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Haben „ein Monster geschaffen“

Jahrelang hat das in der entlegenen katalanischen Ortschaft Rosas gelegene Restaurant El Bulli zum „Mekka“ der Fangemeinde der Molekularküche gezählt. Seit Juli 2011 ist damit Schluss. Zum Abschluss lud Starkoch Ferran Adria aber noch medienwirksam Freunde, Verwandte und das rund 70-köpfige Personal zum „letzten Walzer“.

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Seitdem ist das Restaurant geschlossen, soll aber als Stiftung spätestens ab 2014 wieder von sich reden machen. Mit „weder jetzt noch künftig werden Reservierungen entgegengenommen“, endet derzeit der Hinweis auf der Website des mehrmals zum weltbesten Restaurant gekürten Gourmettempels, für dessen 50 Plätze es über Jahre ein Zigfaches an Anfragen gab. Allein in den letzten sechs Monaten von El Bullis letzter Saison seien es laut „Telegraph“ mehr als zwei Millionen gewesen.

50-Gänge-Menü zum Abschied

Man habe „ein Monster geschaffen“, und es sei nun an der Zeit, dieses zu bändigen, wie Adria laut „Spiegel“ beim Abschiedsessen vor seinen Mitarbeitern betonte. Zuvor zog die El-Bulli-Belegschaft aber noch einmal sämtliche Register der Molekularküche, die Adria weltberühmt machte.

Pressekonferenz von Ferran Adria vor dem Restaurant El Bulli

Reuters/Albert Gea

Adria zelebriert El Bullis „Last Waltz“ vor internationalen Pressevertretern

Das 50-Gänge-Menü war neben der Belegschaft nur wenigen ausgewählten Freunden, Familienangehörigen und prominenten Kollegen vorbehalten. Auf der Gästeliste befanden sich mit den Spaniern Joan Roca und Andoni Luis Aduriz sowie dem Italiener Massimo Bottura auch einige Stars der internationalen Kochszene.

Mit von der Partie war laut El Bulli auch Rene Redzepi aus Dänemark, dessen Kopenhagener Lokal Noma heuer von der britischen Fachzeitschrift „Restaurant Magazine“ zum dritten Mal in Folge zum weltbesten Lokal geadelt wurde.

Vom Restaurant zum Experimentierfeld

Geht es nach den Plänen des Küchenavantgardisten, soll El Bulli nicht gänzlich von der Bildfläche verschwinden. Im Rahmen einer Stiftung sollen künftig neue gastronomische Konzepte in die Realität umgesetzt werden. Auch der Ausbildung von Nachwuchsköchen bleibt Adria eigenen Angaben zufolge mit bis zu 35 Stipendien pro Jahr weiter treu. Zuvor will sich Adria allerdings selbst auf die Suche nach neuen kulinarischen Kreationen machen. Gleichzeitig wird der bereits 2010 vom britischen „Restaurant Magazine“ zum „Chefkoch des Jahrzehnts“ gekürte Adria weiter mit Ehrungen überhäuft - zuletzt etwa von der Region Katalanien mit der Fischerei-Medaille.

Gerichtsstreit um El-Bulli-Geschäftsanteile

Wegen eines offenbar weiter laufender Streits mit einem ehemaligen Geschäftspartner wurde Adria Ende Oktober vor einem Gericht in Barcelona vorstellig. Die Söhne des Ex-Partners Miquel Horta halten dem 50-Jährigen vor, ihrem Vater dessen Anteile am berühmten Restaurant El Bulli zu einem Preis weit unter dem Wert abgekauft zu haben - und fordern von Adria nun mehr als zehn Millionen Euro.

Adria sagte vor Gericht aus, er habe Horta dessen Kapitalanteil von 20 Prozent an dem Lokal im Jahr 2005 abgekauft, um ihm einen Gefallen zu tun. Sein Ex-Partner habe damals dringend Bargeld benötigt. Demgegenüber hielt Hortas Ehefrau dem Starkoch vor, eine psychische Krankheit ihres Mannes ausgenutzt und diesen praktisch zum Verkauf seiner Anteile gezwungen zu haben.

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