Themenüberblick

Kritisch und poetisch

Der italienische Liedermacher Lucio Dalla, seit Jahrzehnten mit kritischen und poetischen Liedern erfolgreich, ist im Schweizer Montreux nach einem Herzinfarkt gestorben. Das berichteten italienische Medien am Donnerstag. Der 68-Jährige befand sich auf einer Tour, die ihn am 19. März auch in das Wiener Konzerthaus führen hätte sollen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Dalla erlitt den Herzinfarkt am Donnerstag nach dem Frühstück. Am Mittwochabend war er im Schweizer Montreux aufgetreten, berichtete seine Assistentin Michela Mondella. Der Liedermacher war mit einer internationalen Tour beschäftigt, die am 30. März in Berlin zu Ende gegangen wäre. Bei der Tour stellte Dalla seine letzte CD „Questo e amore“ vor. Am Sonntag wäre er 69 Jahre alt geworden.

Lucio Dalla

AP/Keystone/Markus Stuecklin

Dalla bei einem Auftritt 2004

Der aus Bologna stammende Dalla zählte in Italien zu den bedeutendsten Musikern der vergangenen 30 Jahre. Der Liedermacher, der öfters in Österreich aufgetreten war, gewann in Italien und im Ausland Millionen von Fans mit seinen Hits „Gesu Bambino“, „Futura“, „Bella Lucia“, „Tutta la vita“ und „Ciao“. Dabei zeichnete er sich wegen seiner meist kritischen und poetischen Texte aus.

Zusammenarbeit mit Armani

Bekannt wurde Dalla unter anderem mit seiner Bearbeitung der Puccini-Oper „Tosca“ „Tosca: amore disperato“. Dallas „Tosca“-Version erlebte am 23. Oktober 2003 in Rom seine erfolgreiche Uraufführung. Für die Kostüme zeichnete niemand Geringerer als Modezar Giorgio Armani verantwortlich.

„Es war mir wichtig, eine ‚Tosca‘ zu machen, die Puccini wiedergibt und gleichzeitig ein heutiges Publikum anspricht.“ Dazu hatte Dalla laut eigener Aussage die im Stoff angelegten, „im Grunde sehr zeitgenössischen“ Psychen der Charaktere „mit heutigen Gegebenheiten vernetzt“: Die „unbändigbare Liebe Scarpias zu Tosca ist das erste Beispiel für Mobbing in einem Melodram.“

Debüt bereits 1964

Dallas musikalische Karriere reichte weit zurück. Mit 14 Jahren begann er Klarinette zu lernen und startete seine Musikerkarriere bei der Reno Dixieland Band in Bologna. Als junger Musiker war er in den 60er Jahren mit Chet Baker, Charlie Mingus und Bud Powell aufgetreten. Sein Debüt als Sänger gab er 1964 mit einer Vorliebe für den Bereich der Soulmusik.

Eines seiner bekanntesten Lieder, „Caruso“ (1986), eine Hommage an den Opernsänger Enrico Caruso, wurde von zahlreichen Sängern gecovert. Die Versionen von Luciano Pavarotti und Andrea Bocelli verkauften sich weltweit viele Millionen Mal.

„Er war ein großartiger Künstler“

Dallas Tod sorgte für Bestürzung in Italien. Erschüttert zeigte sich Nicoletta Mantovani, Witwe des Startenors Luciano Pavarotti, der öfters mit Dalla im Rahmen der Veranstaltung „Pavarotti & Friends“ aufgetreten war. „Ich bin sprachlos. Lucio war ein großer Freund Lucianos. Er war ein großartiger Künstler und sehr sensibler Mensch. In den schwierigen Momenten nach Lucianos Tod hat er mich sehr unterstützt“, so Mantovani.

„Sein Genie wird uns fehlen, er war ein großartiger Künstler“, kommentierte das italienische Popidol Eros Ramazzotti. Bestürzt zeigte sich auch die Königin der italienischen Popmusik Laura Pausini. „Als ich acht Jahre alt war, habe ich vor ihm in einem Restaurant in Bologna gesungen. Ich habe niemals seine unterstützenden Worte vergessen“, kommentierte die Sängerin.

Mit dem italienischen Regisseur Pupi Avati arbeitete Dalla an einem Musical. Dalla hatte die Musik für viele erfolgreiche Filme des Regisseurs geschrieben. „Ich verdanke Lucio, dass ich Regisseur geworden bin. Als Jugendliche spielten wir beide Klarinette, doch er war viel besser als ich. Es ist seine Schuld, dass ich auf den Traum verzichtet habe, Jazzmusik zu machen und mit den Filmen begonnen habe“, so Avati.

Links: