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Onlinehilfe im Berufschaos

Viele Jugendliche sind von der chaotischen Berufswelt überfordert. Hilfe bieten mehrere Internetplattformen an - sie sollen junge Menschen bei ihrer Jobwahl unterstützen. Jüngstes Projekt ist die Website Whatchado.net. Dort erzählen knapp 300 Menschen ihre Jobgeschichte – vom Prominenten bis zum Lehrling.

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Ali Mahlodji, Gründer von Whatchado.net, hatte mit 14 Jahren das gleiche Problem wie so viele Jugendliche: Er hatte keine Ahnung, was er beruflich machen sollte. Schon damals hätte er sich eine Art Handbuch für Berufe gewünscht. Knapp 16 Jahre und 40 Jobs später hat sich Mahlodji diesen Wunsch selbst erfüllt. Er gründete Whatchado.net.

Wenige Berufe dominieren

Ziel ist, dass die Jugendlichen einen Überblick über die Berufswelt bekommen. Denn noch immer dominieren speziell bei den Lehrlingen die immer gleichen Berufe. Mehr als ein Viertel der weiblichen Lehrlinge entscheidet sich beispielsweise für eine Lehre im Einzelhandel. Jede Zehnte macht eine Lehre als Friseurin. Auch bei den Männern gibt es wenig Vielfalt. Ein Drittel aller männlichen Lehrlinge wird entweder Elektrotechniker, Metalltechniker oder Automechaniker.

Das soll sich auch mit Hilfe von Whatchado.net ändern. Das Prinzip ist relativ simpel: In knapp 300 Videos erklären berufstätige Menschen, welche Jobs sie haben und wie sie das geworden sind, was sie sind. Dabei werden allen die gleichen sieben Fragen gestellt – zum Beispiel: „Was ist das Coolste an deinem Job?“ und „Drei Ratschläge für dein 14-jähriges Ich?“

Prominente erklären ihren Beruf

Langfristiges Ziel ist, dass jeder Beruf zumindest in einem Video erklärt wird. Mit dabei sind Prominente wie ZIB2-Moderator Armin Wolf, Schauspieler Roland Düringer, Fußballer Steffen Hofmann und Albertina-Direktor Klaus Schröder. Aber auch Sozialarbeiter und Lehrlinge erklären, wie sie zu ihrem Job gekommen sind. Ziel sei, dass die Jugendlichen einen Eindruck von den Berufen bekommen. „Wenn Menschen persönlich von ihrem Beruf erzählen, bringt das viel mehr als jede Informationsbroschüre“, sagt Mahlodji.

„AMS-Infos schlecht aufbereitet“

Über die Website sollen Jugendliche herausfinden können, wo ihre Stärken und Interessen liegen. Derzeit können die jungen Menschen 19 Fragen beantworten und bekommen dann jenen Beruf vorgeschlagen, bei dem es am meisten Übereinstimmungen gibt. Kritisch sieht Mahlodji die Informationsseiten des Arbeitsmarktservice (AMS). Es gebe zwar sehr viele Informationen darauf, allerdings würden diese sehr schlecht aufbereitet, sagt Mahlodji. Viele seien von dem Informationsüberfluss auf den AMS-Seiten schlicht überfordert. Er selbst habe dem AMS eine Kooperation vorgeschlagen, doch das sei abgelehnt worden.

AMS setzt auf Karrierekompass

Das AMS hat in den vergangenen Jahren jedoch ein eigenes Onlineangebot aufgebaut. Sie wollen mit ihrer eigenen Website Jugendliche bei ihrer Berufswahl unterstützten. Auf Arbeitszimmer.cc gibt es Informationen über Schule, Studium und Beruf. Über das Tool Karrierekompass wird mit Hilfe eines Fragebogens ermittelt, welcher Beruf passt und welcher eher nicht.

Während sich das AMS an alle Jugendlichen richtet, versucht der Verein Schul- und Ausbildungsberatung, vor allem Maturanten weiterzuhelfen. Auf der Plattform Maturawasnun.at können sich die Jugendlichen von einem virtuellen Coach beraten lassen. Außerdem gibt es Selfchecks, mit denen Jugendliche ihre Stärken und Interessen herausfinden können.

Berufsberatung in der Offlinewelt

Doch nicht nur in der Onlinewelt gibt es Hilfe. Das AMS will auch ein persönlicher Ansprechpartner sein. In 60 Berufsinformationszentren können sich Jugendliche beraten lassen. Dabei zeige sich, dass viele Jugendliche nur schlecht informiert seien, heißt es vom AMS. Knapp 80 Prozent der Jugendlichen, die zum Berufsinformationszentrum kommen, hätten keine Vorstellung, welche Berufe es überhaupt gibt.

Laut AMS haben besonders Jugendliche mit schlechten Noten oft keine Ahnung, wo ihre Stärken liegen. Mit Hilfe eines Fragebogens wird dann nach Talenten und Interessen gesucht. Meist sei bereits nach wenigen Minuten klar, für welchen Beruf ein Jugendlicher geeignet ist.

Arbeitsmarkt wird unpersönlicher

Die Probleme der Jugendlichen hätten sich dabei in den vergangenen 20 Jahren kaum verändert. Eines sei aber spürbar anders, heißt es vom AMS. Der Arbeitsmarkt sei deutlich unpersönlicher geworden, denn viele Firmen würden ihre Mitarbeiter nur noch übers Internet suchen.

Ganze Bewerbungsverfahren würden nur noch online abgewickelt, was wiederum zur Folge habe, dass es immer weniger persönliche Vorstellungsgespräche gebe. Doch genau das gehe vielen Jugendlichen ab, sagte eine Berufsberaterin vom AMS. Schließlich sei manchmal auch für die Internetgeneration ein persönliches Gespräch am besten.

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