Geheimdienstberichte über Sprengversuche
Der Prüfbericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zum Iran dürfte laut internationalen Medienberichten ziemlich brisant ausfallen. Das Dossier, das die in Wien ansässige UNO-Behörde in Kürze veröffentlichen will, belege, dass der Iran knapp davorstehe, eine Atommacht zu werden, hieß es etwa am Dienstag im britischen „Independent“.
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Warnungen vor einem militärischen Konflikt werden lauter. Laut der britischen Tageszeitung enthält der Bericht „signifikante und überzeugende Indizien“ dafür, dass die Islamische Republik „versucht, ein nukleares Waffenarsenal aufzubauen“. Außerdem habe Teheran die Inspektoren der IAEA getäuscht. Der Prüfbericht dürfte noch diese Woche an die 15 Mitgliedsstaaten des UNO-Sicherheitsrats gehen.
In dem Dossier soll unter anderem von Hinweisen darauf die Rede sein, dass iranische Wissenschaftler in den letzten Jahren an der Entwicklung von Raketengefechtsköpfen für atomare Sprengladungen arbeiteten. Auch eine Anlage für Versuche mit nuklearen Ladungen sei errichtet worden, so der „Independent“ unter Berufung auf „durchgesickerte“ Passagen des Papiers.
Angeblich Testanlage per Satellit entdeckt
Die Testanlage mit einem Versuchsbunker „von der Größe eines Doppeldecker-Busses“ sei auf dem Militärareal Parchin, rund 30 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Teheran, mittels Satellitenfotos und Geheimdienstinformationen aufgespürt und anschließend an die IAEA gemeldet worden. Teheran habe die Existenz dieses Versuchsgeländes vor der UNO-Organisation verschwiegen.
Iranische Techniker hätten außerdem, so der „Independent“ weiter, Computermodelle entwickelt, die für ballistische Berechnungen geeignet seien. Während die IAEA vierteljährlich an den Sicherheitsrat berichtet und schon mehrfach Indizien für Waffenprogramme gemeldet hatte, hätten diese im aktuellen Bericht alles in allem „deutlich mehr Substanz“ und böten „mehr Grund zur Sorge“ als alles bisher Gefundene. Über eine ähnliche Brisanz des IAEA-Dossiers war schon am Wochenende spekuliert worden.
„Die bisher detailliertesten Vorwürfe“
Der Bericht werde „die bisher detailliertesten Vorwürfe“ dahingehend enthalten, „dass das iranischen Nuklearprogramm auf Waffenentwicklung und militärische Nutzung ausgerichtet“ ist, hieß es am Sonntag etwa im US-TV-Sender CNN unter Berufung auf UNO-Diplomaten. Die „Washington Post“ berichtete, der Iran habe die Fortschritte in der Nukleartechnologie mit Hilfe ausländische Experten gemacht. Laut der US-Zeitung war der Iran im ersten Halbjahr 2011 bereits dazu imstande, mit rund 6.000 Zentrifugen in der Forschungsanlage Natans rund 105 Kilogramm niedrig angereichertes Uran pro Monat herzustellen.
Parallel dazu verschärfte vor allem Israel den Ton gegen Teheran deutlich. Ein Angriff auf iranische Atomanlagen werde „immer wahrscheinlicher“, sagte Staatspräsident Schimon Peres. Ähnlich die Einschätzung des früheren US-Botschafters in Israel, Martin Indyk, am Dienstag gegenüber der BBC: Wenn keine Maßnahmen ergriffen würden, die Bestrebungen des Iran in Richtung des Aufbaus eines nuklearen Waffenarsenals zu bremsen, „dann ist ein Militärschlag Israels oder der USA sehr wahrscheinlich“.
Iran von Drohungen unbeeindruckt
Die Regierung in Teheran zeigte sich von den verbalen Warnschüssen aus Israel und den USA unbeeindruckt. Man werde am Atomprogramm festhalten, sagte Präsident Mahmud Ahmadinedschad am Dienstag. Er warnte gleichzeitig Israel und die USA vor schwerwiegenden Konsequenzen im Falle eines Angriffs. „Sie sollen sich bewusst sein, dass der Iran keinen Schritt von seinem Atomprogramm zurückweicht“, sagte der Präsident. „Wer auch immer den Iran angreift, würde diesen Schritt bitter bereuen“, fügte er hinzu.
Warnungen vor Konflikt werden lauter
Im selben Zug mit dem Säbelrasseln werden auch Warnungen vor einer Militäraktion - sei es durch Israel, die USA oder beide - deutlich lauter. Am Dienstag warf Russlands Präsident Dimitri Medwedew Israel eine „gefährliche Rhetorik“ vor, die am Ende zu einem bewaffneten Konflikt im Nahen Osten führen könne. Israel baue eine „Drohkulisse“ auf, sagte Medwedew anlässlich eines Besuchs in Berlin und einer Pressekonferenz gemeinsam mit dem deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff. „Die Drohung mit einem Militärschlag kann zu einem großen Krieg führen.“
Israels Verteidigungsminister Ehud Barak schwächte die Drohungen seines Landes am Dienstag etwas ab. Es sei keine Entscheidung für eine militärische Operation gefallen, sagte er. „Krieg ist kein Picknick. Wir wollen ein Picknick und keinen Krieg.“
Auch Frankreich warnte am Dienstag eindringlich vor den Folgen eines Angriffs auf den Iran. Sein Land sei zwar sehr besorgt über die Entwicklung im Iran, die die ganze Region destabilisieren könnte, sagte Außenminister Alain Juppe dem Sender RTL, man lehne aber militärische Mittel ab. Frankreich müsse alles in seiner Macht Stehende unternehmen, „um einen irreparablen Schaden zu verhindern, den eine Militäraktion nach sich ziehen würde“. Auch der deutsche Außenminister Guido Westerwelle sprach sich vehement gegen militärische Schritte aus.
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