Zwei Prozent des Durchschnittsregens
Seit Wochen hat es in vielen Regionen Österreichs nicht mehr geregnet, stattdessen ist es neblig und kalt, und die Feinstaubwerte schnellen in die Höhe. Einzig in Osttirol und Oberkärnten fielen im November nennenswerte Regen- und Schneemengen, heißt es aus der ORF-Wetterredaktion - dennoch war der Monat auch hier zu trocken.
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Der November 2011 geht als der niederschlagsärmste November seit Beginn der flächendeckenden Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert in die Klimabücher ein. Es gab viele Regionen, die wenig oder gar keinen Niederschlag hatten. Das bisschen Nieseln bzw. Schneegrieseln der letzten Zeit aus dem Nebel heraus ändert an der Statistik wenig.
Letzter Regen im Oktober
Die Trockenheit nahm ihren Anfang im Oktober. Am 26. Oktober regnete es das letzte Mal richtig, aber auch nicht überall. Teile Tirols und Vorarlbergs warten schon seit 20. Oktober auf Regen. In vielen Regionen Österreichs gab es eine so lange trockene Periode im Herbst seit Beginn der Aufzeichnungen noch nie. Der bisher niederschlagsärmste November war jener des Jahres 1920 gewesen. Damals fielen österreichweit immerhin 13 Prozent der mittleren Niederschläge, 2011 sind es nur zwei Prozent.
Der Grund für die ungewöhnliche Trockenheit war eine wochenlang währende stabile Hochdruckwetterlage mit Nebel in den Niederungen und Sonne im Bergland. Tiefdruckgebiete wurden vom Hoch über Österreich immer erfolgreich abgeblockt, zudem war es Anfang des Monats eine Woche lang föhnig. Das führte dazu, dass vom Mittelmeer-Raum milde Luft zu uns strömte, sechs Tage lang war es im Westen Österreichs über 20 Grad warm.
Kein Schnee auf den Bergen
Den Skigebieten macht aber nicht nur das trockene Wetter zu schaffen: Auf den Bergen ist es auch zu mild für die Jahreszeit. Viele Berge sind sogar schneefrei, so etwa die Villacher Alpe, der Patscherkofel und die Schmittenhöhe. Auf dem Hahnenkamm oberhalb von Kitzbühel lag die Durchschnittstemperatur im November bei 4,7 Grad, das sind fast fünf Grad über dem Durchschnitt. So warm war es dort in einem November zuletzt 1938.
Auch auf dem Sonnblick in 3.100 Metern liegen aktuell nur 65 Zentimeter Schnee. Normalerweise fallen auf dem Sonnblick im November 242 Zentimeter Schnee. Zudem lagen die Temperaturen im Durchschnitt bei minus 1,5 Grad und damit rund 2,5 Grad über dem langährigen Mittelwert. Ganz anders in den Nebelzonen: Dort war es im November zu kalt. In Baden bei Wien lag die Mitteltemperatur nur bei 2,8 Grad, also gut einen Grad tiefer als in einem durchschnittlichen November. In Baden war es damit überhaupt kälter als auf dem Hahnenkamm, obwohl 1.500 Höhenmeter dazwischen liegen.
100 Sonnenstunden mehr in Zell am See
Die wochenlange Zweiteilung in Nebel und Sonne findet ihren Niederschlag auch bei der Sonnenscheinbilanz. In Aigen im Ennstal schien die Sonne 143 Stunden lang, mehr als das 2,5-Fache des vieljährigen Durchschnitts von 52 Stunden. In Zell am See in Salzburg gab es in Summe 150 Sonnenstunden, das sind um nahezu 100 Stunden mehr als in einem durchschnittlichen November. Demgegenüber stehen magere 40 Stunden Sonnenschein im oft nebeligen Klagenfurt, was nur knapp der Hälfte eines normalen Novembers entspricht.
Waldbrände und Wasserknappheit
Die ungewöhnliche Trockenheit bringt noch andere Probleme mit sich. So kam es in den vergangenen Wochen immer wieder zu Waldbränden. Erst am Wochenende brach in der Nähe von Galtür in Tirol ein Brand aus. 255 Feuerwehrleute und drei Hubschrauber kämpften stundenlang gegen die Flammen - mehr dazu in tirol.ORF.at.
In Salzburg werden wegen der Trockenheit derzeit zehn Höfe über Tankwagen mit Trinkwasser versorgt. Der Verdacht, dass Schneekanonen zu dem Trinkwassermangel beitragen könnten, wies das Land Salzburg entschieden zurück. „Wenn beschneit wird, wird in die Trinkwasservorkommen überhaupt nicht eingegriffen“, versicherte Trinkwasserexperte Theodor Steidl. „Diese Speicherteiche sind im Juni gefüllt und warten jetzt schon den ganzen Sommer auf ihre Nutzung als Beschneiungsspeicher" - mehr dazu in salzburg.ORF.at.
Pegelstand der Donau sinkt
Kritische Werte werden auch entlang der Donau gemessen. In Bayern sind die durchschnittlichen Abflusswerte bei Niedrigwasser an fast allen Messstellen unterschritten. Für Oberösterreich gibt der Hydrographische Dienst Entwarnung. Es gebe keine Beeinträchtigung für die Donauschifffahrt, da der Fluss in diesem Bereich eine geschlossene Kraftwerkskette aufweise. Zudem führe der Fluss derzeit 650 bis 700 Kubikmeter pro Sekunde, im November 2005 waren es nur 460 Kubikmeter.

APA/Herbert Pfarrhofer
Blick auf die Donau in Greifenstein
Anders die Situation in Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro, Mazedonien, Bulgarien und Rumänien: Nach sieben Monaten ohne ergiebigen Regen fiel der Wasserstand des sonst so mächtigen Flusses in Bulgarien auf ein Rekordtief seit 1941. An mehr als einem Dutzend Stellen unterschritt der für den Gütertransport wichtige Strom 2,50 Meter. Das gilt als kritische Grenze für den Schiffsverkehr. Zahlreiche Fabriken auf dem Balkan mussten ihre Produktion drosseln, weil Nachschub an Gütern fehlte.
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