Über 20 Festnahmen
Mit Befremden haben FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und der Wiener FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus am Abend auf die anhaltende Kritik am Ball des Wiener Korporationsrings (WKR) reagiert. Strache wollte sich das „wundervolle kulturelle Fest nicht nehmen lassen“. Schon zuvor hatte er betont, dass es sich um einen „Akademikerball“ handle. Dennoch musste der Ball von einem Großaufgebot an Polizisten geschützt werden.
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Bei der Gegendemonstration „Jetzt Zeichen setzen - gegen Rechtsextremismus und WKR-Ball“ auf dem Heldenplatz waren laut deren Veranstalter Nikolaus Kunrath 6.000 bis 8.000 Teilnehmer. Die Polizei sprach von rund 2.500 Demonstranten. Hunderte Polizisten auch aus den Bundesländern waren im Einsatz, um die Ballbesucher und Demonstranten zu trennen. Das Gelände um die Hofburg war weiträumig abgesperrt.

APA/Fayer
FPÖ-Chef Strache hielt beim WKR-Ball die Eröffnungsrede
Sitzblockade behinderte zwei Busse
Kurzfristig hatte jedoch eine Sitzblockade in der Herrengasse Burschenschafter gehindert, zum Ball zu gehen. Zwei Busse mit Ballbesuchern konnten kurzzeitig nicht mehr weiterfahren. Die Gäste wurden von Polizisten in Richtung Hofburg eskortiert, um einen Zusammenstoß mit den Demonstranten zu verhindern.
Immer wieder versuchten Aktivisten, kleinere Lücken der Polizeiabsperrung zu überbrücken. Polizeisprecher Roman Hahslinger stellte aber fest, dass es „generell ruhig“ sei. Nur auf dem Heldenplatz wurden zeitweise Bengalische Feuer und Feuerwerkskörper gesichtet. Gewaltbereite „Demotouristen“, die im Vorfeld befürchtet worden waren, waren nicht zu sehen.
Mehrere leicht Verletzte
Allerdings wurden bei der Demonstration laut Polizei 21 Personen festgenommen. Drei Ballgäste wurden leicht verletzt, auch drei Beamte erlitten Verletzungen, wie Hahslinger der APA auf Anfrage mitteilte. Die Festnahmen seien wegen versuchter Brandstiftung sowie Sachbeschädigung erfolgt. Auch ein Sprengsatz sei sichergestellt worden.
Töchterle im Ehrenkomitee?
Organisator Udo Guggenbichler will jedenfalls auch weiterhin Bälle veranstalten, „ob es anderen gefällt oder nicht“. Strache betonte bei seiner Eröffnungsrede, dass der diesjährige Besuch des Balls wichtig sei, weil die „Diffamierung“ der Ballgäste und -veranstalter im Vorfeld nahezu alles überboten habe, was bisher da gewesen sei.
Neben Strache und Gudenus nahmen auch EU-Abgeordneter Andreas Mölzer (FPÖ) und FPÖ-Nationalratspräsident Martin Graf am Ball teil. Für Unklarheiten sorgte der Name von Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle im Programmheft des Balls als Führer des „akademischen Ehrenkomitees“. „Das ist ganz bestimmt nicht die Intention des Ministers“, erklärte seine Sprecherin noch Freitagabend gegenüber der APA. „Wir gehen dem umgehend nach, um aufzuklären, wie er auf diese Liste gekommen ist.“ Laut APA waren auch der Präsident der Österreichischen Universitätskonferenz, Heinrich Schmidinger, und der Rektor der Montanuniversität Leoben, Wilfried Eichsleder, im Programmheft im Ehrenkomitee geführt.
Über 3.000 Gäste
Von der FPÖ nach Wien geladen waren zudem Vertreter europäischer Rechtsaußen-Parteien wie die französische Präsidentschaftskandidatin und Chefin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, Kent Ekeroth von den Schwedendemokraten und der belgische Nationalist Philip Claeys. Auch Vertreter der deutschen NPD waren zum WKR-Ball geladen. Laut Ballveranstalter seien mehr als 3.000 Gäste in der Hofburg, der Ball sei „restlos ausverkauft“.
Nicht nur die Einladung rechter Politiker, sondern auch der Termin des Balls hatte für besonders große Aufregung gesorgt. Der WKR-Ball fiel mit dem Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz zusammen. Gegner kritisierten, dass diese Terminauswahl absichtlich erfolgt sei. Die Veranstalter kommentierten diese Vorwürfe nicht. Der Ball sei jedenfalls keine „rechtsextrem durchsetzte Vereinigung“.

APA/Herbert Neubauer
Die Polizei versuchte, Demonstranten und Ballbesucher zu trennen
Von Anonymous bis ÖGB
Die Liste der Unterstützer der Kundgebung gegen den seit Jahren umstrittenen Ball ist lang und reicht von den Grünen über die Evangelische Kirche, die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) und die Katholische Aktion bis hin zu ÖGB, SPÖ, Österreichische HochschülerInnenschaft und diversen NGOs.
Auch die Hackergruppe Anonymous schaltete sich in den Protest gegen den WKR-Ball ein. Die Website des Wiener Korporationsrings, bei dem 21 Hochschulverbindungen, darunter viele schlagende Burschenschaften, vertreten sind, wurde gehackt. Die Homepage des Balls blieb unbeschädigt.
Nicht alle verstanden das Großaufgebot von Polizei und Demonstranten. Ein Besucher aus Deutschland habe erst in Österreich von der Aufregung erfahren: Er verstehe überhaupt nicht, was das Getue um „so einen stinknormalen Ball“ solle.
Graf fordert Konsequenzen
Graf forderte Konsequenzen für die Veranstalter der Demonstration. Er sah in den Aufrufen zur Gegendemonstration den Tatbestand der Verhetzung erfüllt. Er wolle daher unter anderem eine Anzeige gegen Ariel Muzicant, den Präsidenten der Israelischen Kultusgemeinde (IKG), prüfen. Die IKG sieht den Drohungen Grafs „mit Gelassenheit entgegen“. Man sei davon überzeugt, dass ein solches Unterfangen nur mit einer blamablen Niederlage für den freiheitlichen Politiker enden könne.
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