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Zusammenhang mit Anschlägen von Rom

Zu dem versuchten Briefbombenanschlag auf den Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat sich am Donnerstag eine italienische Anarchistengruppe bekannt: das Informelle Anarchistische Bündnis (Federazione Anarchica Informale, FAI). Es ist nicht das erste Mal, dass die italienischen Linksanarchisten mit derartigen Anschlägen in Verbindung gebracht werden.

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Im vergangenen März konnte ein ähnlicher Anschlag auf den Direktor eines griechischen Hochsicherheitsgefängnisses vereitelt werden. Auch damals bekannte sich die FAI zu der Bombe. Sprengstoffexperten stellten damals fest, dass die Bauart der Briefbombe der von Sprengsätzen ähnelte, mit denen die FAI im Dezember 2010 in Rom zwei Menschen teils schwer verletzt hatte. Die Gruppierung schickte damals Briefbomben an die Botschaften Chiles und der Schweiz in der italienischen Hauptstadt. Zur Begründung erklärten sie sich solidarisch mit Anarchisten in Griechenland.

Enge Freundschaften in der Anarcho-Szene

International vermuten Ermittler seit längerem, dass griechische und italienische terroristische Gruppierungen eng kooperieren, mindestens seit 1998. Damals nahm eine kleine Gruppe von Vertretern der griechischen Anarchistenszene im Piemont an der Beerdigung von Edo „Baleno“ Massari teil. Der Anarchist hatte sich im Gefängnis getötet. Eine griechische Gruppe „Verschwörung der Feuerzellen“ hatte 2010 ebenfalls eine Reihe von Briefbomben an europäische Politiker geschickt, darunter eine ins Kanzleramt in Berlin.

Operation „Santa Klaus“

Auch die vom italienischen Geheimdienst als „Terroristen“ eingestuften Anarchisten der FAI machten sich schon in der Vergangenheit in Europa mit Anschlägen einen Namen. Im Jahr 2003 zeichnete die Gruppe verantwortlich für die Operation „Santa Klaus“. Dabei ging es um eine Reihe von Briefbomben in Brüssel - unter anderem an den damals gerade ernannten Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, und an den damaligen Präsidenten der EU-Kommission, Romano Prodi. Aktuell werden zahlreiche kleine anarchistische Gruppen zur FAI gezählt. Das italienische anarchistische Bündnis, das sich ebenfalls FAI (Federazione Anarchica Italiana) nennt, lehnt Gewaltanwendung ab.