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Angst vor Tourismuseinbußen

In Palermo ist kein Ende der Müllkrise in Sicht. In der Nacht auf Dienstag musste die Feuerwehr 50-mal ausrücken, um den von erbosten Bürgern tonnenweise angezündeten Müll zu löschen, der sich seit Tagen auf den Straßen anhäuft. Die kritische Lage ist die Folge eines viertägigen Streiks der Bediensteten des städtischen Entsorgungsunternehmens Amia.

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Die Arbeiter fürchten um ihre Gehälter, weil die Gemeinde Palermo den Vertrag mit dem Unternehmen bald auflösen könnte. Die Staatsanwaltschaft von Palermo hat Ermittlungen gegen 100 Personen in die Wege geleitet. Sie sollen arbeitswillige Kollegen gezwungen haben, sich dem wilden Streik anzuschließen.

Ärzteappell an Einwohner

Die italienische Ärztekammer warnte angesichts der bereits hohen Temperaturen vor einer Epidemie. „Der Müll verfault unter der Sonne, und Mäuse breiten sich aus“, so Siziliens oberster Gesundheitsbeamter Massimo Russo. Die Ärzte appellierten an die Palermer, nicht die Müllhaufen in Brand zu setzen, weil der Rauch giftiges Dioxin enthalte. In der ganzen Stadt gebe es brennende Müllhaufen, der Unrat liege in fast jedem Viertel auf der Straße.

Müllberge in Palermo

AP/Alessandro Fucarini

Den Bewohnern von Palermo stinkt der Müll zum Himmel

Etwa 1.200 Tonnen Müll, der sich durch den vier Tage langen Ausstand angesammelt habe, seien bereits abtransportiert worden, erklärte nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA der Chef des städtischen Müllunternehmens Amia, Nicolo Gervasi, am Montag. Nach dem Streik in der vergangenen Woche müssen jedoch mehr als 2.500 Tonnen weggeschafft werden - zusätzlich zum täglich neu anfallenden Abfall.

Bürger blockieren Straßen

Aus Protest gegen die übelriechenden Abfallberge kippten aufgebrachte Bürger einige Müllcontainer auf die Straße und blockierten somit mehrere Stunden lang den Verkehr. Die Lage sei vor allem in den Außenbezirken der Stadt kritisch, berichteten lokale Medien. Die Gemeinde Palermos appellierte an die Einwohner, den Protesten ein Ende zu setzen. Man müsse den Mist von den Straßen so rasch wie möglich entfernen, die öffentliche Gesundheit stehe auf dem Spiel.

Ein Fünftel weniger Touristen befürchtet

Die Tourismusbranche fürchtet bereits massive Einbußen im Ostergeschäft. „Die Lage in Palermo ist doch bereits seit einiger Zeit außer Kontrolle“, kritisierte Andrea Corso vom Verband Assoturismo Sicilia. Es wird mit einem Fünftel weniger Besuchern gerechnet. Hotelbesitzer klagen bereits: „Die Touristen fliehen.“

Es ist nicht das erste Mal, dass auch Palermo ein Müllproblem hat. Schon in den vergangenen Jahren war die sizilianische Stadt immer wieder von Problemen mit der Müllentsorgung belastet worden. Auch die Bewohner Neapels und der umliegenden Region Kampanien klagen seit Jahren über die ungenügende Entsorgung ihrer Abfälle. Die Stadt bekommt ihr Müllproblem nicht in den Griff, Deponien und Wiederaufbereitungsanlagen sind überlastet. Zudem wehren sich zahlreiche Anrainer gegen die weitere Nutzung oder Vergrößerung der überfüllten Deponien.

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