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Staatstrauer in Belgien

Zwei Tage nach dem tragischen Busunglück in einem Autobahntunnel nahe der Schweizer Ortschaft Siders stehen am Donnerstag die Angehörigen vor der schwierigen Aufgabe, die Todesopfer zu identifizieren. Noch am selben Tag sollen die ersten der insgesamt 28 Toten nach Belgien überführt werden.

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Bereits am Vortag wurden die Familienangehörigen der zwei verunglückten Schulklassen in die Schweiz geflogen. Wie ein Sprecher der Kantonspolizei Wallis mitteilte, wurden diese am Donnerstag zur Leichenhalle in Sion gebracht, wo die sterblichen Überreste formell identifiziert werden sollen.

Transportmaschinen des Militärs

Von den 22 toten Kindern und den sechs toten Erwachsenen sei nach Angaben der belgischen Gesundheitsministerin Laurette Onkelinx die Identität zumindest dreier Todesopfer noch unklar. Zumindest die bereits identifizierten Toten könnten jedoch rasch nach Belgien geflogen werden. Laut Belgiens Verteidigungsminister Pieter de Crem wurden zwei Transportflugzeuge des Militärs von einer Übung in Portugal abgezogen und in die Schweiz beordert.

Belgiens Regierungschef Elio di Rupo bestätigte, dass ein erstes Transportflugzeug des Militärs mit den sterblichen Überresten einer noch nicht bekannten Zahl von Opfern am Freitagvormittag in Belgien eintreffen werde. Die verletzten Kinder würden mit Rettungsflugzeugen, die für den Transport von Kranken ausgerüstet sind, in die Heimat gebracht. Die Angehörigen könnten mit Passagiermaschinen der belgischen Luftwaffe von Genf nach Brüssel gebracht werden.

Erste Kinder mit den Eltern auf Heimreise

Einige Kinder, die bei dem Unfall nur leicht verletzt wurden, machten sich bereits mit ihren Eltern per Auto auf die Heimreise, drei andere per Linienflugzeug, sagte die belgische Gesundheitsministerin Laurette Onkelinx. Vier Kinder lagen noch schwer verletzt in Schweizer Krankenhäusern. Davon befanden sich drei in Lebensgefahr. Ihr Zustand sei „kritisch“. Sieben der verletzten Kinder stammen nach Angaben des Schweizer Fernsehens (SF) aus dem nordostbelgischen Lommel und 17 aus Heverlee.

Auf dem Wege der Besserung befindet sich ein mit schweren Verletzungen in das Berner Inselspital eingeliefertes Kind. 20 weitere Kinder wurden laut Onkelinx in ein Walliser Krankenhaus eingeliefert. Sie alle sind laut Sprecherin Florance Renggli außer Lebensgefahr. Zudem gehe man davon aus, „dass einige Kinder bereits heute oder morgen das Spital verlassen können“.

Kondolenzbuch im Parlament

In Belgien findet am Freitag ein nationaler Trauertag statt. Um 11.00 Uhr solle im ganzen Land eine Schweigeminute abgehalten werden, kündigte die Regierung am Donnerstag in Brüssel an. Das gelte besonders für alle Schulen und anderen öffentlichen Institutionen. Zudem werden die Flaggen am Freitag und am Samstag auf halbmast gesetzt, sagte Innenministerin Joelle Milquet im belgischen Fernsehen. Im belgischen Parlament, wo eine Kondolenzliste ausgelegt wurde, steht bereits am Donnerstag eine Gedenkveranstaltung während der Plenarsitzungen auf dem Programm.

Blumen auf einer Brücke vor der Autobahneinfahrt in den Tunnel

APA/EPA/Laurent Gilleron

Der Unglückstunnel bleibt auch am Donnerstag gesperrt

„Normales Leben muss weitergehen“

An der Sint-Lambertus-Schule in Heverlee und an der Grundschule t’Stekske in Lommel, aus denen die verunglückten Schulklassen stammten, wurde am Donnerstag wieder der Unterricht aufgenommen. „Das normale Leben muss weitergehen. Es ist wichtig für die Schüler, in die Schule zurückzukehren, um über die Katastrophe zu sprechen und Fragen zu stellen“, sagte der Magistratsbeamte von Lommel, Kris Verduyckt, der Nachrichtenagentur Belga. Dem Bericht zufolge werden die Kinder bei ihrer Rückkehr in den Schulalltag psychologisch begleitet.

Angehörige besuchen Unglücksort

In Siders können von der Polizei begleitet die Angehörigen der Opfer auch die Unfallstelle in dem für den Verkehr weiter gesperrten Autobahntunnel besuchen. Bei dem Unfall waren am Dienstagabend 28 Menschen, darunter 22 Schulkinder, vier Aufsichtspersonen und zwei Buslenker, getötet worden. Die Schüler zweier belgischer Schulen waren auf dem Rückweg von einem Skiurlaub in der Schweiz, als ihr Bus in dem Tunnel frontal gegen die Betonmauer einer Nothaltebucht prallte. Die Unfallursache ist noch völlig unklar und könnte erst im Laufe der nächsten Tage geklärt werden.

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