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Ölpest soll vermieden werden

Durch das Tief „Joachim“ ausgelöste Stürme haben am Freitag eine Spur der Verwüstung durch Frankreich gezogen. Hunderttausende Haushalte waren ohne Strom. Verkehrsverbindungen wurden unterbrochen. Ein Frachter strandete an der französischen Küste, wie das französische Fernsehen berichtete.

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Der unter maltesischer Flagge fahrende Frachter „TK Bremen“ strandete vor der Südküste der Bretagne vor der als Urlaubsziel beliebten Halbinsel Quiberon. TV-Bilder zeigten das havarierte Schiff mit seinen hohen Aufbauten in Schräglage am Strand. Die Behörden lösten Umweltalarm aus, da Öl ausläuft. „Im Rumpf gibt es ein Loch, der Ölfilm ist mittlerweile einen Kilometer lang und fünf Meter breit“, sagte die Bürgermeiserin des Ortes Erdeven, Marie-Francoise Le Jossec, dem Nachrichtensender BFM.

Gestrandetes Cargo-Schiff TK Bremen

Reuters/Stephane Mahe

Der Frachter wurde regelrecht gegen den Strand gedrückt

220 Tonnen Treibstoff geladen

Die Tanks des Schiffes sollen ausgepumpt werden, sagte Michel Gayda vom Küstenschutz. Er warf die Frage auf, warum das Schiff trotz Sturmwarnung überhaupt den schützenden Hafen verlassen habe. Die 19-köpfige Besatzung des 109 Meter langen Schiffes sei per Helikopter in Sicherheit gebracht worden.

Das Schiff war am Donnerstag aus dem Hafen von Lorient ausgelaufen, um nördlich der Insel Groix vor der Weiterfahrt nach Großbritannien auf bessere Wetterbedingungen zu warten. Nach Angaben der zuständigen Präfektur in Brest war der Frachter abgesehen von 220 Tonnen Treibstoff weitgehend leer. Die Behörden hätten zudem schwimmende Ölbarrieren in Stellung gebracht.

400.000 Haushalte ohne Strom

Das Sturmtief „Joachim“ war in der Nacht über die französische Küste mit Orkanböen der Stärke zwölf gezogen. In Westfrankreich fiel laut Regierungsangaben in rund 400.000 Haushalten der Strom aus, davon 100.000 in der Bretagne. Innenminister Claude Gueant betonte im Rundfunksender France Info: „Der Schwachpunkt sind die Stromausfälle, da knapp 400.000 Haushalte keine Stromversorgung mehr haben.“

Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete, knickten bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 133 km/h auch zahlreiche Bäume um. Der Bahnverkehr in der Region kam weitgehend zum Erliegen. Allein in den Departements Finistere und Morbihan sei die Feuerwehr zu mehr als 300 Einsätzen ausgerückt. Am frühen Nachmittag gab es noch in 31 der rund 100 französischen Departements Sturmwarnung.

Versaille und „Christkindelsmärik“ geschlossen

Wegen „Joachim“ wurden am Freitag auch mehrere touristische Anziehungspunkte in Frankreich vorsichtshalber geschlossen. Bei Paris war der weltberühmte Park des Versailler Schlosses für Besucher nicht zugänglich, wie die Verwaltung mitteilte. In Straßburg ordnete die Stadtverwaltung die Schließung des „Christkindelsmärik“ an. Der 1570 gegründete Weihnachtsmarkt in der Elsass-Metropole mit Hunderten von Holzhütten ist einer der ältesten und größten in Europa.

Er zieht jährlich an die zwei Millionen Besucher an. Um den 30 Meter hohen Weihnachtsbaum auf dem zentralen Kleber-Platz wurden Sicherheitsbarrieren errichtet. Die Hohkönigsburg beim elsässischen Selestat, die ebenfalls zu den beliebtesten Tourismuszielen in der Grenzregion gehört, wurde nach Behördenangaben für drei Tage geschlossen.

Chaos in Deutschland ausgelöst

„Joachim“ sorgte auf seinem Weg durch Deutschland für teils chaotische Verhältnisse. So kam es am Freitag in Thüringen nach Schneefällen zu großen Verkehrsproblemen, im Hunsrück standen zahlreiche Straßen unter Wasser, und in der Südwestpfalz musste der Regionalverkehr der Bahn wegen umgestürzter Bäume einstellt werden.

In Südthüringen ereigneten sich auf den winterlich weißen Straßen zahlreiche Unfälle, wie das Lagezentrum des Innenministeriums mitteilte. In Mönchsberg rutschte ein mit 15 Kindern besetzter Schulbus auf dem Weg zur Schule gegen eine Mauer. Kinder und Fahrer blieben unverletzt. In Rheinland-Pfalz standen wegen Starkregens zahlreiche Straßen unter Wasser. „Die Bäche neben den Straßen laufen einfach über“, sagte ein Sprecher der Polizei in Birkenfeld. In der Südwestpfalz ließ sich auch ein Notverkehr mit Bussen wegen der teils schlechten Straßenverhältnisse mit umgestürzten Bäumen nicht einrichten, wie ein Bahnsprecher sagte. Der Fernverkehr laufe weiter.

Bis zu 159 km/h erreicht

Auch in Deutschland erreichte „Joachim“ am Nachmittag orkanartige Böen. Im Saarland seien bereits Böen mit Geschwindigkeiten von 104 km/h gemessen worden, auf dem Feldberg im Schwarzwald Böen von 158 km/h, sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes am Freitag in Offenbach. Auch auf den Alpengipfeln gebe es schwere Orkanböen.

Umgestürzter Baum auf einer Landstraße, im Hintergrund ein Polizeifahrzeug mit Blaulicht

APA/dpa/Uwe Zucchi

In Lausanne peitschen die Wellen über den Genfersee

Durch „Joachim“ entgleiste in der Schweiz ein Zug. Bei dem Unfall im Nordwesten des Landes wurden nach Angaben der Polizei Freitagfrüh drei Menschen leicht verletzt, darunter der Lokführer. Der Zug kam demnach in einem Wald zwischen den Gemeinden Tavannes und Tramelan von den Gleisen ab. Über die Region waren nach Angaben der Schweizer Wetterbehörde Meteosuisse in der Nacht heftige Winde mit Spitzengeschwindigkeiten von 120 km/h hinweggefegt.

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