Weitere Opfer befürchtet
Auch am Tag nach dem Massaker im belgischen Lüttich ist das Motiv völlig unklar. Allerdings berichten belgische Medien von neuen Puzzleteilen, was den 33-jährigen Täter dazu gebracht haben könnte, in der Innenstadt der ostbelgischen Stadt Handgranaten zu zünden und um sich zu schießen. Auch die Zahl der Opfer ist gestiegen.
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War zunächst von vier Toten und über 120 Verletzten die Rede, erlag in der Nacht auf Mittwoch ein Kleinkind seinen Verletzungen. Wie Innenministerin Joelle Milquet am Dienstagabend sagte, könnte sich die Opferzahl noch erhöhen, da noch einige Verletzte „um ihr Leben kämpfen“.
Am Mittwoch revidierte die Staatsanwaltschaft die bisherigen offiziellen Angaben. Eine zunächst für tot erklärte 75-jährige Frau überlebte den Angriff schwer verletzt, so die Staatsanwaltschaft. Sie befinde sich aber in einem kritischen Zustand. Insgesamt forderte das Blutbad bisher fünf Tote.
Geld für Lebensgefährtin
Denn Medien berichteten am Mittwoch zudem davon, dass die Polizei im Zuge einer Hausdurchsuchung ein weiteres Opfer im Haus des Mörders gefunden hatte. Die 45-jährige Frau soll demnach bei der Nachbarin des Täters als Reinigungshilfe tätig gewesen sein, berichteten die Zeitungen „La Libre“ und „Le Soir“. Ein Autopsiebericht wird noch erwartet.
Nach Angaben der belgischen Justizbehörden lag die Leiche der Frau in einem Lager, das der Täter auch für seine Hanfpflanzungen genutzt hatte. Dort wurden auch weitere Waffen und Sprengstoffvorräte gefunden. „Le Soir“ berichtete zudem, dass der Täter noch am Abend vor dem Massaker Geld auf das Konto seiner Lebensgefährtin überwiesen hatte mit dem Hinweis: „Ich liebe dich. Viel Glück.“
Täter vorbestraft
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft handelte es sich bei dem mit Schusswaffen und Blendgranaten bewaffneten Täter um einen der Polizei bekannten Mann. Der aus Lüttich stammende Norodine Amrani, vorbestraft wegen Drogen- und Waffenbesitzes sowie Sexualdelikten, war am Dienstag zu einem Polizeiverhör vorgeladen, wie die Lütticher Staatsanwältin Danielle Reynders sagte.
Der Grund für die Vorladung sei der Vorwurf von Sittlichkeitsverbrechen gewesen, so Reynders. Laut „Le Soir“ bezog sich eine eingebrachte Klage auf „Berührungen“. Doch zu dem Verhör sei er nicht erschienen. Stattdessen fuhr er gegen 12.30 Uhr mit einem Revolver, einem Gewehr und mehreren Blendgranaten zum zentralen Saint-Lambert-Platz.

Reuters
Der Tatort war lange hermetisch abgeriegelt
Von Polizei „belästigt“ gefühlt
Dort habe er von einem Gebäude aus das Feuer auf die Passanten eröffnet, sagte Reynders. An dem Platz befinden sich ein Weihnachtsmarkt und ein Gericht. Am Mittwoch bestätigte die Staatsanwaltschaft, dass sich der Täter anschließend selbst tötete. Er habe sich mit einem Revolver in den Kopf geschossen. Zuvor war noch unklar, ob er an der Explosion einer seiner Waffen gestorben war. Ein terroristischer Hintergrund sei nicht erkennbar. Amranis Anwalt Abdelhadi Amrani, der mit dem Täter nicht verwandt ist, sagte, sein Mandant sei durch die vielen Prozesse „verbraucht“ gewesen und habe sich von der Polizei „belästigt“ gefühlt.
Lüttich im Schockzustand
Noch bis weit in die Nacht auf Mittwoch fuhren Rettungswagen, der Tatort wurde hermetisch abgeriegelt. Die meisten Opfer wurden an einer Bushaltestelle getötet, unter ihnen zwei männliche Jugendliche im Alter von 15 und 17 Jahren und eine 75-jährige Frau. Viele Menschen flohen, Verletzte retteten sich in ein nahe gelegenes Archäologiemuseum.
Der Täter habe sich umgedreht, einen anderen Gegenstand genommen und entsichert. „Er machte einen sehr entschlossenen Eindruck, er wollte so viele Personen wie möglich treffen“, sagte der Journalist Nicolas Gilenne, der das Tatgeschehen beobachtet hatte, der Nachrichtenagentur AFP. Nach Angaben der Justiz war der Täter im September 2008 wegen Besitzes von einem Dutzend Waffen und dem Anbau von 2.800 Cannabispflanzen zu 58 Monaten Haft verurteilt worden. Im Oktober 2010 wurde er jedoch vorzeitig auf Bewährung entlassen.
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