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Bisher kein großer Bedarf

2010 haben sich A1 und T-Mobile ein Rennen um die ersten Feldtests und den Start des schnellen Mobilfunks Long Term Evolution (LTE) geliefert, mittlerweile ist es um das Thema ruhiger geworden. Zwar halten fast alle Mobilfunker an ihren Ausbauplänen fest, auch weil sie dazu verpflichtet sind, zum Überflieger wird LTE aber weiterhin nicht.

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LTE, die nächste Geschwindigkeitsstufe für Datentransfer über Mobilfunk, kommt in Österreich vorerst nicht in die Gänge. Wie viele Nutzer genau sich derzeit in Österreichs LTE-Netzen tummeln, war auf Anfrage von ORF.at bei den Mobilfunkern zwar nicht zu erfahren, bei allen Mobilfunkern ist die Nutzung laut Angaben aber noch gering.

Wenige Nutzer im schnellen Netz

Wer das Netz derzeit nutze, habe den Großteil der verfügbaren Bandbreite für sich, hieß es etwa beim Marktführer A1. Bei T-Mobile ist laut Angaben derzeit jeder 20. verkaufte Datenstick ein LTE-Stick, „3“ hat erst im November 2011 die ersten LTE-Basisstationen in Betrieb genommen. Orange hat zwar bei der Versteigerung der ersten LTE-Frequenzen (2,6 GHz) ein Frequenzpaket ersteigert, bisher aber noch nicht in LTE investiert.

LTE ermöglicht in der ersten Ausbaustufe bei allen drei Anbietern theoretische Geschwindigkeiten von bis zu 100 Mbit/s Download und 50 Mbit/s Upload. Allerdings werden auch bei LTE die verfügbaren Ressourcen geteilt, sprich die Bandbreite einer Mobilfunkzelle wird auf alle darin aktiven Nutzer aufgeteilt. Daher sind schon wie bei UMTS die Datenraten mit „bis zu“ angegeben.

Keine Mindestgeschwindigkeiten

Eine Garantie für Mindestgeschwindigkeiten wollte keiner der befragten Mobilfunker abgeben, das sei aufgrund der technischen Gegebenheiten nicht möglich. Bei der Präsentation des ab März bei A1 verfügbaren ersten LTE-Handys Velocity 4G von HTC wurden bei einem Test in der Wiener Innenstadt rund 60 Mbit/s Downloadrate erreicht. Der bemerkenswerte Wert wird sich allerdings wie bei 3G/UMTS schlagartig ändern, sobald mehr Nutzer mit LTE surfen. Das dürfte jedoch noch dauern.

Wer LTE derzeit nutzen will, muss tief in die Tasche greifen. Bei T-Mobile und „3“ kostet ein LTE-Anschluss rund 50 Euro pro Monat, bei A1 monatlich rund 90 Euro. Mit der Markteinführung des LTE-Handys Anfang März plant A1, weitere LTE-Tarife vorzustellen.

Im Gegensatz zum aktuellen UMTS-Standard ist LTE derzeit außerdem auf Daten beschränkt. Die hohe Geschwindigkeit des LTE-Netzes kann daher nur mit Datensticks oder Datenverbindungen am Handy genutzt werden. Sprachtelefonie läuft weiterhin über UMTS oder GSM. Wo kein LTE vorhanden ist, erfolgt auch der Datentransfer via 3G oder eine Technologiestufe darunter.

Nur in Städten

Die Verfügbarkeit von LTE ist zudem stark beschränkt. T-Mobile erreichte laut eigenen Angaben Ende 2011 600.000 Personen in Wien, Linz, Graz und Innsbruck, A1 will heuer nach Wien und St. Pölten in allen Landeshauptstädten LTE anbieten können. „3“ erreichte beim Start Mitte November 200.000 Wiener in dicht besiedelten Gebieten. Alle Mobilfunker wollen wie von der zuständigen Telekom-Regulierungsbehörde vorgeschrieben bis Ende 2013 mindestens 25 Prozent der heimischen Bevölkerung mit LTE versorgen können - allerdings nur in den Städten.

Zusätzliche Frequenzen im Herbst?

Denn mit den im Herbst 2010 versteigerten Frequenzen im Bereich 2,6 GHz ist nur eine Versorgung in dicht besiedelten Bereichen sinnvoll möglich. Für eine breitere Versorgung im Land und auch höhere Verfügbarkeit und Qualität in geschlossenen Räumen sind weitere Frequenzen aus der Digitalen Dividende (800 und 900 MHz), die durch die Digitalisierung von Rundfunkanwendungen verfügbar wurden, notwendig.

Die Versteigerung dieser zusätzlichen Frequenzen ist für den Herbst 2012 angesetzt. Ob der Termin hält, hängt aber von der geplanten Übernahme von Orange durch „3“ ab. Bei einer vertieften Prüfung durch die Wettbewerbsbehörden in Brüssel und Wien würde sich der Verkauf bis in den Oktober ziehen. Die Mobilfunkbranche geht davon aus, dass die Versteigerung in dem Fall auf 2013 verschoben wird.

3G-Netze nicht ausgereizt

Für den Kunden ist es am Ende egal, welche Mobilfunktechnologie er nutzt, gaben auch die Mobilfunker auf Nachfrage zu. Für die Kunden sei wichtig, wie schnell die Verbindung ist und was sie kostet, meinte etwa „3“-Chef Jan Trionow.

Derzeit sind die 3G-Netze der heimischen Mobilfunker laut eigenen Angaben aber noch nicht ausgereizt, der Preisunterschied trotz der deutlich höheren Geschwindigkeit noch zu hoch. Für die meisten Nutzer sei 3G vorerst ohnedies ausreichend, wie ein Branchenkenner meinte: „Die sollen einmal nutzen, was da ist.“

Nadja Igler, ORF.at

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