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Fieberhafte Suche nach Vermissten

Bei einem Schiffsunglück vor der Westküste Italiens sind laut dem Präfekten der Region Grosseto, Giuseppe Linardi, mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. 14 Menschen an Bord des Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ wurden nach einer vorläufigen Bilanz der Behörden verletzt, als das Kreuzfahrtschiff nahe der Insel Giglio vor der italienischen Westküste auf Grund lief.

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Nach den ursprünglichen Angaben der Rettungsbehörden sei man in der Nacht noch von sechs bestätigten Toten ausgegangen, sagte Linardi. Der Bürgermeister der Insel Giglio, Sergio Ortelli, sagte der Nachrichtenagentur ANSA in der Nacht zum Samstag zudem, wegen Schwierigkeiten bei der Rettung von Passagieren des Kreuzfahrtschiffes befürchte er weitere Opfer. Bei Tagesanbruch suchten Rettungsmannschaften in dem Schiff und auf dem Meer noch nach Vermissten, wie ANSA berichtete.

Kreuzfahrtschiff  "Costa Concordia"

AP/Giglionews.it/Giorgio Fanciulli

Das Schiff neigt sich immer weiter zur Seite

„Soweit wir wissen, sind Tote keine Österreicher“

Die meisten der 4.229 Passagiere und Besatzungsmitglieder wurden mit Rettungsbooten in Sicherheit gebracht. Die 290 Meter lange „Costa Concordia“ lief am Freitagabend gegen 20.00 Uhr zwischen Giglio und der südlichen Toskana auf Grund. An Bord sollen auch Österreicher gewesen sein. „Die genaue Zahl wissen wir nicht“, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums. „Soweit wir wissen, sind die Toten keine Österreicher“, fügte sie hinzu.

Am Samstagvormittag wurde nicht ausgeschlossen, dass sich noch weitere Todesopfer im Schiffsrumpf befinden. Taucheinheiten suchten unter Wasser nach möglichen weiteren Opfern und überprüften gleichzeitig den Zustand des Schiffs, das mittlerweile völlig auf Grund lief. Auf der linken Seite klafft ein etwa 70 Meter langer Riss. Augenzeugen vermuteten, dass es einen Felsen gerammt habe, berichtete die ANSA am Samstag.

Das Schiff war zuvor nach Angaben des Betreibers in Civitavecchia nahe Rom zu einer Mittelmeerkreuzfahrt aufgebrochen und sollte nach Palermo, Cagliari, Palma de Mallorca, Barcelona und Marseille fahren. Einige Stunden nach dem Auslaufen meldete die Crew der Hafenbehörde technische Probleme.

Eines der modernsten Schiffe

Die „Costa Concordia“ gehört nach Angaben des Eigentümers zu den neuesten und größten Kreuzfahrtschiffen, die derzeit auf den Meeren unterwegs sind. Sie wurde 2006 gebaut und bietet in 1.500 Kabinen Platz für 3.780 Passagiere. Betreiber ist das italienische Kreuzfahrtunternehmen Costa Crociere mit Sitz in Genua. Das Schiff misst 290 Meter und ist rund 40 Meter breit.

Zu schnell Entwarnung gegeben

Die Küstenwache auf Giglio gab zunächst an, die rund 3.200 Passagiere und etwa tausend Mitarbeiter des Schiffs seien in Sicherheit gebracht worden. „Die Passagiere sind nicht in Gefahr, eine Rettungsaktion ist im Gang“, sagte ein Sprecher der Behörde der Nachrichtenagentur AFP. Präfekt Linardi sagte jedoch später in der Stadt Grosseto auf dem Festland, gegen 2.30 Uhr seien noch immer rund 200 Menschen an Bord gewesen.

Passagiere sprangen aus Schiff

Das Schiff liege mittlerweile um etwa 80 Grad zur Seite geneigt an der Unglücksstelle, zudem dringe Wasser ein, hieß es Samstagvormittag. Laut Berichten italienischer Medien sprangen einige Passagiere nach dem Auflaufen des Schiffs ins Meer. Ein 70-Jähriger erlitt demnach in dem kalten Wasser einen Herzinfarkt und starb. Über die Unglücksursache machten die Behörden und die Betreibergesellschaft bisher keine Angaben.

Evakuierung der "Costa Concordia

APA/DPA/Peter Honvehlmann

Rettungskräfte brachten die Menschen auf die nahe gelegene Insel Giglio, wo sie die Nacht in Schulen, Kirchen und Privathäusern verbrachten

An der Rettung der Passagiere und der Besatzung beteiligten sich den Presseberichten zufolge mehrere andere Schiffe, die in der Region unterwegs gewesen seien, darunter vor allem Fähren. Helikopter mit starken Scheinwerfern hätten die Wasseroberfläche abgesucht.

Lauter Knall an Bord

Ein geretteter Passagier sagte ANSA, er habe einen lauten Knall gehört. Zunächst sei dann von Problemen mit der Elektrik die Rede gewesen, bevor eine Anweisung zum Anlegen von Rettungswesten ergangen sei. Ein Frau sagte, sie habe sich „wie auf der ‚Titanic‘“ gefühlt, als das Schiff zur Abendessenszeit Schlagseite bekommen habe. Viele Passagiere brachen nach Angaben von Zeugen in Panik aus.

Evakuierung der "Costa Concordia

APA/DPA/Peter Honvehlmann

Nach Angaben von Augenzeugen waren viele Passagiere in Panik ausgebrochen

Betreiber spricht Angehörigen Beileid aus

Die Kreuzfahrtgesellschaft nannte das Schiffsunglück eine bestürzende Tragödie. Den Angehörigen der Opfer sprach die in Genua ansässige Gesellschaft in einer Mitteilung ihr Beileid aus. Man werde alles unternehmen, um die Passagiere und die Besatzungsmitglieder der „Costa Concordia“ zu betreuen und im höchsten Maße mit den Behörden zusammenarbeiten, um die Ursache des Unfalls zu klären.

Es ist nicht der erste Zwischenfall mit der „Costa Concordia“. 2008 hatte das Schiff bei der Einfahrt in den Hafen von Palermo die Hafenbefestigung gerammt und war leicht beschädigt worden. Zum Zeitpunkt des Unfalls fegten heftige Sturmböen über die sizilianische Hauptstadt.

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