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Das Samstagabend-Hochamt

Vor 30 Jahren und bald zehn Monaten startete „Wetten, dass..?“. Gut 23 Jahre davon war Thomas Gottschalk der Moderator und machte die Sendung zur erfolgreichsten Samstagabendshow Europas. Am Samstag gibt er seine Abschiedsvorstellung als Moderator der Familienshow.

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Über die Nachfolge gibt es bisher keine Ansagen seitens der Programmverantwortlichen - doch die Show soll auch ohne Gottschalk weitergeführt werden. In die Fußstapfen des Moderators wird jedoch nicht leicht zu treten sein - untrennbar ist der blonde Showmaster mit „seiner“ Wettsendung verbunden.

Kaum geändertes Erfolgsschema

Dank Gottschalk versammelten sich regelmäßig ganze Familien am Samstag vor dem Fernseher, um der Sendung, die - mit nur geringen Änderungen - seit Jahrzehnten einem nahezu unveränderten Schema folgt. So ist die (teilweise horrende) Überziehung der Sendezeit regelmäßig sicher wie das Amen im Gebet, genauso wie die Angewohnheit des Moderators, seine Hand auffällig unauffällig auf die Knie jedes halbwegs schönen weiblichen Gastes zu legen.

Genauso legendär sind Gottschalks Scherze, die von schlüpfrig bis selbstironisch kaum Grenzen kennen und die sich - scheinbar unkontrolliert - auf einer Skala von jenseitig-absurd und intellektuell-hintergründig bewegen. Seine Bereitschaft, Wetteinsätze mit vollem Körpereinsatz einzulösen wurde immer wieder deutlich: So verbrachte er eine Nacht in einer Gefängniszelle, spielte Nikolaus im Bordell, ließ sich mit Messern bewerfen und in Senf tunken.

Thomas Gottschalk, Michelle Huntziker und Samuel Koch

APA/EPA/Oliver Berg

Samuel Kochs schwerer Unfall war der Auslöser für Gottschalk, die Sendung zu verlassen

Unfall mit schwerwiegenden Folgen

Die beiden entscheidenden Augenblicke am Ende seiner „Wetten, dass...?“-Karriere passierten jeweils live vor den Augen eines Millionen-Fernsehpublikums. Zunächst stürzte am 4. Dezember 2010 der Wettkandidat Samuel Koch so schwer, dass die Sendung erstmals in ihrer Geschichte abgebrochen wurde - trotz der besonnenen Reaktion des Showmasters, die Sendung zu beenden, kündigte sich bei dem schweren Unfall bereits das Ende Gottschalks als "Wetten, dass..?-Moderator an.

Auch das endgültige „Aus“ kündigte Gottschalk in einer Sendung live an. Am 12. Februar nahm der Blondschopf allein auf der „Wetten, dass..?“-Couch Platz und richtete das Wort ans Publikum: „Es gibt gewisse Dinge, die kann man nicht so zwischen Tür und Angel besprechen und deswegen möchte ich mich auf das Sofa setzen, auf dem ich die besten 25 Jahre meines Lebens verbracht habe“, sagte Gottschalk gefasst und verkündete gleichzeitig seinen Rücktritt.

Absagen am laufenden Band

Direkt danach begann die schwierige - von Spekulationen und Gerüchten begleitete - Suche nach einem Nachfolger. Geeignete Kandidaten scheinen rar: Von infrage kommenden TV-Größen hagelt es schon seit Wochen Absagen. Auch Außenseiter - die sich eher selber ins Spiel bringen, als ernsthaft in Betracht zu kommen - wie Hansi Hinterseer lehnten die Nachfolge ab.

Moderatoren Thomas Gottschalk, Wolfgang Lippert und Frank Elstner

APA/Hartmut Reeh

Drei Moderatoren präsentierten in den vergangenen Jahren „Wetten, dass..?“: Thomas Gottschalk, Wolfgang Lippert und Frank Elstner

Das Problem: So leicht der Job wirkt und so wenig arbeitsaufwendig, so leicht kann ein gestandener TV-Entertainer seinen Ruf damit ruinieren. Der Musiker und Moderator Götz Alsmann warnt vor dem Risiko, die Nachfolge von Gottschalk anzutreten. „Egal, wer es macht, es ist wahrscheinlich ein Himmelfahrtskommando“, sagte der WDR-Moderator von „Zimmer frei“ in der RBB-Sendung „Thadeusz“.

„Wahrscheinlich ein Himmelfahrtskommando“

Nach der öffentlichen Absage von Entertainer Hape Kerkeling in der Ausgabe vom 5. November in Leipzig brodelte es wieder munter in der Gerüchteküche. Markus Lanz und Johannes B. Kerner wurden erst am vergangenen Wochenende wieder ins Spiel gebracht. Lanz verkündete danach seinen Verzicht, Kerner noch nicht. Vielleicht reicht das schon als Zusage. ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut gab gleich nach Kerkelings Nein einen leisen Hinweis darauf, dass vielleicht auch ein Duo auf Gottschalk folgen könnte.

Die Sendung selbst stehe jedoch „nicht zur Disposition“, sagt ein Sendersprecher. Es bleibe bei der Aussage Belluts, dass „Wetten, dass..?“ eine Pause bekommt, aber mit einem überarbeiteten Konzept weiter gehen soll. Gottschalks Nachfolger werde „aller Voraussicht nach“ Anfang nächsten Jahres bekannt gegeben - es bleibt also Gelegenheit zum spekulieren.

Gottschalk wünscht sich „hübschen“ Nachfolger

Der scheidende Moderator selbst hält sich aus der Diskussion heraus. Der „Bild“-Zeitung sagte er: „Ich halte mich mit Äußerungen zur Zukunft von ‚Wetten, dass..?‘ ganz bewusst zurück. Denn das ZDF hat natürlich etwas die Sorge, dass ich bei meinem Ritt in den Sonnenuntergang den Gaul gleich mit um die Ecke bringen könnte.“ Das sei aber nicht seine Absicht: „Ich gönne der Show weiterhin jeden Erfolg.“ Seinem Nachfolger werde er aber gar nichts raten, so der Moderator, „doch sollte er möglichst viel von meinen Eigenschaften haben: hübsch und Humor wäre auch nicht schlecht“.

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