Die Grimms als Wissenschaftler
Weltweite Bekanntheit genießen die Gebrüder Grimm dank der von ihnen zusammengetragenen „Kinder- und Hausmärchen“, die in mehr als 160 Sprachen übersetzt wurden. Mindestens ebenso bedeutsam sind jedoch ihre Sprachforschungen, mit denen die Grimms die Grundlagen einer gänzlich neuen Wissenschaft legten, der Germanistik.
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Die Brüder Jacob (1785-1863) und Wilhelm Grimm (1786-1859) lebten mehr als 30 Jahre lang im deutschen Kassel und verbrachten dort ihre längste und arbeitsreichste Zeit. Das Kasseler Grimm-Museum beherbergt die umfassendste Grimm-Sammlung Deutschlands mit mehr als 35.000 Bänden. Die Grimms sammelten Volkslieder und Sagen und verfassten die „Deutsche Grammatik“ und das „Deutsche Wörterbuch“. Für die deutsche Kulturgeschichte wird ihnen von Experten eine ähnlich große Bedeutung zugemessen wie Goethe und Schiller.
Das Bewusstsein einer einheitlichen deutschen Sprach- und Kulturnation geht nicht zuletzt auf die Forschungen der Grimms zurück. Die Brüder-Grimm-Gesellschaft in Kassel arbeitet an einer wissenschaftlichen Gesamtausgabe des Lebenswerkes der Märchensammler und Sprachforscher, die rund 50 Bände umfassen soll. Der Grundstein für die Kasseler Brüder-Grimm-Sammlung wurde bereits 1897 gelegt, als die frisch gegründete Gesellschaft von einem Sohn der Grimms die ersten Handexemplare der Märchen erhielt.
Seit 2005 Welterbe
Im Juni 2005 wurden diese Handexemplare von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe erklärt. Sie gelten als erste systematische Zusammenfassung und wissenschaftliche Dokumentation der europäischen und orientalischen Märchentradition. Das Weltregister „Memory of the Word“ der UNESCO wurde 1997 eingerichtet und hat bereits zahlreiche Einträge. Gegenstand der Nominierung waren 14 Märchen- und zwei Kommentarbände aus den Jahren 1812 bis 1857. Die Erstausgaben sind mit zahlreichen eigenhändigen Ergänzungen, Notizen und Wertungen der Brüder Grimm versehen.
Der universitäre Werdegang der Grimms
Auch an den wissenschaftlichen Werken wird ständig weitergeforscht. Die Brüder waren damals mit Eifer bei der Sache. Bald waren sie zur Kleinschreibung übergegangen, weil ihnen der „alberne gebrauch groszer buchstaben für alle substantiva“ gegen den Strich ging. In ihrem Wörterbuch hielten sie sich 33 Bände lang daran.
Der in Hanau geborene Jacob war Professor für Altertumswissenschaften in Göttingen, wo er zusammen mit seinem Bruder Wilhelm wegen seiner freiheitlichen Gesinnung als einer der „Göttinger Sieben“ amtsenthoben und des Landes verwiesen wurde. 1840 wurde er zusammen mit seinem Bruder auf Betreiben Alexander von Humboldts vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. als Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften nach Berlin berufen, um Vorlesungen an der Berliner Universität zu halten.
1848 wurde Jacob Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung und widmete sich bis zu seinem Tod nur noch seinen wissenschaftlichen Vorhaben, vor allem dem „Deutschen Wörterbuch“. Erst Generationen nachfolgender Wissenschaftler brachten dieses Monumentalwerk 1961 zu einem ersten Abschluss. Jacob Grimm galt als bedeutendster Sprachforscher seiner Zeit.
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