Experten sehen weiter Potenzial
Der Anteil der faulen Kredite in Mittel- und Osteuropa (CEE) werde heuer seinen Höhepunkt erreichen, in einzelnen Ländern sei der Gipfel bereits erreicht worden. In drei bis vier Jahren könnten die notleidenden Kredite auf ein bis zwei Drittel des derzeitigen Bestandes zurückgehen, geht aus einer jüngst vorgelegten Raiffeisen-Bankenstudie hervor.
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Ausgenommen von dieser Entwicklung ist das relativ hoch verschuldete Ungarn, dem das Schlimmste noch bevorsteht: Dort wird ein Anstieg der faulen Kredite auf 16 Prozent bis 2013 erwartet. Auch die südosteuropäischen Ländern kämpfen noch immer mit der Kreditqualität.
Ukraine als Spitzenreiter
Keine weiteren Zuwächse der faulen Kredite (Non Performing Loans, NPL) erwarten die Raiffeisen-Analysten dagegen in Tschechien, der Slowakei, Russland und der Ukraine, die allerdings mit einer NPL-Rate von 40 Prozent Spitzenreiter bei den notleidenden Krediten in der Region ist. Polen und Serbien stünden kurz vor dem Gipfel der NPLs, geht aus der Studie „Banking Sector Covergence 2.0“ hervor.
Die geringste NPL-Rate in Osteuropa dürfte heuer Slowenien mit 3,9 Prozent aufweisen. Das in einer Wirtschaftskrise steckende Land ist damit besser unterwegs als etwa die reiferen Bankenmärkte Deutschland und Großbritannien, die 2010/11 einen Höhepunkt mit 5,5 bis sechs Prozent fauler Kredite haben.
UniCredit größte EU-Bank in CEE
Die Liste der größten EU-Bankengruppen gemessen an der Bilanzsumme, die in der CEE-Region tätig sind, führt wie im Vorjahr die italienische Bank-Austria-Mutter UniCredit (110,5 Mrd. Euro) an. Dahinter folgen die Erste Group (83,6 Mrd. Euro), die Raiffeisen Bank International (RBI, 76,2 Mrd. Euro), die französische Societe General (67,5 Mrd. Euro) und die belgische KBC (67,3 Mrd. Euro).
Ungarn schwierigster Problemfall
Das CEE-Problemland für Banken ist Ungarn, für das die Raiffeisen-Analysten 2012 eine Rezession erwarten. Seit 2007 sind dort die faulen Kredite von 2,3 Prozent auf 10,5 Prozent im Halbjahr 2011 gestiegen. Der Bankensektor werde weiter an der schwachen Inlandsnachfrage, den Folgen der Spar- und Steuermaßnahmen sowie der gesetzlich ermöglichten vorzeitigen Endtilgung von Fremdwährungsdarlehen zulasten der Geldinstitute leiden. Die Kapitalrentabilität (Return on Asset) im Bankensektor lag im Vorjahr bei geringen 0,2 Prozent. Deshalb werde der ungarische Bankenmarkt auch künftig verwundbar bleiben, heißt es in der Studie.
Gute Aussichten in Polen
Wachstumsaussichten für Banken gibt es dagegen in Russland und Polen, die gemeinsam 60 Prozent der Vermögenswerte des CEE-Bankensektors umfassen. Das Kreditgesamtvolumen in der gesamten Region beziffert die Studie mit 1.120 Mrd. Euro, was 7,5 Prozent aller in der Euro-Zone vergebenen Kredite entspricht. Gleichzeitig beträgt das nominelle BIP der CEE-Staaten 24 Prozent des BIP der Euro-Zone. Nach Ansicht der Raiffeisen-Analysten deutet das Kredit-BIP-Verhältnis auf ein erhebliches Aufholpotenzial in der Region hin.
2010 hatte das Kreditwachstum in CEE zugelegt, das sich im ersten Halbjahr 2011 verlangsamt habe - vor allem in den angeschlagenen Staaten wie Ungarn, der Ukraine und Slowenien. Für 2011 erwartet die Studie ein 9,5-prozentiges Plus in der Teilregion Zentraleuropa, während Südosteuropa mit einem Zuwachs von sieben Prozent rechnen kann. Dagegen wird für die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) ein deutlich stärkeres Kreditgeschäft (plus 13 Prozent) erwartet. Allerdings seien Kreditwachstumsraten wie vor der Lehman-Krise vorbei.
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