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Gerüchte über Pläne für Sprengköpfe

Nach Berichten von vergangener Woche, wonach sich Großbritannien auf eine mögliche Militäraktion gegen den Iran vorbereite, wird das Säbelrasseln lauter: Am Sonntag erklärte Israels Staatspräsident Schimon Peres, ein Angriff auf die Islamische Republik werde „immer wahrscheinlicher“.

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Grund für die Drohgebärden ist allem Anschein nach ein brisanter Prüfbericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA).
Die Geheimdienste verschiedenster Länder seien beunruhigt und warnten ihre Regierungen davor, dass der Iran schon bald über eine Atombombe verfügen werde, sagte Peres Samstagabend im israelischen TV. Diese Länder müssten nun „ihre Verpflichtungen erfüllen“.

Dafür gebe es eine „lange Liste von Möglichkeiten“. Die israelische Tageszeitung „Haaretz“ berichtete am Sonntag in ihrer englischsprachigen Onlineausgabe, Israel habe den USA bisher nicht klar zugesagt, von einem Alleingang gegen den Iran abzusehen.

Halbherzige Dementis

Israelische Medien hatten bereits Anfang der Woche berichtet, Regierungschef Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Ehud Barak drängten zu Angriffen auf iranische Nuklearanlagen. Allerdings dementierte Barak Pläne in diese Richtung im israelischen Armeerundfunk und erklärte, derartige Entscheidungen könnten nicht im Alleingang getroffen werden.

Allerdings seien Teherans „Fortschritte bei der Entwicklung von Atomwaffen die Hauptbedrohung für die Sicherheit der Region“. Am Donnerstag berichtete dann der britische „Guardian“, dass London logistische Vorkehrungen für eine mögliche Militäraktion gegen den Iran an der Seite der USA treffe.

Frankreich warnt vor Folgen

Frankreich warnte angesichts der Debatten über eine Militäraktion vor den dramatischen Folgen eines solchen Schrittes. Militäraktionen könnten zu einer „völlig destabilisierenden Lage in der Region“ führen, sagte Außenminister Alain Juppe am Sonntag dem Rundfunksender Europe 1.

„Wir brauchen keine Atomwaffen“

Israel, aber auch die USA und andere westliche Staaten unterstellen dem Iran seit Jahren, unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung der Atomkraft an der Entwicklung von Nuklearwaffen zu arbeiten. Teheran wies diese Vorwürfe mehrfach zurück. „Wir brauchen keine Atomwaffen“, hatte Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad etwa im September gegenüber dem US-TV-Sender NBC erklärt. „Wir sind aus Prinzip gegen Nuklearwaffen, weil das gegen unsere Überzeugungen und unsere Ideologie ist.“ Vorwürfe in diese Richtung seien immer wieder dieselbe „alte Geschichte“.

Iranisches AKW Buschehr

AP/Vahid Salemi

Das 2010 fertiggestellte AKW Buschehr ist das bisher einzige im Iran

Vor etwas mehr als einem Monat gab Ahmadinedschad dann bekannt, dass Teheran mit Russland über den Bau eines zweiten Atomkraftwerks verhandle. Es gebe dazu „sehr allgemeine Gespräche“, sagte er am Rande der UNO-Vollversammlung Ende September in New York. Gegenüber der „New York Times“ erklärte der iranische Präsident, sein Land würde „umgehend“ die Urananreicherung stoppen, sollte der Westen AKW-Brennstoff liefern. Für den Fall eines israelischen Angriffs auf seine Atomanlagen drohte der Iran mehrfach mit massiven Vergeltungsschlägen.

Bisher ein AKW in Betrieb

Nach jahrzehntelanger Bauzeit und zahlreichen Verzögerungen war im August 2010 in Bushehr an der Küste des Persischen Golfs ein mit russischer Hilfe errichtetes erstes iranisches Kraftwerk in Betrieb genommen worden. Wegen technischer Probleme hat es aber bisher seine volle Leistungskapazität von 1.000 Megawattstunden nicht erreicht.

Brisanter IAEA-Bericht?

Grund für die nunmehrige Eskalation des bereits seit Jahren schwelenden Atomstreits mit der Islamischen Republik dürfte die bevorstehende Veröffentlichung eines Prüfberichts der IAEA zu den iranischen Nuklearlabors diese Woche sein. Dieser Bericht werde „die bisher detailliertesten Vorwürfe“ dahingehend enthalten, „dass das iranischen Nuklearprogramm auf Waffenentwicklung und militärische Nutzung ausgerichtet“ ist, berichtete am Sonntag der US-TV-Sender CNN unter Berufung auf Diplomaten.

Das IAEA-Papier werde „mehr Daten enthalten als bisherige“. Unter anderem soll es ein Computermodell für einen nuklearen Raketengefechtskopf geben. Die UNO-Behörde habe sich bereits in früheren Iran-Dossiers sehr besorgt geäußert, doch diesmal seien die Indizien sehr „explizit“. Ganz ähnlich berichtete die britische BBC am Sonntag, der UNO-Report würde nahelegen, „dass der Iran an Atomwaffen arbeitet“. Laut CNN will US-Präsident Barack Obama den Bericht zumindest dazu verwenden, die internationale Gemeinschaft von der Notwendigkeit einer Verschärfung der Sanktionen gegen die Islamische Republik zu überzeugen.

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