Ende der Kostenloskultur
Die Kostenloskultur im Internet scheint zumindest für kommerzielle Google-Anwender langsam zu Ende zu gehen. Blieb Google bisher nur die Werbung, um mit seinen Gratisangeboten Umsätze zu lukrieren, wagt der US-Konzern nun mit der Einführung von Nutzungslimits in Google Maps den ersten Schritt in Richtung Gebührenpflicht.
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Unternehmen, die das Google-Kartenmaterial über eine Programmierschnittstelle (API) auf ihren Websites einbinden, müssen ab dem nächsten Jahr zahlen, sobald die Karte mehr als 25.000 Seitenaufrufe pro Tag generiert. Das kündigte Google in einem seiner Entwicklerblogs an.
Was auf den ersten Blick nach einem großzügigen Traffic-Limit klingt, kann einzelne „Heavy User“ jedoch durchaus etwas kosten. Denn als Abruf zählt nicht nur der komplette einmalige Aufbau der Karte, sondern jede Anfrage an den Server, berichtete das „Google Watch Blog“. Das heißt, jeder Klick auf der Google-Karte wird mitgezählt, von der Suche über die Routenplanung bis zur angewählten Satellitenansicht.
Private Nutzung weiterhin kostenlos
Viele Unternehmen nutzen Google Maps, um Geoinformationen darzustellen oder Routenplanungen anzubieten. Vor allem Anfahrtspläne zu diversen Standorten werden oftmals mit Google Maps realisiert. Private User sind von der neuen Gebührenpflicht nicht betroffen. Die reine Nutzung von Maps bleibt weiterhin kostenlos. Ebenfalls von der Kostenpflicht ausgenommen sind nicht gewinnorientierte und gemeinnützige Organisationen.
„Für die Nutzer von Google Maps ändert sich rein gar nichts. Die Maßnahme, bestimmte Traffic-Grenzen für Maps-API-Einbindungen einzuführen, dient letztlich auch dem Zweck, Google Maps langfristig kostenfrei für die Nutzer anbieten zu können“, betonte Google-Sprecher Kay Oberbeck gegenüber ORF.at.
Der jetzige Schritt kommt dabei nicht überraschend. Schon im April kündigte Google an, die Maps-API künftig nicht mehr für alle Nutzer unbeschränkt kostenlos bereitzustellen. Und trotzdem riskiert Google mit der Durchsetzung der Maßnahme einen starker Rückgang der Maps-Nutzung.
Kostenlose Alternative OpenStreetMap
Die größte freie Onlinekarte OpenStreetMap (OSM) ist zweifellos der größte Profiteur des Google-Umschwungs. Der quelloffene und kostenlose Onlineatlas wird von über 400.000 Freiwilligen weltweit erstellt. Die Darstellung der Erde im digitalen Raum sei eine zu wichtige Sache, um sie geschützten Systemen wie Google Maps zu überlassen, so die OSM-Mapper.
Die OSM-Karten entstehen dabei auf zweierlei Art: Die Mitglieder gehen oder fahren mit aktivierten GPS-Geräten Straßen und Wege ab und benutzen die dabei entstehenden Logbuchdateien als Grundlage für ihre Pläne. Die zweite wichtige Quelle sind Luftbildaufnahmen und andere Daten, die von Unternehmen oder staatlichen Institutionen freigegeben werden. Hierzulande gibt es das freie Kartenprojekt seit 2006, im Jahr 2008 vollendeten die heimischen „Mapper“ ihren Plan von Wien.
Digitale Karten von Microsoft und Nokia
Auch Microsoft bietet mit Bing einen kostenlosen Onlineatlas, und der Handyhersteller Nokia hat angekündigt, verstärkt in digitale Kartendienste zu investieren. „Wir wollen auf virtuellen Karten so detailliert wie möglich die reale Welt abbilden“, so der zuständige Nokia-Manager Michael Halbherr auf der Hausmesse Nokia World in London.
Stadt Wien stellt Stadtpläne zur Verfügung
Zuletzt hat die Stadt Wien im Rahmen ihrer Open-Data-Initiative den offiziellen Stadtplan von Wien zur Verfügung gestellt. Mit der Initiative werden den Bürgern nicht personenbezogene Verwaltungsdaten zur Weiterverwendung gratis zur Verfügung gestellt. Über die neue Programmierschnittstelle „Stadtplan API“ kann der Wien.at-Stadtplan nun maßgeschneidert in die eigene Homepage eingebaut werden.
Nutzer weichen auf andere Karten aus
Wie viele kommerzielle Nutzer konkret von der neuen Google-Maßnahme betroffen sind, ist nicht bekannt. Mit einer Zusatzfunktion sollen Unternehmen in Kürze überprüfen können, ob sie von der neuen Regelung betroffen sind, so Maps-Produktmanager Thor Mitchell in seinem Blog. Dann könnten Betroffene entscheiden, ob sie Gebühren bezahlen, eine Premier-Lizenz für mindestens 10.000 Dollar jährlich kaufen oder einfach die Nutzung reduzieren wollen.
Eine weitere Möglichkeiten listet Mitchell nicht auf: Statt auf Google Maps und das Risiko einer ungewissen Klickzahl zu setzen, könnten kommerzielle Nutzer auf Nummer sicher gehen wollen und sich künftig kostenlosen Alternativen zuwenden.
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