Völliger Kontrast zu Berlusconi
Italien hat auch außenpolitisch eine bleierne Zeit hinter sich. Der parteilose Regierungschef Mario Monti gibt ein hohes Tempo vor, um das Land auf Vordermann zu bringen. Und spielt auf der europäischen Bühne mit. Monti ist dabei, sein Land umzukrempeln - und das Image Italiens in der Welt im Zuge dessen gleich mit.
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Am 16. November 2011 in einem geschickten Schachzug von Staatspräsident Giorgio Napolitano als Chef einer Übergangsregierung eingesetzt, ist Mario Monti, der Wirtschaftsprofessor aus der Lombardei, in Windeseile ans Werk gegangen. Auf ein drastisches Sparpaket für das hoch verschuldete Land (Motto: „Rettet Italien!“) folgten Dekrete gegen Privilegien so mancher Berufsgruppe und einige spektakuläre Aktionen gegen die Steuerhinterziehung.
Schmerzhafte Einschnitte
Der 68-jährige parteilose Monti hat weitere ehrgeizige Pläne, darunter vor allem eine umstrittene Liberalisierung des Arbeitsmarktes. Dass da die Gewerkschaften murren, hält ihn nicht auf. Bisher zumindest nicht. Mit leiser Stimme verkündet „Il Professore“, mit welchen teils schmerzhaften Maßnahmen er nach dem Sparen jetzt Wachstum schaffen will.
Denn die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone ist in der Rezession, die Griechenland-Krise bedroht auch Italien. Und Monti hat wahrscheinlich nur noch etwa ein Jahr Zeit, Italien auf Vordermann zu bringen. Denn die Legislaturperiode endet im Frühjahr 2013, und Montis Technokratenkabinett ist lediglich eingesetzt, nicht gewählt.
Auf EU-Parkett sicher
Eine gute Figur macht der unitalienisch zurückhaltende Monti nicht nur an der Heimatfront, sondern auch in Europa. Während in den Jahren seines vermeintlich schillernden Vorgängers Silvio Berlusconi manche europäische Politiker Rom gemieden haben, wissen die den Kontrast zu Berlusconi durchaus zu schätzen. Der „Anti-Berlusconi“ bringt Italien Europa wieder näher.
So kann Monti mit deutlichen Worten dafür werben, den Sparkurs nun nicht zu überdrehen, Euro-Bonds einzuführen und Wachstum zu schaffen. Italien will der ausgewiesene Wirtschaftsfachmann aus Varese damit zu einem wieder voll respektierten und beachteten Land machen. Die Idee, für Athens Haushalt eine Art Kommissar einzusetzen, nennt er „weit hergeholt und unangenehm“.
Positives Image der Regierung
Wertschätzung für den lombardischen Professor kommt aber nicht nur aus der Politik. Der zuvor so dramatische Druck der Finanzmärkte auf die italienischen Staatsanleihen hat sich spürbar verringert. Wann immer eine Ratingagentur Italien nun noch weiter herabstuft, ist das meist mit einem Hinweis auf die positiven Anstrengungen der Regierung in Rom verbunden - das klingt so, als müsse man Italien trotz Montis schlechter benoten.
Zudem hob das amerikanische „Time“-Magazin den Mann auf sein Titelblatt, der Ministervermögen offenlegt, selbst auf sein Gehalt verzichtet und ständig als eine Art Hoffnungsträger unterwegs ist. Transparenz, Flexibilität und Glaubwürdigkeit sollen das Land aus der Gefahrenzone holen. Immerhin, meint er, nähmen seine Landsleute die abverlangten Opfer mit mehr „Reife“ hin, als so mancher Politiker wohl gedacht hätte - bisher zumindest.
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