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Polizei schon länger bekannt

Sieben Menschen soll der 23-jährige Mohammed M. getötet haben. Bei der Erstürmung der Wohnung, in der er sich verschanzt hatte, kam der mutmaßliche Attentäter selbst ums Leben. In der über 30-stündigen Belagerung hatte er in Verhandlungen mit der Polizei zahlreiche Details auf seinem Leben bekanntgegeben und seine Beweggründe für die Taten, die er gestand, genannt.

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Die Attentate rechtfertigte er damit, dass er palästinensische Kinder rächen und die französische Armee aufgrund ihrer Auslandseinsätze vor allem in Afghanistan angreifen wollte. Er sah sich als „Mudschahed“, als islamistischen Freischärler, und als Al-Kaida-Mitglied. Experten gaben sich der Al-Kaida-Mitgliedschaft gegenüber aber skeptisch. Das Terrornetzwerk stecke in einer „tiefen Krise“ und habe seit 2005 keine Anschläge mehr in Europa verübt. Einzeltäter hätten häufig die Tendenz, sich als Teil einer größeren Organisation zu sehen, sagte der Al-Kaida-Experte Jean-Pierre Filiu.

Laut dem französischen TV-Sender BFM TV war M. mit Forsane Alizza (Ritter des Stolzes) verbunden, einer islamistischen Gruppe, die im vergangenen Monat in Frankreich verboten wurde.

Kriminalpolizei bekannt

Der Franzose algerischer Abstammung war der Kriminalpolizei schon zuvor bekannt. „Dieser Mann hat bereits mehrere Straftaten auf französischem Boden begangen, einige mit Gewalt“, sagte Frankreichs Innenminister Claude Gueant. Nach den Attentaten auf die Soldaten Mitte März in Toulouse und Montauban sei der französische Inlandsgeheimdienst DCRI neben anderen auch auf den mutmaßlichen Attentäter verstärkt aufmerksam geworden, berichtete ein Behördenvertreter der Nachrichtenagentur AFP. Laut Gueant sei M. schon jahrelang unter Beobachtung gestanden. Dabei sei aber nie ein Anzeichen dafür entdeckt worden, dass der Mann ein Verbrechen planen könnte.

Bei Armee beworben

Der mutmaßliche Serienattentäter bewarb sich in den vergangenen Jahren bereits zweimal bei der französischen Armee, hieß es vonseiten des Militärs. Der 23-Jährige habe alle Tests absolviert, „aber die Überprüfung seiner Vorstrafen hatte eine Ablehnung seiner Bewerbung zur Folge“, sagte Oberst Bruni Lafitte. M. versuchte 2010 auch, bei der Fremdenlegion in Toulouse anzuheuern. Dort nahm er aber nicht an den Auswahltests teil.

„Ruhiger Mann mit Bart“

Nachbarn beschreiben den 23-Jährigen als „ruhigen Mann mit Bart“, der „niemals etwas Außergewöhnliches“ getan habe. Seinen Freunden gegenüber soll er kaum über den Islam gesprochen haben. M.s langjähriger Anwalt Christian Etelin betonte gegenüber BFM TV, dass sein Mandant, „freundlich und höflich“, wie er sei, unfähig sei, Taten dieser „absoluten Härte“ auszuführen. Allerdings habe er vor zwei Jahren erfahren, dass er sich plötzlich radikalisiert habe und nach Afghanistan gefahren sei. Dem Innenminister zufolge radikalisierte sich M. in einer salafistischen Gruppe in Toulouse.

Salafisten

Die Bewegung der Salafisten strebt einen islamischen Gottesstaat an. Manche akzeptieren auch den Einsatz von Gewalt. Experten zufolge ist der Großteil der Anhänger dieser Bewegung in Frankreich aber gewaltfrei.

Laut Gueant bezeichnete sich M. aber selbst als „Mudschahed“. Er war den Behörden zufolge bereits mehrmals in Pakistan und Afghanistan. „Le Monde“ berichtete, dass M. mit pakistanischen Taliban in einer Grenzregion trainiert habe, bevor er nach Afghanistan ging, um dort gegen NATO-Truppen zu kämpfen. Ein Bericht, wonach sich M. in Kandahar im Gefängnis befunden habe und bei einem Massenausbruch 2008 entkommen sei, wurde später dementiert.

Mutter und Geschwister ebenfalls verhaftet

Auch M.s Mutter und Geschwister leben in Toulouse. Die Mutter sowie die beiden Schwestern und Brüder wurden ebenfalls verhaftet. Einer der Brüder soll ebenfalls mit den extremistischen Salafisten sympathisieren. Die Mutter verweigerte, die Polizei bei den Verhandlungen mit ihrem Sohn zu unterstützen. Sie habe keinen Einfluss mehr auf ihren Sohn.

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