Rätseln über Ursache
Bei einem Gefängnisbrand in Honduras sind Hunderte Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 470 Häftlinge konnten aus dem Gefängnis rund 75 Kilometer der Hauptstadt Tegucigalpa entkommen, 356 werden vermisst und sind vermutlich tot. Das bestätigte der Sprecher des Innenministeriums, Hector Mejia.
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Laut Mejia wurden zudem 21 Menschen beim dem Brand im Gefängnis der Stadt Comayagua verletzt. Der Brand ist einer der tödlichsten Gefängnisbrände weltweit seit Jahrzehnten. Noch immer ist unklar, wie viele Menschen in den Flammen wirklich starben. Zunächst wurde von Dutzenden, dann mehr als 200, wenig später von mehr als 270 Todesopfern berichtet.
Dutzende waren hinter den Zellentüren eingesperrt, da die Rettungskräfte die Schlüssel nicht finden konnten. Laut Behörden löste ein Insasse den verheerenden Brand aus: Er habe seine Matratze angezündet und dabei laut Zellengenossen gerufen: „Wir alle werden hier sterben!“ Binnen weniger Minuten sei alles in Flammen gestanden, so der Leiter der Strafvollzugsbehörde des mittelamerikanischen Landes, Danilo Orellana. Seinen Bericht bestätigten Feuerwehrleute am Unglücksort gegenüber Journalisten. Der Sprecher der lokalen Feuerwehr sprach von „höllischen“ Szenen am Brandort. Viele Häftlinge seien „verbrannt oder in ihren Zellen erstickt“.

APA/EPA/Gustavo Amador
Angehörige von Insassen warten vergebens auf Auskunft - und randalieren
Überlebender schildert die Katstrophe
Einer der Häftlinge schilderte die Ereignisse. Jemand habe „Feuer! Feuer!“ gerufen, und andere Insassen hätten begonnen, um Hilfe zu schreien. „Eine Zeit lang reagierte niemand. Aber nach ein paar Minuten, die uns wie eine Ewigkeit vorkamen, kam ein Wärter mit den Schlüsseln und ließ uns hinaus.“ Laut dem Häftling befanden sich allein in seiner Zelle 60 Personen.
Zuvor hatte es geheißen, es habe eine Schießerei in dem Gefängnis gegeben. Möglicherweise sei das Feuer dabei ausgebrochen. Doch Orellana dementierte umgehend, dass es einen Aufstand gegeben habe.

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Überlebende werden von Rettungskräften aus dem Gefängnis gebracht
Angehörige stürmen Gefängnis
Hunderte Angehörige, die vergeblich Auskunft über das Schicksal der Insassen forderten, stürmten unterdessen die Haftanstalt. Es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei, einige Menschen warfen Steine auf die Beamten. Schließlich zogen sich die Sicherheitskräfte zurück, und die Männer, Frauen und Kinder stürmten das Gefängnis.
Laut Orellana brach das Feuer am Dienstagabend gegen 22.50 Uhr Ortszeit (Mittwoch, 5.50 Uhr MEZ) aus. Die Haftanstalt in Comayagua zählt mehr als 800 Insassen, ist aber kein Hochsicherheitsgefängnis. Dort büßen Häftlinge meist mittellange Strafen ab. Sie arbeiten tagsüber in der Landwirtschaft, die Nächte verbringen sie in den Zellen. Strafanstalten in Lateinamerika sind häufig überbelegt.
Im Jahr 2004 hatte es laut der honduranischen Zeitung „La Tribuna“ einen Brand in einem anderen Gefängnis gegeben, bei dem 107 Menschen ums Leben kamen. 2003 wurden bei einem weiteren Brand 68 Menschen getötet. Vor allem in den bitterarmen mittelamerikanischen Staaten wie Honduras gibt es in den Gefängnissen Probleme mit Gewalt zwischen verfeindeten Banden und Drogenhandel.
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