Ganze Reihe an Toten
Eine Polizistin war 2007 im deutschen Heilbronn von Unbekannten erschossen worden. Jahre später wurde ein Polizist in Augsburg getötet, und zwei Bankräuber nahmen sich am Freitag in Thüringen das Leben. All diese Fälle bilden eines der größten Kriminalrätsel der deutschen Gegenwart. Und das ist nun offenbar gelöst: Eine Frau, die mit den Männern zusammen war, stellte sich nun der Polizei.
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Die dringend gesuchte 36-jährige Frau stellte sich am Dienstag den Behörden in Jena. Sie soll mit zwei mutmaßlichen Bankräubern zusammen gewesen sein, bei denen die Dienstwaffen der ermordeten 22-jährigen Polizistin und ihres Kollegen gefunden worden waren. Die Bankräuber hatten sich nach einem Überfall in Eisenach am Freitag selbst getötet.
„Große Fortschritte bei den Ermittlungen“
Baden-Württembergs oberster Staatsanwalt hält den Mord in Heilbronn für aufgeklärt. Der Stuttgarter Generalstaatsanwalt Klaus Pflieger geht davon aus, dass die beiden tot aufgefundenen mutmaßlichen Bankräuber aus Thüringen sowie eine 36-Jährige aus Sachsen zur Tätergruppe gehören. Dafür sprächen die Gesamtumstände, vor allem der Besitz der Dienstwaffen der Polizisten, sagte Pflieger am Dienstag dem Südwestrundfunk (SWR): „Solche Waffen gibt man nicht weiter.“ Das Motiv vermutet er im Bereich der Beschaffungskriminalität.
Der Chef des Landeskriminalamts in Stuttgart, Dieter Schneider, betätigte große Fortschritte bei den Ermittlungen. „Wir sind sehr nah dran“, sagte Schneider der Nachrichtenagentur dpa. Auch Handschellen der ermordeten Polizistin seien gefunden worden. Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall (SPD) zeigte sich bei der Frage der Aufklärung aber noch zurückhaltend: „So weit sind wir noch nicht.“
Zusammenhang mit weiterem Polizistenmord?
Die gemeinsame Wohnung der drei in Zwickau wurde kurz nach den Vorfällen in Eisenach durch eine Explosion zerstört. Die Frau, die dort unter dem Namen Susann gelebt haben soll, soll das Gebäude kurz vor der Detonation verlassen haben. Die Frau soll mehrere Alias-Namen genutzt haben.

APA/dpa/Hendrik Schmidt
Wohnung in Zwickau nach Explosion komplett zerstört
Für die Ermittler war der Fall immer rätselhafter geworden: Sie prüfen auch, ob es bei alldem einen Zusammenhang zu einem anderen Polizistenmord Ende Oktober in Augsburg gibt. Die DNA-Spuren der Bankräuber sollen mit den im Augsburger Siebentischwald gefundenen Spuren verglichen werden. Der 41 Jahre alte Augsburger Hauptkommissar war in der Nacht zum 28. Oktober nach einer Routinekontrolle von einem Unbekannten erschossen worden. „Das ist eine Spur von vielen, die derzeit geprüft und bewertet wird“, sagte ein Polizeisprecher.
„Phantom“ löste sich in Luft auf
Ähnlich mysteriös war der Überfall in Heilbronn: Die beiden Polizisten waren ohne Anlass auf offener Straße und am helllichten Tag auf einem Parkplatz niedergeschossen wurden. Eine 22-jährige Beamtin starb damals, ihr 24-jähriger Kollege überlebte schwer verletzt, konnte sich später aber an nichts erinnern. Ihre Ausrüstung wurde geraubt.
Die Polizei hatte nach dem Mord jahrelang nach einem „Phantom“, einer unbekannten Frau, gefahndet, deren DNA-Spuren an über 40 Tatorten in Deutschland, Österreich und Frankreich gefunden worden waren. Die Spuren waren allerdings auf Verunreinigungen an den für die DNA-Analyse verwendeten Wattestäbchen zurückzuführen.
Täter aus Neonazi-Szene?
Die Polizei geht zudem bisher unbestätigten Berichten über Verbindungen in die Neonazi-Szene nach. Die beiden Bankräuber im Alter von 34 und 38 Jahren und die Frau sollen nach Darstellung der Thüringer Linke-Fraktion und laut Medienberichten bereits als Bombenbauer in Erscheinung getreten sein. Nachdem ihr Labor in Jena 1998 aufgeflogen worden war, waren zwei Männer untergetaucht - gemeinsam mit einer Frau.
Staatsanwaltschaftssprecherin Antje Dietsch wies das jedoch zurück: „Das sind Spekulationen, die die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Zwickau nicht hergeben.“ Ein Sprecher des Thüringer Innenministeriums wollte sich zur Identität der mutmaßlichen Bankräuber aus ermittlungstaktischen Gründen nicht weiter äußern.
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