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Die Zeit allseitiger Vorsicht

In Zeiten der Krise sind alle zurückhaltend: Firmen geizen mit Investitionen. Und die Konsumenten werden so bald keine großen Konsumausgaben tätigen - auch, weil durch die steigende Inflation der Spielraum der eigenen Brieftasche eingeschränkt ist. Die Wirtschaft werde stagnieren, sagte die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) Mitte des Monats.

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Die Unsicherheit über die weitere globale Entwicklung habe das Vertrauen der Unternehmen und Konsumenten negativ beeinflusst, berichtete die OeNB. Österreichs Wirtschaft dürfte im zweiten Halbjahr stagnieren. Demnach gibt es im dritten Quartal nur noch ein Plus von 0,1 Prozent und im vierten Quartal überhaupt kein Wachstum mehr (plus/minus 0,0 Prozent), jeweils gemessen im Vergleich zum Vorquartal.

Erstes Halbjahr rettet Gesamtbilanz

Nur dank des Wachstums in der ersten Jahreshälfte ergibt sich für das gesamte Jahr 2011 aber immer noch ein Zuwachs von 2,9 Prozent. Auch WIFO (2,9 Prozent) und IHS (3,0 Prozent) gingen in ihrer am 30. September veröffentlichten Herbstprognose von einem deutlichen Wachstum für das Gesamtjahr 2011 aus - hatten aber auch ihre Prognosen für 2012 nach unten revidiert.

Stagnation im Industriebereich

Der Einkaufsmanager-Index der Bank Austria signalisiere eine Stagnation der Industrie ab der Jahresmitte 2011. In der Exportwirtschaft ist für die OeNB die Wachstumsabschwächung bereits spürbar. Die nominellen Güterexporte wuchsen im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal kaum noch, und gemäß den aktuellen Ergebnissen des OeNB-Exportindikators vom Oktober 2011 ist für das dritte Quartal ebenfalls nur mit einem geringen Zuwachs zu rechnen (plus 0,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal).

Auch für die Inlandsnachfrage haben sich die Wachstumsaussichten deutlich eingetrübt. Angesichts des tiefen Einbruchs im Zuge der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise blieb die Erholung der Investitionstätigkeit während des Aufschwungs viel zu schwach, um zu einer nachhaltigen Konjunkturstütze zu werden. „Das niedrige Investitionsniveau lässt vielmehr vermuten, dass die Mehrzahl der getätigten Investitionen keine Kapazitätserweiterung zum Ziel hatte, sondern Ersatzinvestitionen waren“, so die OeNB zur Haltung heimischer Betriebe.

Unternehmen verschieben Investitionen

Die Unternehmen verschieben durch das schwächere außenwirtschaftliche Umfeld, vor allem aber vor dem Hintergrund der Schuldenkrise erneut ihre Investitionspläne. „Damit werden von den beiden wichtigsten Wachstumsträgern der letzten Monate, der starken Investitionskonjunktur und der regen Exporttätigkeit, in der zweiten Jahreshälfte kaum mehr Konjunkturimpulse ausgehen“, etwas aufgehellt hätten sich hingegen zuletzt die Aussichten für den Hochbau.

Privater Konsum bringt keine Impulse

Vom privaten Konsum werden in den nächsten Monaten ebenfalls keine nennenswerten Konjunkturimpulse ausgehen. Trotz der bisher erfreulichen Arbeitsmarktentwicklung werden die real verfügbaren Haushaltseinkommen nur geringfügig steigen. Die erforderlichen Budgetkonsolidierungsmaßnahmen und die derzeit noch höhere Inflationsrate lassen wenig Spielraum für zusätzliche Konsumausgaben.

Nach oben wird die OeNB ihre Prognosen wahrscheinlich nicht so schnell korrigieren müssen, wie man selbst zugibt. Von der ungelösten Schuldenkrise in mehreren europäischen Ländern und der Schwäche der US-Wirtschaft sind einfach zu viele Negativindikatoren vorhanden.

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