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Großdemonstration vor Ball erwartet

Der Einladung der FPÖ sind mehrere Politiker von weit rechts stehenden Parteien der EU-weiten Rechtspartei Europäische Allianz für Freiheit gefolgt. Es wird erwartet, dass sie den umstrittenen Ball des Wiener Korporationsrings (WKR), der am Freitag zum letzten Mal in der Hofburg stattfindet, besuchen.

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Auf der Einladungsliste des EU-Parlamentariers Franz Obermayr (FPÖ) standen die Chefin der französischen Rechtsaußen-Partei Front National und Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen, der schwedische Parlamentarier Kent Ekeroth von den Schwedendemokraten und Philip Claeys von belgischen Rechtsaußen-Partei Vlaams Belang.

Der WKR

Im Wiener Korporationsring (WKR) sind 21 Hochschulkorporationen aus Wien zusammengeschlossen. Der Großteil sind schlagende Verbindungen.

FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache und EU-FPÖ-Abgeordneter Andreas Mölzer erreichten die Hofburg am Abend unbehelligt von Demonstranten. Auch der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf (FPÖ) soll unter den Gästen sein. Sowohl Strache als auch der Wiener FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus zeigten sich befremdet über die Kritik am WKR-Ball.

Am Jahrestag der Auschwitz-Befreiung

Der WKR-Ball der schlagenden Verbindungen sorgt in diesem Jahr für besondere Empörung, da er am Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz stattfindet. Die Veranstalter des Balls wollen aber Vorwürfe, dass auch Neonazis den Ball besuchen, nicht kommentieren. Der WKR sei keine „rechtsextrem durchsetzte Vereinigung“. Der Ball sei ein „Akademikerball und kein parteipolitischer Ball“, rechtfertigte sich auch Strache. Den „linksextremen Gegnern“ gehe es nicht um Freiheit und Demokratie, sondern darum, den Freiheitlichen zu schaden.

Hunderte Polizisten im Einsatz

3.000 Gäste werden in der Hofburg erwartet. Die Polizei erwartete ebenso viele Anti-Nazi-Demonstranten. Sie sei mit „mehreren 100 Polizisten aus fünf Bundesländern“ im Einsatz, so Polizeisprecher Roman Hahslinger. „Wir wissen von intensiven Mobilisierungsversuchen, auch im Ausland“ - mehr dazu in oesterreich.ORF.at. Deutsche, gewaltbereite Demotouristen waren bisher aber nicht zu sehen.

Demo vor Kongresszentrum bei Hofburg

Von Organisatoren der Demonstration „Jetzt Zeichen setzen - gegen Rechtsextremismus und WKR-Ball“ werden Berichte über gewaltbereite Demotouristen aber dementiert. In den vergangenen Jahren waren Kundgebungen gegen den WKR-Ball mit Platzverbot belegt worden - worauf es hier und da erst recht zu Demos und Ausschreitungen kam. Nun wurde die Demonstration erstmals vor den Toren des Kongresszentrums vor der Hofburg erlaubt.

Die Liste der Unterstützer der Kundgebung gegen den seit Jahren umstrittenen Ball ist lang und reicht von den Grünen über die Evangelische Kirche, die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) und die Katholische Aktion bis hin zu ÖGB, SPÖ und diversen NGOs.

Sitzblockade in Herrengasse

Ab 18.30 Uhr begann der Zulauf zur Kundgebung mit Hunderten Teilnehmern vom Westbahnhof und von der Universität Wien. Zwischenfälle wurden von der Polizei bisher nicht gemeldet. Am Heldenplatz versammelten sich unterdessen ebenfalls Teilnehmer der Kundgebung: Die Angaben schwankten allerdings deutlich, die Veranstalter sprachen von 6.000 bis 8.000, die Polizei von 2.500. Auf dem Heldenplatz waren jedenfalls zahlreiche Feuerwerkskörper und Bengalische Feuer zu sehen.

Obwohl die Demonstranten von den Ballbesuchern strikt getrennt werden sollten, trafen sie dennoch aufeinander. Einige Aktivisten hinderten in der Herrengasse mit einer Sitzblockade einen Bus voll Burschenschafter an der Weiterfahrt. Die Ballgäste wurden von der Polizei aus dem Bus geholt und in Richtung der Veranstaltung begleitet. „Es ist nichts passiert“, sagte Polizeisprecher Hahslinger. Falls die Demonstranten ihre Sitzblockade allerdings nicht aufgeben, müssen sie damit rechnen, „straßenverkehrsrechtlich behandelt zu werden“.

Website gehackt

Wenige Stunden vor der Eröffnung des WKR-Balls wurde die Homepage des Wiener Korporationsrings offenbar von der Hackergruppe Anonymous gehackt. Freitagnachmittag waren auf der Startseite auf rotem Grund das Logo der Hacker, ein blaues Pony und das Sowjetwappen zu sehen. Die Seite des Balls selbst war davon nicht betroffen.

Graf sieht Tatbestand der Verhetzung

FPÖ-Nationalratspräsident Graf sah in den Aufrufen zur Gegendemonstration den Tatbestand der Verhetzung erfüllt. Er kündigte an, Anzeigen unter anderen gegen IKG-Präsident Ariel Muzicant prüfen zu wollen. Die IKG sieht den Drohungen Grafs „mit Gelassenheit entgegen“. Man sei davon überzeugt, dass ein solches Unterfangen nur mit einer blamablen Niederlage für den freiheitlichen Politiker enden könne.

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