Ende eines turbulenten Lebens
Die US-Sängerin Whitney Houston ist überraschend am Samstagnachmittag (Ortszeit) in einem Hotel in Beverly Hills bei Los Angeles (Kalifornien) verstorben. Sie wurde 48 Jahre alt. Die Todesursache war zunächst unbekannt. Houston litt allerdings seit Jahren unter Drogen- und Alkoholmissbrauch und hatte im vergangenen Jahr erneut in eine Entzugsklinik gebracht werden müssen.
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Ein gewaltsamer Tod wird offenbar ausgeschlossen. „Wir haben keinen Hinweis auf eine Straftat von außen. Wir untersuchen noch, aber offenkundige Hinweise auf Gewalteinwirkung gibt es nicht“, sagte Mark Rosen von der Polizei in Beverly Hills. Ob Drogen im Spiel gewesen seien, könne er nicht sagen. „Wir konnten im ersten Moment keine Hinweise finden, wir stehen aber noch ganz am Anfang unserer Untersuchung.“
Die 48-Jährige war am Samstag trotz Wiederbelebungsversuchen in einem Hotelzimmer gestorben. „Die herbeigerufenen Notärzte haben alles versucht, aber sie konnten nichts mehr tun“, sagte Rosen. „Frau Houston wurde um 15.55 Uhr für tot erklärt.“ Demnach starb die Sängerin kurz vor 1.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit.

Reuters/China Photos/ASW/LA
Whitney Houston 2004 in Schanghai
Houston wollte angeblich zu Grammy-Party
Houston war Gast im Beverly Hilton, sagte Rosen. Jemand aus ihrem Umfeld habe den Notarzt gerufen. „Ich kann Ihnen nicht genau sagen, wer es war. Aber Freunde, Familie und Mitarbeiter sind anwesend und haben Frau Houston eindeutig identifiziert.“ Houston sei in ihrem eigenen Zimmer gefunden worden. Sie hatte angeblich an einer Party zum Anlass der wichtigsten Musikpreise der Welt teilnehmen wollen. Houston hat seit 1986 selbst sechs Grammys gewonnen.
Nur Stunden vor dem Tod der Künstlerin war über ihre neuen Projekte spekuliert worden, unter anderem über eine Zukunft in der populären Talentshow „The X-Faktor“. Dort sollte sie künftig als Jurymitglied auftreten, hieß es. Ein letzter Comebackversuch war nach der Veröffentlichung eines neuen Albums 2009 gescheitert.
Bei der darauffolgenden Welttournee musste sie immer wieder Konzerte absagen. Bei manchen ihrer Auftritte wurde sie wegen stimmlicher Probleme ausgebuht. Houston machte zu diesem Zeitpunkt bereits seit Jahren vor allem mit Rauschgift, Alkohol und einer turbulenten Ehe mit dem R&B-Sänger Bobby Brown Schlagzeilen.
Ein Star vom ersten Album an
Ihre Karriere hatte vor nicht ganz 30 Jahren verheißungsvoll begonnen. 20 Jahre war Houston alt und bereits ein begehrtes Model, als ein US-Musikmogul die Sängerin erstmals hörte und aus dem Stand unter Vertrag nahm. Schon ihre erste Platte „Whitney Houston“ (1985) war ein Hit. Das Mädchen aus dem US-Bundesstaat New Jersey wurde für ihre außergewöhnliche, drei Oktaven umfassende Stimme bejubelt. Mit ihren eingängigen Liebesballaden fand sie bei einem breiten Publikum Zuspruch.
In einem beispiellosen Höhenflug wurde die Sängerin zum Vorzeigestar der 80er und 90er Jahre schlechthin. Mit Hits wie „I Wanna Dance With Somebody“ und „Greatest Love of All“ stürmte sie weltweit die Charts. Über die Jahre verkaufte sie mehr als 140 Millionen Alben und gewann über 400 Preise, neben den sechs Grammys auch zwei Emmys. Ihre Soulballade „I Will Always Love You“ aus dem Film „Bodyguard“ (1992), in dem sie auch die Hauptrolle spielte, war eine der erfolgreichsten Singles aller Zeiten.
Katastrophale Ehe mit Bobby Brown
Doch der Ruhm forderte seinen Preis. Von Mitte der 90er Jahre an fiel Houston mehr durch Skandale als durch neue Musik auf. Vor allem ihre stürmische Ehe mit Bobby Brown sorgte immer wieder für Schlagzeilen. Das ungleiche Paar hatte sich 1989 kennengelernt und drei Jahre später geheiratet. 1993 kam die gemeinsame Tochter Bobbi Kristina auf die Welt.
„Sie haben uns anfangs keine sechs Minuten gegeben, aber wir haben es auf über zehn Jahre gebracht“, sagte sie später. Doch die Beziehung war von einem ständigen Auf und Ab gekennzeichnet. Er kam wegen Drogen und Alkohol immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt und musste mehrfach hinter Gitter. Zunehmend geriet auch Houston mit in den Strudel. Einmal wurden sie gemeinsam mit Rauschgift erwischt, ein andermal rief sie nach einem handgreiflichen Streit sogar die Polizei.
Karriere kam ins Trudeln
Houstons Karriere begann zunehmend zu leiden. Sie erschien nicht zu Proben, ließ Termine platzen und tauchte bei Konzerten einfach nicht auf. Selbst als ihr lebenslanger Freund Clive Davis im Jahr 2000 in die Rock & Roll Hall of Fame aufgenommen wurde, sagte sie ihren Auftritt kurzfristig ab.
Bei einem Konzert zum 30. Bühnenjubiläum von Michael Jackson ein Jahr darauf war sie nur noch ein Schatten ihrer selbst - verwirrt und abgemagert. Als sie am nächsten Tag erneut nicht zu einem Auftritt erschien, munkelte Hollywood bereits, sie liege im Sterben. „Ich habe viel gefeiert. Wirklich, ich habe mir die Seele aus dem Leib gefeiert“, sagte sie 2002 in einem denkwürdigen TV-Interview, in dem sie ihren Alkohol-, Drogen- und Medikamentenkonsum zugab. „Aber irgendwann kommt man an einen Punkt, wo man weiß, dass die Party vorbei ist.“
Houston kämpfte bis zuletzt
Von ihrem Mann ließ sich Houston scheiden, die Tochter lebte fortan bei ihr. Bobbi habe ihr immer wieder die Kraft gegeben, durchzuhalten, sagte die Sängerin unlängst. „Sie hat mich ermutigt und inspiriert. Wenn ich sie anblicke und ihr in die Augen schaue und mich sehe, dann sage ich mir: Okay, ich schaffe es, ich schaffe es.“
2009 hatte Houston einen Auftritt in der Londoner O2-Arena Michael Jackson gewidmet. „Er hat fünf Jahrzehnte für uns alle gelebt und nun danken wir ihm“, sagte die damals 46-Jährige in der ausverkauften Konzerthalle vor 23.000 Zuschauern. In Anspielung an Jacksons Hit „You Are Not Alone“ fuhr sie fort: „Wir sind allein, singen diesen Song für dich“. Sie selbst schaffte die fünf Jahrzehnte nicht ganz. Was neben ihrer Musik von ihr bleiben wird: Whitney Houston bereitete einer neuen Generation von R&B-Musikern den Weg, die nun bereits seit Jahren die internationalen Charts dominiert.
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