Studie zeichnet düsteres Bild
Die radioaktive Verstrahlung durch die Atomkatastrophe im japanischen Fukushima ist nach Einschätzung französischer Experten „dauerhaft und langjährig“. Das gelte vor allem für die Belastung mit Cäsium 137, dessen Radioaktivität sich nur alle 30 Jahre halbiere, heißt es in einem Ende Februar veröffentlichten Bericht des französischen Strahlenschutzamtes IRSN.
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Die Studie beruht auf Untersuchungen, die Experten der französischen Behörde an Ort und Stelle vorgenommen haben, und auf offiziellen Angaben Japans. Das IRSN erinnerte daran, dass im AKW Fukushima I auch durch Wasserstoffexplosionen 58 Billiarden Becquerel Cäsium freigesetzt wurden - etwa ein Drittel der Menge, die beim Unfall von Tschernobyl in die Atmosphäre gelangte. Davon seien heute noch 98 Prozent in der Umwelt, im Jahre 2020 würden es noch 81 Prozent sein, betonte Didier Champion, der beim IRSN für Krisen verantwortlich ist. Die Verstrahlung der Umwelt werde noch „viele Jahre“ andauern.
Die Belastung mit radioaktiven Ionen, von denen aus den drei verunglückten Reaktoren im März vergangenen Jahres 408 Billiarden Becquerel nach außen gelangten, sei hingegen stark zurückgegangen, erläuterte Champion. Diese Elemente hätten viel kürzere Halbwertzeiten - von einigen Stunden bis zu acht Tagen. Ihre Radioaktivität nehme daher vergleichsweise rasch ab.
24.000 Quadratkilometer verstrahlt
Insgesamt wurden dem Bericht zufolge rund 24.000 Quadratkilometer Land mit Cäsium 137 verstrahlt. Der vom ISRN als kritisch erachtete Grenzwert von 600.000 Becquerel pro Quadratmeter wird demnach zwar nur auf rund 600 Quadratkilometern überschritten. Aber selbst in den weniger stark betroffenen Gebieten gebe es ein Risiko, weil sich die geringen Strahlendosen im Laufe der Zeit ansammelten, warnten die französischen Experten. Daher müssten bestimmte Nahrungsmittel wie Milch, Obst, Pilze, Fisch und Fleisch dauerhaft auf ihre Strahlenbelastung hin überprüft werden.
„Ungewissheiten“ für Bevölkerung
Bisher sei kein direkt auf den Unfall in Fukushima I zurückzuführendes Todesopfer gemeldet worden, heißt es in dem Bericht weiter. Es gebe aber zahlreiche „Ungewissheiten“ bezüglich der langfristigen Auswirkungen auf die Bevölkerung sowie die Beschäftigten des Atommeilers und die Sicherheitskräfte, die während des Unfalls im Einsatz waren.
Insgesamt sei die Strahlenbelastung durch Fukushima I deutlich niedriger als die durch den Unfall im ukrainischen Tschernobyl, fasste das Strahlenschutzamt seine Beobachtungen zusammen. Das sei dadurch zu erklären, dass große Mengen der radioaktiven Emissionen im Pazifik gelandet seien.
Bevölkerung soll zum Teil zurückkehren
Die französische Studie bestätigt einen Bericht des japanischen Umweltministeriums. Demnach wurden zwischen Anfang November und Mitte Dezember bei Messungen in der nach dem Unfall evakuierten Zone sehr hohe Strahlenwerte festgestellt. In mehreren Städten lag die jährliche Belastung demnach bei 470 Millisievert. Unter normalen Bedingungen liegt dieser Wert, der die Strahlenbelastung für biologische Organismen misst, bei einem Millisievert pro Jahr. Das Ministerium kündigte an, die Rückkehr der Bevölkerung in bestimmte Gebiete solle möglich werden. Die Zonen müssten aber zunächst so weit gesäubert werden, dass die Belastung 20 Millisievert pro Jahr nicht überschreite.
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