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Ballmers letzter Auftritt

Die Consumer Electronics Show 2012 (CES) in Las Vegas ist eröffnet. Mit einem Loblied auf Windows und einem Bekenntnis zur Zukunft des PCs hat sich mit Microsoft ein Urgestein der Branche zum Auftakt der Messe verabschiedet.

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„Was kommt als Nächstes?“ fragte der US-Fernsehmoderator Ryan Seacrest den Firmenboss Steve Ballmer in der Hoffnung, noch ein paar zukunftsweisende Visionen aus dem für seine lauten Bühneninszenierungen und gewagten Tanzeinlagen bekannten Manager herauszulocken. „Windows 8“, antwortete Ballmer kurz und bündig.

Microsoft CEO Steve Ballmer mit TV-Star Ryan Seacrest

Reuters/Rick Wilking

US-Fernsehmoderator Ryan Seacrest mit Microsoft-Chef Steve Ballmer

Das Flaggschiff des Softwarekonzerns wird voraussichtlich im Herbst aufgefrischt und soll dann nicht nur dem PC, sondern auch den flachen Tabletcomputern als Betriebssystem dienen. Microsoft hinkt auf diesem Markt seinen Konkurrenten hinterher und hofft nun, wieder Anschluss zu gewinnen.

Ähnlich wie Apple mit seinem 2011 eingeführten „Mac Store“ will Microsoft Ende Februar einen „Windows Store“ als zentrale Stelle für den Vertrieb von Software einrichten. Dieser werde in mehr als 100 Ländern angeboten, so Ballmer. Des Weiteren kündigte Ballmer an, die Gestensteuerung der Xbox-Spielkonsole „Kinect“ ab 1. Februar auch auf dem PC einzusetzen. Erst kürzlich wurde diese um die Möglichkeit der Sprachsteuerung „Voice Control with Kinect“ erweitert.

Fernseherlebnis auf Zuruf

Wie die Messe zeigt, ist die Sprachsteuerung von Geräten einer der Trends des heurigen Unterhaltungselektronikjahres. So präsentierten auch die beiden koreanischen IT-Konzerne LG und Samsung ihre Konzepte eines Fernseherlebnisses auf Zuruf.

LG setzt dabei auf die „Magic Remote“-Fernbedienung. Sie ermöglicht es, mit Fingergesten durch Menüs zu navigieren. Die neue Generation des Steuergerätes hat auch ein Mikrofon und hört auf Sprachkommandos. Noch sind die Anwendungsmöglichkeiten jedoch stark beschränkt, statt gängiger Befehle wie dem Kanalwechsel und der Lautstärkeregelung können vorerst nur Twitter-Updates und Onlinesuchen mittels Sprachbefehl durchgeführt werden.

Mann schraubt an Samsung Monitoren

AP/Jack Dempsey

Samsung-Techniker bei der Feinjustierung der Vorführgeräte

TV-Gerät stellt sich auf Zuseher ein

Bei Samsung können die Fernsehzuschauer auf eine Fernbedienung komplett verzichten. Die Smart-TVs mit integrierter Kamera können mittels Sprache und Gesten gesteuert werden. So kann der Nutzer per Zuruf den Fernsehsender wechseln oder die Lautstärke regeln. Auch Onlineanwendungen und Apps können derart bedient werden. Der Fernseher soll zudem genau erkennen können, welches Familienmitglied gerade vor dem Fernseher Platz genommen hat und die individuellen Einstellungen bereithalten. Die Fernseher sollen ab dem Frühjahr in den europäischen Handel kommen.

Gesichtserkennung als Kindersicherung

Sony zieht nun nach: Wie LG bringt der japanische Konzern eine Fernbedienung heraus, die neben Fingerbewegungen auch Sprachbefehle versteht. Zudem enthalten alle neuen Fernseher des Herstellers ein WLAN-Modul und lassen sich somit ohne Kabelsalat ans Netz anschließen.

Mit Sprachsteuerung will auch Lenovo punkten. Der chinesische Konzern, der in Las Vegas überraschend seinen Einstieg ins umkämpfte TV-Geschäft angekündigt hat, setzt dabei auf das Betriebssystem Android: Die Sprachsteuerung der Software soll die Navigation erleichtern, die Gesichtserkennung als Kindersicherung dienen. Die Chinesen nutzen dabei nicht Google-TV, also die offizielle Fernsehsoftware des Internetriesen, sondern eine selbst angepasste Variante, die auf der aktuellsten Android-Version 4.0 basiert.

TV-Touchscreens mit Windows 7

Sharp setzt bei seiner neuen Serie von TV-Geräten namens „Aquos Board“ auf einen Touchscreen und einen kleinen integrierten PC. Nutzer können auf dem Bildschirm malen, Notizen machen und die Ergebnisse abspeichern, so das Unternehmen. Die Modelle mit 60, 70 und 80 Zoll Bildschirmdiagonale laufen unter Windows 7 und unterstützen die Office-Programme von Microsoft. Als Zielgruppe sieht Sharp Geschäfte und Bildungseinrichtungen.

OLED-Fernseher mit 55 Zoll

Hoffnung setzen die Hersteller in die OLED-Technik, die organische Leuchtdioden nutzt. Diese ermöglichen ein sehr kontrastreiches Bild und weite Blickwinkel und verbrauchen relativ wenig Strom. LG und Samsung stellten erstmals Fernseher mit einer wohnzimmertauglichen Größe von 55 Zoll vor. Allerdings sind die großen Bildschirme noch deutlich teurer als herkömmliche LCD-Geräte. Konkrete Preise nannten die Unternehmen nicht.

Steve Ballmer von Microsoft, Stephen Elop von Nokia und Ralph de la Vega von AT&T mit Mobil-Telefonen

Reuters/Rick Wilking

Ballmer, Stephen Elop von Nokia und Ralph de la Vega von AT&T

Smartphones mit LTE-Unterstützung

Mit der CES kommen erste Smartphones und Tablet-PCs auf den Markt, die den neuen Mobilfunkstandard LTE (Long-Term-Evolution) unterstützten. Nokia werde in den USA und Kanada sein Flaggschiff Lumia 900 nicht nur mit UMTS, sondern auch mit der neuen Technologie ausrüsten, kündigte Firmenchef Stephen Elop an.

Samsung bringt sein Riesen-Smartphone Galaxy Note, das einen 5,3-Zoll-Bildschirm hat, ebenfalls mit LTE-Modul auf den US-Markt. In Österreich ist das Netz mit seiner beschleunigten Datenübertragung derzeit im Aufbau.

Messe verliert für Branchenriesen an Bedeutung

Die CES gilt als eine der größten Elektronikmessen der Welt. Dieses Jahr präsentieren sich rund 2.700 Aussteller in Las Vegas, nach Schätzungen des Veranstalters werden sie 20.000 Neuheiten zeigen. Mit seinem Rückzug gesellt sich Microsoft zu anderen IT-Weltkonzernen wie Apple, Google oder Amazon, die schon länger nicht mehr dabei sind.

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