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Viele Tote in unbeheizten Wohnungen

Der Winter wird immer gefährlicher: Eine Woche nach dem Frosteinbruch machen Schneemassen und Blitzeis Europa zu schaffen. Die Zahl der Toten stieg dramatisch an, besonders in der Ukraine und in Polen, den beiden am stärksten betroffenen Ländern. Amtlichen Angaben zufolge starben durch die Frostwelle bis Sonntag insgesamt rund 300 Menschen.

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Die ukrainischen Behörden verzeichneten seit dem 27. Jänner 131 Tote. Darunter waren mehr als 30 Menschen, die bei sich zu Hause erfroren. Etwa 2.000 Menschen wurden wegen Erfrierungen im Krankenhaus behandelt. Landesweit wurden 3.170 Rettungsposten eingerichtet, wo Bedürftige sich aufwärmen und etwas Warmes essen können. Die Temperaturen liegen tagsüber bei minus 20 Grad und nachts bei etwa minus 30 Grad. Beobachter gehen davon aus, dass die inoffizielle Zahl der Kältetoten deutlich höher ist.

Obdachlose wärmen sich im Zelt in Lviv, Ukraine.

APA/EPA/Markiian Lyseiko

Obdachlose in der Ukraine wärmen sich in einem Zelt

Trotz verstärkter Polizeipatrouillen starben in Polen in der Nacht auf Sonntag erneut acht Menschen. Seit Beginn der Kältewelle starben damit insgesamt bereits 53 Menschen. Hinzu kommen sechs Opfer, die an Kohlenmonoxidvergiftungen starben. In der Nacht zu Samstag kamen außerdem vier Obdachlose bei drei Bränden ums Leben. Viele von ihnen waren alkoholisiert, die Obdachlosenheime beschlossen deswegen, ausnahmsweise auch Betrunkene aufzunehmen.

Ein Meter Schnee in Sarajevo

In der bosnischen Hauptstadt Sarajevo wurde eine Schneehöhe von einem Meter gemessen, auf den umliegenden Bergen waren es zwei Meter. In Sarajevo stellten die öffentlichen Verkehrsmittel ihren Betrieb ein. Nur die Hauptstraße und einige Straßen im Zentrum waren passierbar. Der kroatische Präsident Ivo Josipovic und sein serbischer Kollege Boris Tadic, die an einer Konferenz in einem Hotel im bosnischen Jahorina teilgenommen hatten, saßen dort vorübergehend fest.

In Serbien war am Sonntag von neun Kältetoten und einem Vermissten die Rede. Die Behörden verhängten aufgrund der großen Schneemassen in fast 30 Gemeinden den Ausnahmezustand und riefen die Bürger zur Hilfe beim Schneeräumen auf. In Rumänien stieg die Zahl der Toten auf 34. In Bulgarien tötete die Kältewelle mindestens 16 Menschen, größtenteils Dorfbewohner, die am Straßenrand oder in ihren ungeheizten Wohnungen starben.

Hafen in Hel, Ukraine

Reuters/Peter Andrews

Hafen im ukrainischen Hel

Bereits vier Tote in Österreich

In Österreich starben bisher vier Menschen. Eine 86-jährige Frau erfror in ihrem Garten am Flötzersteig in Wien, sie wurde von ihrem Lebensgefährten gefunden - mehr dazu in wien.ORF.at. Nach einem Sturz auf dem Weg vom Auto zum Haus erfror ein 66-jähriger Kärntner in der Nacht auf Samstag in der Obersteiermark. Der Tote wurde Samstagfrüh von einem Gemeindearbeiter auf dem Zufahrtsweg zu einer Wochenendhaussiedlung auf der Turracher Höhe gefunden - mehr dazu in steiermark.ORF.at.

In anderen europäischen Ländern wurden insgesamt mehr als 40 Tote registriert: 15 in Litauen, zehn in Lettland, sechs in Tschechien, fünf in Frankreich, jeweils zwei in Kroatien und Griechenland sowie jeweils einer in der Slowakei, in Montenegro und in Mazedonien.

Totales Chaos in Rom

In Avellino bei Neapel kam eine Frau ums Leben, als ein Treibhaus unter dem Gewicht von Schneemassen zusammenbrach. Insgesamt stieg die Zahl der Kältetoten in Italien auf 18. In Rom, wo am Sonntag die Sonne zurückkehrte, herrschte nach den stärksten Schneefällen seit 27 Jahren Chaos. 400 Soldaten und Carabinieri halfen den Bewohnern beim Schneeräumen. Zahlreiche Italiener tätigten Hamsterkäufe. Hunderte Passagiere saßen den zweiten Tag in Folge stundenlang in Zügen fest und drohten mit einer Sammelklage gegen die Bahnbetreiber.

In Algerien starben 16 Menschen, davon die meisten bei Verkehrsunfällen auf verschneiten Straßen. Fünf Tote gab es laut dem Zivilschutz als Folge von Erstickungen in Wohnungen mit Gasheizung.

Frau mit Schirm im Schnee in Sarajewo

Reuters/Dado Ruvic

Bis zu einen Meter Schnee gibt es in Sarajevo

Bahn in Schwierigkeiten

Die kälteste Februarnacht seit 30 Jahren in der Schweiz brachte selbst die sonst zuverlässige Schweizer Bahn am Samstag in Schwierigkeiten. Wegen vereister Weichen kam es unter anderem auf der Strecke zwischen Lausanne und dem Genfer Flughafen zu Verspätungen, berichtete die Nachrichtenagentur sda.

Temperaturen von bis minus 18 Grad legten in der Nacht zum Samstag auch den Zugverkehr in Teilen Belgiens lahm. Auch Verbindungen nach Deutschland und in die Niederlande waren betroffen.

Heathrow strich ein Drittel der Flüge

Großbritanniens größter Flughafen Heathrow hat wegen der angekündigten Schneefälle für Sonntag ein Drittel der Abflüge gestrichen. „Diese Entscheidung sichert, dass die Mehrzahl an Passagieren mit einem Minimum an Störung fliegen kann“, sagte der Flughafenchef von Heathrow, Normand Boivin, am Samstag.

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