Gefährdetes Paradies
Mehr als 200 neue Tierarten haben Wissenschaftler vergangenen Dezember rund um den Mekong dokumentiert, darunter den Stupsnasenaffen aus Burma, dessen auffällige Haarlocke die Forscher Vergleiche zum King of Rock-’n’-Roll, Elvis Presley, ziehen ließ. Wie viele andere wird er mit der Entdeckung auch gleich als vom Aussterben bedrohte Art geführt.
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Das Tier wurde in entlegenen Wäldern der Kachin-Region in Burma entdeckt, berichtete der WWF. Der Rhinopithecus strykeri dürfte die skurrilste unter den neuen Entdeckungen sein. Bei Regen ist er leicht zu finden: Dann sitzt er auf den Bäumen und klemmt den Kopf zwischen die Beine, damit der Regen nicht in seine nach oben gerichteten Nasenlöcher fällt - da er sonst niesen muss.
Hippie-Geckos und Klon-Eidechsen
Das auffällige Verhalten des Tiers mit seinem schwarzen, flauschigen Fell macht es bei Regen aber auch zum leichten Ziel für Jäger. Es gibt laut WWF vermutlich nur noch zwischen 260 und 330 Stupsnasenaffen. Sie sind vom Aussterben bedroht. Das Tier war bereits zuvor im „American Journal of Primatology“ beschrieben worden. Dazu kamen aber auch noch Dutzende andere zum Teil höchst bizarre Tiere und Pflanzen.

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Der neu entdeckte Hippie-Gecko
Vietnam war besonders ergiebig für die Forscher: Dort kriecht auf der Halbinsel Ca Mu ein Gecko in Hippie-Farben (Cnemaspis psychedelica). Er hat einen leuchtend gelben Hals mit schwarzen Streifen, einen blaugrauen Körper und orangefarbene Füße. Just in einem Restaurant im Süden des Landes wurden zudem Eidechsen gefunden, die einander zum Verwechseln ähnlich sahen. Die Forscher stellten fest: Die neue Art (Leiolepis ngovantrii) klont sich selbst - und hat keine Männchen zur Fortpflanzung nötig.
„Eine der letzten Bastionen“ für Fauna und Flora
In der Provinz Dak Lak blühte wiederum bisher im Verborgenen eine weiß-orange Orchidee (Dendrobium daklakense). „Es ist bemerkenswert, dass ein so auffallendes Exemplar bis vor kurzem unbekannt war“, sagte der Orchideenexperte des botanischen Gartens in Kew bei London, Andre Schuiteman. Entdeckungen aus insgesamt sechs Ländern werden in dem WWF-Report zusammengetragen.

APA/EPA/WWF Cambodia
Bis zu 60 Zentimeter können die Stängel dieser Orchidee lang werden
Die zahlreichen Tiere und Pflanzen entdeckten die Forscher in der chinesischen Provinz Yunnan, in Burma, Laos, Thailand, Kambodscha und Vietnam. „Das macht Asiens Flusslandschaft zu einer der letzten Bastionen für die Entdeckung neuer Arten auf diesem Planeten“, heißt es in dem Bericht. Der Mekong ist etwa 4.500 Kilometer lang und der mit Abstand längste Fluss Südostasiens.
Jeden zweiten Tag eine neue Art entdeckt
Den Beobachtungszeitraum in Rechnung stellend, wird am Mekong im Schnitt jeden zweiten Tag eine neue Art entdeckt. Das Flora- und Fauna-Paradies in der Region ist aber gefährdet. Seit 1990 werden dort nach Angaben des WWF im Jahr 2,7 Millionen Hektar Dschungel für Kaffee-, Kautschuk- und Palmölplantagen kahlgeschlagen. Wachen erschießen Tiere, die sich dorthin verirren und womöglich die Ernte gefährden.
Der Lebensraum der Tiere schwindet rasant - durch Straßen, Städte und Dutzende geplante Staudämme. „Wir laufen Gefahr, dass zahlreiche Arten verschwinden, bevor sie überhaupt beschrieben wurden“, sagt WWF-Experte Stefan Ziegler. 70 Prozent der endemischen Säugetierarten aus der Region sind schon auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN für gefährdete Arten. Der WWF fordert daher grenzüberschreitenden Schutz der Region.
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