Biomüll gegen Frost
Um vereiste Straßen zu bekämpfen, wird in Österreich meist Streusalz eingesetzt – mit negativen Folgen für die Umwelt. Einige Unternehmen haben versucht, umweltschonende Alternativen zum Streusalz zu entwickeln. Sie setzen vor allem auf Abfallprodukte aus der Landwirtschaft. Eine der jüngsten Entwicklungen macht sich ein Naturphänomen beim Weinanbau zunutze.
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Der Streusalzersatz „SnowFree“ wird von der Schweizer Firma BTHI bereits als Revolution gefeiert. Das Gemisch besteht zu 70 Prozent aus Traubenresten, die bei der Weinproduktion übrig bleiben – der Rest ist herkömmliches Salz. „SnowFree“ soll biologisch abbaubar sein und Eis schneller zum Schmelzen bringen als gewöhnliches Streusalz.

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Auch der Wiener Winterdienst sucht nach Alternativen zum Streusalz
Schnellere Schneeschmelze auf Weinberg
Auf die Idee für den Streusalzersatz kamen die Entwickler bei der Betrachtung eines Weinberges. Sie stellten sich die Frage, warum Schnee auf einem Weinberg schneller schmilzt als anderswo. Ihre Erklärung: Wenn auf einem Weinberg Trauben zu Boden fallen, lösen ihre Moleküle dort eine chemische Reaktion aus, die Schnee zum Schmelzen bringt. Diese Eigenschaft soll sich auch auf vereiste Straßen übertragen lassen. In Frankreich werden diesen Winter erste Tests mit dem Streusalzersatz durchgeführt.

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Kunst oder Ärgernis? Streusalzreste auf dem Bürofußboden
„Dieses Mittel könnte in Zukunft tatsächlich eine spannende Alternative zum Streusalz sein“, sagte Andreas Kutheil, Leiter des Winterdienstes der Stadt Wien, gegenüber ORF.at. Allerdings gebe es derzeit nur wenig Erfahrung damit. Außerdem sei noch unklar, in welchen Mengen dieses Mittel verfügbar wäre. Die Stadt Wien setzt zurzeit hauptsächlich auf Streusalz vermischt mit Sole. Wichtig sei aber nicht nur, was gestreut wird, sondern auch die Art und Weise, so Kutheil.
Wiener testen Maisreste gegen Schneeglätte
Der Winterdienst versucht das Salz vorbeugend zu verstreuen. Knapp zwei Stunden bevor der Winterdienst mit Schneefall rechnet, wird auf den Straßen bereits Streusalz verteilt. Damit soll eine Art Schutzfilm auf den Straßen entstehen und der Schnee nicht liegen bleiben. Diese Methode sei derzeit die effektivste und kostengünstigste. Das Problem an Alternativen sei allerdings die Umstellung auf ein anderes System, sagte Kutheil. Zurzeit sind die Fahrzeuge der Winterdienste alle auf Streusalz abgestimmt. Eine Änderung wäre womöglich mit hohen Kosten verbunden.
Doch auch in Wien wird nach Alternativen gesucht. Dieses Jahr wird zum ersten Mal Maisspindelgranulat getestet. Das Granulat wird aus entkörnten Maiskolben gewonnen. Es soll vor allem gegen Eis- und Schneeglätte helfen. Großer Nachteil: Es ist viel teurer als Streusalz. Ein großflächiger Einsatz sei daher fast unmöglich, so Kutheil.
Schweizer zufrieden mit Zuckergemisch
Eine Alternative, die nur wenig teurer sein soll als gewöhnliches Streusalz, ist „Safecote“. Das Gemisch sieht aus wie dunkles, zähflüssiges Cola und ist ein Nebenprodukt der Rohrzuckerherstellung. Vermischt mit Salz wird es vor allem in den USA und Kanada verstreut. Auch in der Schweiz wurde das Zucker-Salz-Gemisch in den vergangenen drei Jahren getestet. Das Fazit fiel recht positiv aus. Insgesamt sei „Safecote“ deutlich umweltschonender als Streusalz und führe zu deutlich weniger Rostschäden an Autos, hieß es im Abschlussbericht der Schweizer Autobahnverwaltung.
ASFINAG nicht überzeugt
Auch auf Österreichs Autobahnen wurde das Produkt in den vergangenen drei Jahren getestet. Im Gegensatz zur Schweiz war man hierzulande nur wenig zufrieden. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimme nicht, hieß es von der ASFINAG. Außerdem sei es immer wieder zu Problemen mit den Geräten gekommen. Das Salz-Zucker-Gemisch habe die Geräte zum Teil verklebt, so die ASFINAG gegenüber ORF.at
Derzeit testet die ASFINAG ein neues Streugerät – den so genannten „Fire Storm“. Dabei wird eine Salz-Sole-Mischung mit Druck auf die Straße geschossen und es entsteht eine chemische Reaktion, die das Eis zum Schmelzen bringt. Bislang habe sich der „Fire Storm“ bewährt, heißt es von der ASFINAG. Das Projekt wird von der Technischen Universität Wien betreut und soll nach dem Winter evaluiert werden.
Peter Babutzky, ORF.at
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