Viele Einzelhändler bestehen Test nicht
Der Unternehmensberater Czipin Consulting hat den österreichischen Einzelhandel einem „Stresstest“ unterzogen und untersucht, wie gut Handelsunternehmen für den Fall von krisenbedingten Umsatzverlusten gerüstet sind. Das Ergebnis: „Nur wenige Prozentpunkte entscheiden über Sein oder Nichtsein.“
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Schon bei einem Umsatzrückgang von fünf Prozent würde fast die Hälfte der Betriebe operativ Verluste schreiben. Bei einem in „Krisenzeiten nicht unwahrscheinlichen Szenario“ von zehn Prozent Umsatzverlust wären 82 Prozent der Händler in der Verlustzone, ermittelte Czipin. Derzeit schreiben 82 Prozent der untersuchten 34 Unternehmen operativ Gewinne, also ein positives Betriebsergebnis (EBIT).
Zehn Prozent Umsatzrückgang: Alle fallen durch
„Der Stresstest geht von einem Rückgang des Kaufvolumens infolge anhaltender Verunsicherungen der Konsumenten aus“, heißt es in der Studie. Besonders schlecht sei es um den Lebensmittelhandel bestellt, schon jetzt sind 44 Prozent der untersuchten Lebensmittelhändler in der Verlustzone. „Stellt sich das Szenario eines Umsatzrückganges um zehn Prozent ein, so kann keiner der Lebensmitteleinzelhändler mehr positive Ergebnisse erwirtschaften.“ Etwas besser sei die Situation bei Bau- und Gartenmärkten sowie in den Branchen Entertainment und Elektronik.
Unternehmen, die bereits über einen ausreichenden „EBIT-Polster“ verfügen, könnten Krisen besser bestehen. „Der Weg führt also nur über die Konkurrenzfähigkeit bei Bruttomarge, Personalkosten und den sonstigen strukturellen Kosten“, so der Unternehmensberater.
Laut dem Unternehmer Josef Taus hätten Umsatzeinbrüche vor allem Auswirkungen auf Konzentrationsbewegungen. Diese würden dadurch massiv verstärkt, sagte er am Mittwoch bei der Präsentation des „Stresstests“ von Czipin Consulting. REWE-Vorstandschef Frank Hensel beurteilte die Studie als „völlig theoretisch“. Sollte es tatsächlich flächendeckend Einbrüche von zehn oder gar 20 Prozent im Einzelhandel geben, hätte das viel breitere Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft als nur Gewinnrückgänge von Unternehmen.
Hensel: Kostendisziplin muss Tagesgeschäft sein
Als Erfolgsrezept nennt er Kostendisziplin - allerdings nicht erst in der Krise, sondern als „Tagesgeschäft“. Ein Unternehmen werde aber auch nie nur durch Einsparungen erfolgreich, sondern vor allem durch Umsatzsteigerungen. Im REWE-Konzern gebe es jährlich „Crashtests“ - nicht erst in Krisenzeiten. Man fühle sich deshalb auch recht sattelfest, bestätigte Hensel gegenüber ORF.at. Was jedoch bei Einbrüchen von 20 Prozent passiere, könne er auch nicht abschätzen. Ein solches Szenario ist aus seiner Sicht aber auch nicht sehr realistisch.
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