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Einigung um Prozess zu entgehen

Nach monatelangen Verhandlungen hat sich der britische Ölkonzern mit Privat- und Geschäftsleuten auf eine Milliardenentschädigung für die Ölpest im Golf von Mexiko geeinigt. Die mehr als 100.000 Kläger sollen geschätzte 7,8 Milliarden Dollar (5,90 Mrd. Euro) erhalten, teilte BP Anfang März mit. Zudem bekommen Tausende Geschädigte aufgrund „erheblicher Fehler“ eine Aufzahlung.

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Die Gesamtsumme übersteigt den kompletten Gewinn des Konzerns im letzten Quartal 2011 von 7,6 Milliarden Dollar (5,75 Mrd. Euro). Die Fischereibranche erhält allein 2,3 Milliarden Dollar (1,74 Mrd. Euro). Damit erhöhen sich die bisher geleisteten Zahlungen von BP für die Ölpest auf fast 30 Mrd. Dollar (22,7 Mrd. Euro). Mit der erwarteten Einigung - die vom Gericht in New Orleans noch bestätigt werden muss - wäre ein drohender Mammutprozess erst einmal vom Tisch.

Weitere Zahlungen an den Staat

Nicht berücksichtigt sind bisher Forderungen von Kommunen, von fünf US-Bundesstaaten sowie der Zentralregierung in Washington. Auch mögliche strafrechtliche Konsequenzen sind noch nicht eingerechnet. Die Zahlungen an den Staat könnten sich noch einmal auf weitere bis zu mehr als 25 Milliarden Dollar (18,9 Mrd. Euro) belaufen. BP geht jedoch nach eigener Darstellung derzeit davon aus, dass die kalkulierten 37,2 Milliarden Dollar (28,1 Mrd. Euro) Gesamtkosten ausreichen werden.

Die US-Regierung schloss ungeachtet der Einigung mit den Privaten einen Prozess in eigener Sache nicht aus. „Die Vereinigten Staaten sind darauf vorbereitet, die verantwortlichen Parteien für die entstandenen Schäden in der Golfregion zur Rechenschaft zu ziehen“, zitierte die Zeitung „Times-Picayune“ einen Sprecher des Justizministeriums Anfang März.

BP richtete eigenen Fonds ein

Die Zahlungen sollen aus einem Fonds in Höhe von 20 Milliarden US-Dollar (15,16 Mrd. Euro) geleistet werden, den BP eigens dafür eingerichtet hat. Der Konzern hat für die Folgen der Ölkatastrophe nach eigenen Angaben bereits vor der Einigung 22 Mrd. US-Dollar (16,6 Mrd. Euro) ausgegeben. Das Desaster hatte den britischen Ölgiganten im Jahr 2010 mit 4,9 Milliarden Dollar (3,71 Mrd. Euro) in die roten Zahlen gedrückt.

Ausgleichszahlungen erhöht

Wie das US-Justizministerium Anfang April in Washington mitteilte, werden 7.300 Opfer des Desasters zusätzlich insgesamt 64 Mio. US-Dollar (48,7 Mio. Euro) erhalten. Das Geld stammt aus dem Entschädigungsfonds. Nach Untersuchungen von Wirtschaftsprüfern habe es „erhebliche Fehler“ bei der Entschädigung der Privat- und Geschäftsleute gegeben, die nun nachträglich korrigiert werden müssten. 14 Milliarden Dollar (10,59 Mrd. Euro) musste das Unternehmen für Aufräumarbeiten, Geräte und für das Stopfen des Lecks zahlen.

23,9-Milliarden-Gewinn im Vorjahr

Im vergangenen Jahr sprudelten bei BP aber bereits wieder Gewinne in Höhe von 23,9 Milliarden Dollar (18,1 Mrd. Euro), wie der Konzern Anfang Februar mitteilte. Mit seinen Zahlen übertraf BP die Schätzungen der Analysten. Mit der Rückkehr in die Gewinnzone konnte BP zwar zu den anderen Branchengrößen wie Exxon und Shell noch nicht ganz wieder aufschließen, aber zumindest den Anschluss wiederherstellen. „BP ist auf dem richtigen Weg“, sagte BP-Chef Robert Dudley.

Die liquiden Mittel des Unternehmens sollen sich bis 2014 um 50 Prozent erhöhen. Dabei geht der Konzern von einem durchschnittlichen Ölpreis von 100 US-Dollar das Fass Öläquivalente aus.

Neues Projekt im Golf von Mexiko

Konzernchef Dudley kündigte für das laufende Jahr erhebliche Investitionen in neue Förderprojekte an. Insgesamt sollen zwölf neue Erkundungsbohrungen vorangetrieben werden - doppelt so viele wie im vergangenen Jahr. Ein neues Förderprojekt soll auch im Golf von Mexiko vorangetrieben werden, gemeinsam mit den Partnern Chevron und BHP. Es soll eine Kapazität von 120.000 bis 140.000 Tonnen Öläquivalent pro Tag haben. Der Konzern habe seinen Zugang zu neuen Ölvorkommen deutlich gesteigert. „Wir werden die Erkundung in den nächsten zwei bis drei Jahren beschleunigt fortsetzen“, sagte Dudley.

Das Unternehmen trennt sich derzeit von Ölfeldern und Förderkapazitäten, um sich von den Folgen des Desasters im Golf von Mexiko zu erholen. Insgesamt soll bis 2013 der Verkauf von Unternehmensteilen rund 38 Milliarden Dollar einbringen. Dabei geht es auch um Raffinerien in den USA. Unter anderem sollen die Raffinerien in Texas City und Carson bis Ende 2012 veräußert werden. BP veräußerte Ende März auch Anteile an Gasfeldern in der Nordsee für nach eigenen Angaben 400 Millionen US-Dollar (301 Mio. Euro) an die Förderfirma Perenco.

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