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225 Milliarden Schaden

Ob aus reinem Pflichtgefühl oder aus Sorge um den Arbeitsplatz: Zahlreiche Arbeitnehmer gehen krank zur Arbeit. Laut einer aktuellen Studie erweist man mit dieser Vorgangsweise den betroffenen Unternehmen alles andere als einen Gefallen. Ganz im Gegenteil verursacht das Präsentismus genannte Phänomen volkswirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe.

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Konkret komme Präsenz am Arbeitsplatz, obwohl man noch nicht auskuriert ist, den Arbeitgeber fast doppelt so teuer zu stehen wie die reinen Fehlzeiten kranker Mitarbeiter, die zu Hause bleiben. Das geht aus der am Dienstag in Deutschland veröffentlichten Untersuchung der Beratungsfirma Booz & Company im Auftrag der Felix-Burda-Stiftung hervor.

Auswirkungen auf Firmen und Volkswirtschaft

Insgesamt schmälerten kranke Arbeitnehmer das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Jahr um fast ein Zehntel (neun Prozent). Der Schaden wurde von Booz mit 225 Milliarden Euro beziffert. Würden alle Beschäftigten bis zur Genesung daheimbleiben, wären die Kosten weitaus geringer, heißt es in der Analyse. Die Untersuchung geht jedenfalls davon aus, dass kranke Beschäftigte am Arbeitsplatz nicht nur weniger leisten, sondern auch mehr Fehler machen und sogar häufiger Opfer eines Unfalls werden. Präsentismus begünstige zudem chronische Krankheiten.

Daher komme das Problem die Arbeitgeber und die Wirtschaft am Ende weitaus teurer zu stehen als Fehlzeiten durch Krankenstände. So summierten sich pro Jahr die Kosten für die reinen Fehlzeiten von Erkrankten in Deutschland auf 1.197 Euro pro Mitarbeiter. Die versteckten Kosten des Präsentismus dagegen lägen bei 2.394 Euro.

Ausbau der Vorsorgemaßnahmen gefordert

Einen Weg aus dieser Misere ortet Booz-Vizechef Rolf Fricker im Ausbau der betrieblichen Gesundheitsvorsorge. Dadurch könnten Unternehmen nicht nur Kosten sparen und die Produktivität steigern, sondern sich einen „echten strategischen Wettbewerbsvorteil“ verschaffen. Demnach müssten Unternehmen allein aus betriebswirtschaftlicher Sicht „Interesse haben, einen Beitrag zur Fitness ihrer Mitarbeiter zu leisten“.

Ungeachtet dessen steigt nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich die Zahl jener, die trotz Krankheit zur Arbeit gehen, worauf etwa der aktuelle Arbeitsgesundheitsmonitor der Arbeiterkammer verweist.

Links:

  • Booz & Company (www.booz.com/de )
  • AK