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„Stehen am Scheideweg“

Die Verhandlungen über einen griechischen Schuldenschnitt bleiben trotz des enormen Zeitdrucks eine Hängepartie. Nach neuen Gesprächen zwischen Regierung und Internationalem Bankenverband (IIF) wächst in Athen zwar der Optimismus. Unklar bleibt aber, ob die Geldgeber am Ende mitziehen.

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„Elemente eines noch nie da gewesenen freiwilligen Schuldenschnitts werden in die Tat umgesetzt“, sagte ein IFF-Sprecher am Wochenende in Athen. Es müsse jetzt entschlossen gehandelt werden, um diesen „historischen Deal“ zu einem Ende zu bringen und Griechenland, den Euro-Raum und die Weltwirtschaft zu stabilisieren.

Am Samstag reiste IFF-Chef Charles Dallara zwar nach Paris ab. Am Sonntag wurde von Dallara allerdings betont, dass ungeachtet seiner Abreise weiter eng mit Athen zusammengearbeitet werde. Er sei zuversichtlich, dass eine Vereinbarung getroffen werden könne. „Wir stehen am Scheideweg, und ich bleibe ziemlich hoffnungsvoll“, fügte Dallara hinzu.

Einigung am Montag?

Griechische Medien gingen am Sonntag davon aus, dass die angestrebte Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) spätestens am Montag fertig sein könnte. Verhandlungspartner Dallaras waren in Athen Ministerpräsident Lucas Papademos und Finanzminister Evangelos Venizelos.

Selbst wenn eine Absichtserklärung vorliegt, würde das jedoch noch nicht bedeuten, dass der Schuldenschnitt damit fixiert ist. Ein Erfolg hängt am Ende davon ab, wie viele Banken und andere Besitzer griechischer Staatsanleihen mitmachen und auf Geld verzichten. Angepeilt ist die Summe von 100 Milliarden Euro.

352 Milliarden an Schulden

Mit Spannung wird das Treffen der Finanzminister der Euro-Gruppe am Montag in Brüssel erwartet. Auf der Agenda des Treffens steht laut Diplomaten nicht zuletzt die weitere Vorgangsweise in Sachen Griechenland. Das krisengeschüttelte Land sitzt derzeit auf einem Schuldenberg von rund 352 Mrd. Euro. Das entspricht 161 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Erlaubt sind laut EU-Regeln bis zu 60 Prozent des BIP. 206 Mrd. Euro an Forderungen befinden sich in den Händen von Privatleuten, Banken, Versicherungen und Hedgefonds.

Sollte der Schuldenschnitt wie erhofft gelingen, können die Schulden nach Schätzungen der EU und des Internationalen Währungsfonds (IWF) zunächst auf 152 Prozent fallen. Bis 2020 sollen sie auf 120 Prozent sinken - allerdings unter der Voraussetzung, dass die Wirtschaft nach mehrjähriger Rezession ab 2013 wieder deutlich wächst.

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