milliardär. Er hält 15,8 Prozent der Aktien. Nichtregierungsorganisationen werfen Glencore seit Jahren vor, Menschenrechte nicht einzuhalten und auf Kosten der Umwelt Kasse zu machen.

Glencore ist am Umsatz gemessen der größte Konzern der Schweiz - noch vor dem Lebensmittelriesen Nestle, dem Pharmakonzern Novartis und der Großbank UBS. Das vom Steuerparadies Zug aus regierte Glencore-Imperium hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte von einem reinen Handelsunternehmen zu einem der wichtigsten Rohstoffproduzenten gewandelt. Glencore hält strategische Beteiligungen an der amerikanischen Century Aluminum, der russischen Ölfirma Rosneft und dem Aluminiumproduzenten Rusal sowie der australischen Minara Resources.

Großmacht durch vertikale Struktur

Glencore habe auf die Rohstoffmärkte einen Einfluss wie kaum ein anderer Konzern, so der „Tagesanzeiger“. Von der Herstellung über die Finanzierung und den Handel bis zum Transport sei er in diesem strategisch wichtigen Bereich weltweit tätig, so die Zeitung weiter. Der Konzern dominiert auch den Erdölhandel. Glencore handelt aber auch mit Kohle, Zink, Kobalt und Platin sowie mit Nahrungsmitteln wie Reis, Zucker und Saatgut.

Glencores Geschäfte funktionieren in einer vertikalen Struktur. Der Rohstoffgigant betreibt nicht nur den Handel mit allen möglichen Rohwaren, sondern deckt oft auch die Förderung, den Weiterverkauf und den Transport dieser Güter ab, wie die „Neue Zürcher Zeitung“ („NZZ“) schreibt. So gehören dem größten Erdölhändler auch rund 130 Öltanker. In 70 Silos lagern Getreide und Zucker. Selbst bei der Finanzierung der Transaktionen geht Glencore den Käufern zur Hand, so die „NZZ“ weiter.

98 Prozent bereits weiterverkauft

Preisrisiken versucht man so gut wie möglich abzufedern. Bei rund 98 Prozent der Käufe seien die Waren zum Zeitpunkt des Geschäftsabschlusses bereits weiterverkauft oder über Finanzinstrumente abgesichert, so die „NZZ“. Wegen seiner Macht und des Einflusses wollen die Gerüchte nicht verstummen, das Konglomerat manipuliere die Märkte und unterlaufe Sanktionen gegen geächtete Staaten, wie Medien schreiben.

Unternehmensgründer Marc Rich drohten in den USA einst 325 Jahre Gefängnis. Er zog sich damals in die Schweiz zurück, der Name seines Unternehmens wurde in Glencore geändert. Angeblich sollte er sogar gekidnappt und in den USA vor Gericht gebracht werden. US-Präsident Bill Clinton begnadigte ihn allerdings 2001 in seinen letzten Amtsstunden.

Verschwiegenheit und Diskretion waren bisher die obersten Gebote von Glencore. Nicht einmal der mit getönten Scheiben bestückte Firmensitz in Baar bei Zug ist durch ein Logo erkennbar. Laut Berichten von Besuchern fehlen innen und in den Fahrstühlen die Hinweistafeln. Auch auf den Visitenkarten der Glencore-Mitarbeiter fehle der Hinweis auf die Funktion, so der „Tagesanzeiger“.

Links: