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Warum es kälter scheint

In den kommenden Tagen werden die Temperaturen in Österreich weiter sinken. Bei den an Rekorden kratzenden Minustemperaturen reicht schon eine leichte Brise, und man empfindet die Temperatur noch tiefer. Sobald auch nur leichter Wind weht, treten die gemessenen Grad Celsius in den Hintergrund - dann ist die gefühlte Temperatur entscheidend.

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Null Grad sind nicht null Grad. Zumindest dann nicht, wenn der Wind mit zehn km/h bläst. Sofort sinkt die gefühlte Temperatur auf minus drei Grad. Das ist noch auszuhalten. Bei minus fünf Grad und 50 km/h allerdings ergibt die Rechnung von Experten bereits gefühlte minus 15 Grad.

Mann und Frau gehen in der Kälte spazieren

AP/Mikhail Metzel

Für Aktivitäten im Freien sollte man sich rüsten

Experten beziehen sich dabei auf „Windchill“-Tabellen. Sie kombinieren die Außentemperatur mit der Windgeschwindigkeit. So ergeben Minus 15 Grad bei 50 km/h Wind minus 29 Grad. Ab diesem Wert setzt sich der Mensch einem erhöhten Erfrierungsrisiko aus. Ungeschützte Hautpartien können dann innerhalb einer halben Stunde geschädigt werden.

Wenn der Fahrtwind gefährlich wird

Gesichtspartien sind besonders beim Skifahren und sonstigen Betätigungen im Freien gefährdet. Eine längere Schussfahrt kann einem da schon zum Verhängnis werden. Minus 20 Grad und 60 km/h ergeben gefühlte minus 36 Grad - und da wird es für die Haut schon nach fünf Minuten brenzlig. Dementsprechend sollten auch Tourengeher, Bergsteiger und Skifahrer in extremen Höhen agieren. Minus 25 Grad und 70 km/h Wind lassen die gefühlte Quecksilbersäule auf minus 44 Grad sinken - dann reichen schon zwei Minuten, um sich irreparable Erfrierungen zuzuziehen.

Beim Skifahren und Snowboarden ist ungeschützte Haut durch Kälte, Fahrtwind, UV-Strahlung und Schwitzen besonders dem Risiko von Kälteekzemen, oberflächlichen Erfrierungen und Gefäßschäden ausgesetzt. Kinder sollten bei diesen Temperaturen gar nicht auf die Pisten.

Stimmung spielt ebenfalls eine Rolle

Doch auch die persönliche Stimmung beeinflusst das Kälteempfinden, wie der Biopsychologe Peter Walschburger von der Freien Universität Berlin gegenüber der Nachrichtenagentur dpa sagte. Die Wahrnehmung arbeite nicht so objektiv wie ein technisches Messinstrument, sondern habe den Charakter einer Annahme über das, was um uns herum passiere. „Wenn wir zugefrorene Lacken sehen, erwarten wir, dass es sehr kalt ist. Die Sonne kann diesen Effekt aber wieder ausgleichen. Sie wärmt unsere Haut durch Strahlung und sorgt auch über unser Vorwissen für ein warmes Gefühl.“

So passen sich die Menschen auch ihrer Umgebung an. „Wenn jemand lange in einem geheizten Raum war und dann nach draußen geht, empfindet er es als viel kälter, als wenn er aus einem kälteren Zimmer kommt. Auch Nässe spielt beim persönlichen Kälteempfinden eine Rolle, weil sie dem Körper Wärme entzieht“, so Walschburger weiter.

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